Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 91
Bäume in einem einjährigem Rhythmus zurückschneiden,
schauen, ob sie es überleben, dann kommt das Ausgraben, dann kommt der
Hubschrauber, dann kommt das Wiedereingraben im 2. Bezirk oder irgendwo
sonst, dann werden sie dort festgezurrt, zwei Jahre oder eben ein Jahr, wie
lange das Projekt halt dauert, dann werden sie wieder zurückeingepflanzt und
dann schauen sie aus wie ein Stecken. Wenn die Frau Stadträtin oder die SPÖ
glaubt, das Projekt so durchführen zu können, dann wird der Stadtpark nie
wieder so aussehen, wie er jetzt aussieht.
Deswegen schlagen wir vor, das Projekt so zu
adaptieren, dass es zu keinen Baumfällungen kommt und Wien trotzdem den
notwendigen Kanal bekommt. Das Projekt der MA 45 hat anders ausgesehen.
Jetzt hat uns die MA 30 mit einem Projekt beglückt, das wiederum, wie sie
selber sagen, ein Wahnsinnsprojekt ist, zumindest ist es in der Zeitung so
gestanden.
Ich möchte Ihnen den Beschlussantrag vorlesen:
"1. Der Gemeinderat stoppt mit sofortiger
Wirkung alle geplanten Baumfällungen und Baumausgrabungen im Stadtpark.
2. Der Bau des Wien-Sammelkanals wird neu
überdacht, dabei erfolgt eine Überprüfung der vorhandenen Variante im Hinblick
auf Ökologie und Stadtbild.
3. Alle weiteren Planungsschritte erfolgen unter
größter Transparenz, unter Einbeziehung der Bevölkerung und der
Bezirksbehörden. Die Wiederaufnahme von Bautätigkeiten für das Kanalprojekt ist
nach Vorlage eines Berichts vom Gemeinderat zu genehmigen."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.
Jetzt habe ich nur ein ganz kleines Problem. Ich habe
die Anträge auf meinem Platz liegen. Die muss mir jemand bringen, dann kann ich
sie auch abgeben. Damit bin ich noch in der Zeit, damit der Erich, unser
stellvertretender Vorsitzende, rechtzeitig nach Hause kommt. Ich bin gleich
fertig mit meinem Antrag.
Die "Kronen"-Zeitung hat unserer Frau
Stadträtin viel Glück gewünscht. Ich wünsche ihr auch viel Glück, weiterhin in
der tollen Zusammenarbeit mit der "Krone". Meine drei Anträge habe
ich jetzt beieinander. Wir werden sehen, was die Debatte bringt. - Danke schön.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
GR Klucsarits. - Bitte.
GR Rudolf Klucsarits
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das vorliegende Gesetzstück, bei dem es in drei
Buchstaben zusammengefasst um die UVP der dritten Müllverbrennungsanlage geht,
gibt uns ein bisschen die Gelegenheit, uns an den Beginn der Legislaturperiode
zurückzuerinnern, an dem, Frau Stadträtin, gleich ein knalliger Fehlstart war.
Ich möchte nur ein kleines Detail erwähnen. Das war der Stopp des
Liefervertrags an die Schwarze Pumpe in Ostdeutschland, der auf einmal, als wir
das aufgezeigt haben, von der Tagesordnung des Ausschuss genommen wurde. Wir
haben nie mehr etwas davon gehört. Diese Schwierigkeiten waren sicher am
Anfang, als Sie dieses Umweltressort übernommen haben.
Es gibt weitere folgenschwere politische Manöver, die
nicht gerade als sehr geschickt zu bezeichnen sind. Auch wieder hat diese mit
einem dreibuchstabigen Kürzel, nämlich SUP, das strategische
Umweltprüfungsverfahren für die Wiener Abfallwirtschaft zu tun. Meine Damen und
Herren, im Endeffekt ist das SUP bei weitem nicht so gut dotiert wie dieses
UVP-Verfahren, aber ich glaube, für die Wiener Umweltpolitik ist das SUP schon
sehr wichtig, denn mit dem SUP-Verfahren haben namhafte Experten die Zukunft
der Wiener Abfallwirtschaft eindeutig festgelegt.
Bei der Arbeit dieser Expertengruppe sind wesentliche
Entscheidungen herausgekommen. Eine davon betraf diese
3. Müllverbrennungsanlage, die genauso empfohlen wurde wie gleichzeitig
die Stilllegung der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig als Ausgleichsmaßnahme
zur 3. Müllverbrennungsanlage. Das wurde verkündet und auf einmal war
irgendwo eine politische Findung in Simmering, die
3. Müllverbrennungsanlage wird kleiner gebaut, aber wir lassen den
Flötzersteig, obwohl der Flötzersteig durch den Standort nicht ideal ist und
auch nicht mehr auf dem Stand der letzten Technik ist. (GR Mag Thomas Reindl: Das stimmt ja gar nicht!) Man kann sich
vorstellen, wie das gelaufen ist. (GR
Godwin Schuster: Wer sagt denn das?) Noch dazu, Frau Stadträtin, waren Sie
in diesem Expertenteam, das die Stilllegung des Flötzersteigs beim Bau der
3. Müllverbrennungsanlage empfohlen hat. Das stimmt. (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Das stimmt sicher nicht!) Nein,
das Ganze stimmt! (GR Godwin Schuster: Wo
haben Sie das her? Da haben Sie sich verhört!)
Aber gehen wir zur Zukunft. Das war die
Vergangenheit. Im vorliegenden Akt soll das Geld für einen weiteren
Vorbereitungsschritt für die Müllverbrennungsanlage genehmigt werden. Natürlich
finden wir, dass das gesetzlich vorgeschriebene UVP-Verfahren gerade bei diesem
gegenständlichen Projekt, bei dem es um sehr viele Bürgerängste geht, besonders
gut vorbereitet werden sollte, doch wir sind angesichts der Summe, die hierfür
verwendet wird, mehr als gespannt, welchen großen Vorbereitungsprozess wir
erwarten können. Ich sage das auch, weil man uns gesagt hat, ein Bürgerbeteiligungsverfahren
wäre in diesem Fall nicht sinnvoll. Meine Damen und Herren, angesichts dieser
Summe wäre, glaube ich, ein Bürgerbeteiligungsverfahren auch noch drinnen
gewesen.
Ich hoffe, wir werden nicht weiter enttäuscht. Ich hoffe
auch, dass wir nicht die gleiche Enttäuschung beim Genehmigungsverfahren für
das geplante Biomassekraftwerk erleben werden. Wir können uns zwar kaum
vorstellen, dass dieses rot-grüne Prestigeobjekt an einer terminlichen
Unachtsamkeit scheitern wird, aber uns erscheint es angesichts der langen
Vorlaufzeit für die Errichtung dieser Anlage es äußerst schwierig, den
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