Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 91
baut, weiß ich nicht." Die Frau Stadträtin ist nicht
bereit es zu sagen. Ich finde, es ist schon ein bisschen stark. Wer betreibt
denn diese 3. Müllverbrennungsanlage? Wird das die Fernwärme Wien sein?
Oder wer wird das sein? Wird das diese Gesellschaft sein? Oder wird es sonst
irgendjemand sein? Niemand sagt uns Wienern und schon gar nicht uns
Gemeinderäten von der freiheitlichen Kontrollpartei, wer denn überhaupt diese
3. Müllverbrennungsanlage baut, betreibt und wer die Wärme abnimmt. Gibt
es da Verträge mit der Fernwärme Wien? Oder gibt es da keine Verträge? Oder
kühlen wir das alles im Donaukanal? Was passiert eigentlich alles mit dem
ganzen Projekt? Bis jetzt gibt es auch gar keinen Gemeinderatsbeschluss, dass
eine 3. Müllverbrennungsanlage von der Stadtverwaltung aus gewollt ist.
Der Herr Bürgermeister ist oft in der Zeitung. Ich
gönne es ihm auch gerne. Dort hat der Herr Bürgermeister gesagt - er erklärt
halt irgendetwas -, dass der Standort Simmering gut ist. Aber es kann doch
nicht so sein, nur weil halt der Herr Bürgermeister meint, dass der Standort
Simmering gut ist. Das sehen die Simmeringer ganz anders. Es ist überhaupt die
Frage, wir haben in diesem SUP-Verfahren zuerst gehabt, dass
450 000 Tonnen für die Stadt angeblich gut seien. Jetzt sind es
240 oder 250 000 Tonnen, ja oder nein, empfindet es der
Bürgermeister oder die Frau Stadträtin als gut. Es wird da ganz einfach über
die Wiener hinweggegangen. Kein Mensch sagt uns, wir, die Stadt, sind für diese
dritte Müllverbrennungsanlage, wir erteilen jemandem den Auftrag diese dritte
Müllverbrennungsanlage zu errichten, unter diesen und jenen Begebenheiten zu
betreiben und wir wollen diese oder jene Brennertechnologie haben. Es wird uns,
der Öffentlichkeit und den Bürgern einfach nichts gesagt.
Die MA 22 führt die UVP durch. Die Bürger
möchten sich aber auf der anderen Seite wehren können. Die Simmeringer sind von
dieser Erklärung des Bürgermeisters überhaupt nicht begeistert. Sie waren
einmal vom Müllspezialisten in Simmering, einem Bezirksvorsteher namens Brix,
begeistert, der am 17. Mai 2002 gesagt hat, er kann sich nicht
vorstellen, dass Simmering eine ganz neue Müllverbrennungsanlage bekommt. Und
was ist jetzt? Kann er sich es jetzt vorstellen? Oder bekommt Simmering keine
ganze Müllverbrennungsanlage? Wahrscheinlich bekommt es nicht eine ganze,
sondern sie bekommt das Doppelte. Aber darüber sind die Simmeringer nicht
gerade froh.
Jetzt stellt sich die Frage, was eigentlich in dieser
Stadt passiert. Die Bürger haben keine Möglichkeit sich zu wehren, wenn auf der
einen Seite diese WKU, diese angebliche Umweltschutzgesellschaft, steht,
ausstaffiert mit 4 Millionen EUR von der MA 48, und auf der
anderen Seite steht der Bürger mit seiner privaten Brieftasche. Wenn das
Demokratie in einer Stadt ist, dann gute Nacht, liebe Stadt Wien! So kann die
Demokratie wirklich nicht ausschauen! Der Bürger muss nämlich eines machen, er
tritt gegen diese 3. Müllverbrennungsanlage, die die Simmeringer Luft
verpesten wird, auf und hat keinerlei Unterstützung seitens der Stadt, die ihm
wenigstens finanziell unter die Arme greift, damit er sich auch ein bisschen
wehren kann. Nein, er muss sogar mit seinem Steuergeld die Gegengutachten
dieser WKU oder von der MA 22 bezahlen. Das heißt, der Bürger ist hier in
einer denkbar schlechten Situation.
Wir sagen Ihnen, wir brauchen in Wirklichkeit keine
3. Müllverbrennungsanlage, weil auch, wenn der Herr Kollege Klucsarits
diesen Bericht nicht gelesen hat, es ist in diesem Wirtschaftsbericht der
MA 48 abgedruckt - ich habe ihn in Kopie hier -, dass es in Wien nur rund
500 000 Tonnen Hausmüll gibt. Mehr gibt es nicht. Alle kolportierten
Sachen, dass das das Doppelte wäre, stimmen nicht. Schauen Sie sich die
Seite 218 an und Sie werden sehen, erstens geht der Müll in allen
Fraktionen zurück und zweitens hat der Hausmüll nur 494 000 Tonnen.
Diese werden immer weniger von Jahr zu Jahr. Es nimmt der Gewerbeabfall ab. Es
nehmen die Pro-Kopf-Massen ab. Es nehmen die Problemstoffe ab. Es nehmen die
Altstoffe ab. Es nimmt alles ab.
Jetzt stellt sich die Frage: Wozu brauchen wir bei
abnehmenden Müllmengen die 3. Müllverbrennungsanlage? Wir wissen, dass
zwischen 240 und 269 000 Tonnen in der Spittelau verbrannt werden
können. Wir wissen, dass der Flötzersteig 200 000 Tonnen hat. Und wir
wissen, dass ab Herbst 2003 im 4. Wirbelschichtofen von Simmering
ebenfalls 70 Tausend Tonnen verbrannt werden können. Das sind zwischen 510
und 540 000 Tonnen Verbrennungskapazität in Wien. (GR Johann
Hatzl: Aber doch nicht Hausmüll im Wirbelschichtofen!) Oh ja, das steht
drinnen! Da steht, der ist für 70 000 Tonnen geeignet. Da können Sie
mich nicht überzeugen. Ich bin für viele Erklärungen zugänglich, aber ich halte
mich an das, was die Stadt Wien in einer offiziellen Stellungnahme ausschickt.
Das glaube ich auch. Da traue ich den Beamten hundertprozentig und halte mich
nur an das, was die Beamten aussenden.
Unsere Meinung ist, wir sollten ein modernes
Müllkonzept machen. Es gibt kein einziges Szenario, dass es notwendig macht, in
Wien diese 3. Müllverbrennungsanlage zu installieren. Simmering hat schon
jetzt die Hauptkläranlage, die EbS, die Südosttangente, die Flughafenautobahn
und die Haupteinflugschneise Wiens. Man kann doch diesen Simmeringern nicht
noch eine zusätzliche Belastung der Wohnqualität aufbürden! Wir sind gegen die
3. Müllverbrennungsanlage, solange nicht bewiesen ist, dass Wien diese
Kapazitäten wirklich braucht. Wien braucht diese Kapazitäten nicht!
Wir sind auch gegen diese Verschleierungstaktik. Wir
Gemeinderäte werden keine Möglichkeiten haben, in die WKU-Geschäftsgebarungen
Einsicht zu erhalten. Die Frau Stadtrat ist ganz stur, muss ich sagen. Wenn man
sie fragt, wer baut, wer betreibt, wer bezahlt, sagt sie, dieses Aktenstück
sagt nur, dass wir da einen Auftrag erteilen. Weitere Auskünfte werden einem
Gemeinderat der Opposition und den Bürgern nicht erteilt. So können sich nicht
von uns erwarten, dass wir diesem Geschäftsstück unsere Zustimmung erteilen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Valentin.
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