Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 91
Christoph Chorherr: Ich habe nichts gesagt!) Nein, Sie
haben gesagt "umgekehrt"!
Weil sie die Splittstreuung nicht im Griff haben,
überlegen Sie Chemikalien im Winterdienst. Gerade in der Frage der
Salzstreuung, glaube ich, ist das Ganze nicht richtig gelaufen. Da müssen wir
uns noch einmal zusammenlesen.
Aus dem Griff geraten ist auch die Situation
betreffend der Schaffung eines neuen Standorts der MA 48 in Hirschstetten
betrifft. Bei dem 500 000 Millionen S schweren Ding in der Donaustadt
wissen wir noch immer nicht genau den Verwendungszweck. Wir warten noch immer
auf eine Entscheidung, was mit dem alten Standort geschieht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen sie mich
zum Schluss meiner Ausführung kommen. (GR
Mag Christoph Chorherr: Gern!) Wir können dem vorliegenden Geschäftsstück
unsere Zustimmung nicht geben, weil wir hier wieder Ungereimtheiten bei der
Prozesssteuerung in der Wiener Umweltpolitik orten müssen. (Beifall bei ÖVP
und bei GR Mag Christoph Chorherr.)
(Das Zusatzlicht im Saal
wird abgedreht. - GR Kurth-Bodo Blind: Warum ist das Licht gerade jetzt
ausgegangen? Sie drehen mir das Licht ab!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Blind wenn ich das gewusst hätte, hätte
ich das anders getimt. Verzeihen Sie mir. Es hat nichts damit zu tun, dass
Ihnen das Rednerpult für die nächsten zwanzig Minuten gehört.
Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Kurth-Bodo Blind
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Ich danke recht herzlich. Wir kommen nun zu einem
recht eigenartigen Tagesordnungspunkt, und zwar weiß ich nicht, was man den
Herrn GR Klucsarits gezahlt hat, dass er sagt, die Müllmengen sinken. Ich
glaube, da hat er diesen Bericht nicht gelesen, den wir doch alle lesen
sollten. Werter Herr Kollege Klucsarits, Sie sollten diesen Bericht lesen, der
sagt, der Müll wird immer mehr. Ich lese Ihnen dann die ganze Seite 218
vor, damit Sie merken, dass die Müllmengen in Wien natürlich nicht steigen,
sondern zurückgehen. Irgendjemand muss Sie da bestochen haben.
Wir kommen jetzt zu einer Sachkreditgenehmigung, und
zwar an eine Gesellschaft. Da wird eine unaussprechliche Gesellschaft genannt:
"Wiener Kommunal Bindestrich Umweltschutzprojektgesellschaft mit
beschränkter Haftung". Da sieht man schon, allein dieser Titel soll es
einem gar nicht leicht möglich machen, diese Gesellschaft beim Namen zu nennen.
Daher werde ich sie kurz WKU nennen, um nicht immer wieder dieses Wort, dieses
Monster "Wiener Kommunal Bindestrich Umweltschutzprojektgesellschaft mit
beschränkter Haftung", sagen zu müssen. (GR Heinz Hufnagl: Den
Bindestrich kann man beim Lesen auslassen!) Nein, der gehört dazu, sonst
ist das ein falscher Firmentitel. Da mache ich Sie dann aufmerksam, was ein
falscher Firmentitel alles nach sich ziehen kann.
Diese Umweltprojektgesellschaft sollte an und für
sich Umweltschutz bewirken und Lösungsszenarien erarbeiten. Aber
Lösungsszenarien können nicht so ausschauen, dass man sagt, wir bauen eine
3. Müllverbrennungsanlage. Simmering 1, Simmering 2,
Simmering 3, so stellen sich die Simmeringer weder Umweltschutz vor, noch
stellen sie sich Lösungsszenarien vor. Man erwartet von so einer Gesellschaft
schon ein bisschen etwas anderes, und zwar den Schutz der Umwelt. Der Schutz
der Umwelt ist für uns Freiheitliche dann gegeben, wenn die Umwelt nach dem
Projekt nicht schlechter ist als vor dem Projekt, das durch diese
Umweltschutzgesellschaft betrieben wird. Ich kann aber heute schon sicher
feststellen, dass nachher die Simmeringer Luft nicht besser ist, nachdem diese
Umweltschutzgesellschaft Simmering vielleicht mit der
3. Müllverbrennungsanlage beglückt. Also ganz sicher betreibt diese, für
Simmering gesehen, eine Verschlechterung der Umweltbedingungen. Höchstens es
kommt jemand heraus und sagt, die Luft wird nachher aus dem Kamin besser
herauskommen als sie unten hineingesogen wurde.
Für die Vorbereitung und Durchführung der
Umweltverträglichkeitsprüfung zur Errichtung einer 3. Müllverbrennungsanlage
sollen zur Abdeckung des dabei entstehenden Aufwands die erforderlichen Mittel
seitens der MA 48 zur Verfügung gestellt werden. Meine Frage an die
politisch Verantwortlichen: Diese WKU gehört zu einem Drittel der MA 48,
aber auch zu einem Drittel der Wien Kanalabwassertechnologien GesmbH und den
EbS. Warum zahlen die anderen eigentlich bei dem Projekt nichts? Warum zahlt
das nur die MA 48? Das wäre, sagen wir, einmal zu beantworten.
Dieser Betrag ist im Voranschlag 2003 auf
Ansatz 8520 - Müllbeseitigung bedeckt. Natürlich sind diese
4 Millionen EUR dort nicht zufällig. Die politische Verantwortliche
wird schon gewusst haben, warum sie diese 55 Millionen S dort geparkt
hat. Aber ich glaube, eine laufende Transferzahlung an Organisationen ohne
Erwerbszweck ist dort nur die Post 757, weil diese Gesellschaft ist
Kapitalgesellschaft. Das ist ja keine Gesellschaft ohne Erwerbszweck. Eine
GesmbH hat sehr wohl einen Erwerbszweck.
Was mich nur wundert, ist, dass wir im Gemeinderat
total entmündigt werden. Es wird nicht nur der Simmeringer Bürger entmündigt,
es wird nicht nur der Wiener entmündigt, es wird auch der Gemeinderat durch
diese eigenartige Konstruktion total entmündigt. Wie sieht die Entmündigung
aus? Diese WKU plant irgendetwas auf Grundlagen, die wir nicht kennen, und
erstellt ein Projekt. Wir müssen alles machen, nur nicht mitreden, sondern wir
dürfen nur zahlen. Mitreden, informieren, das spielt es nicht mehr.
Ich habe die Frau Stadträtin im letzen Umweltausschuss am
11.2.2003 gefragt: "Wer baut eigentlich diese
3. Müllverbrennungsanlage?" - Darauf war keine Antwort zu erwarten.
Ich glaube, von der WKU werden wir auch keine Antwort bekommen, weil die dann
locker sagt: "Ich habe den Auftrag, diese Umweltverträglichkeitsprüfung zu
machen und ein Projekt zu erstellen, aber wer das
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