Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 91
Frau Sommer-Smolik. – Bitte.
GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich berichtige tatsächlich, dass wir nicht gegen
LAN-Partys sind und zweitens dass in dem Antrag, der heute zur Abstimmung
vorliegt, nicht steht, dass die Miete, der Strom und Sonstiges gefördert werden
sollen, sondern die Subvention an den Verein "Austrian Players
League" zur Unterstützung seiner geplanten Aktivitäten im Jahr 2003
in der Höhe von 22 000 EUR gehen soll. Bei der Liste der Aktivitäten
stehen LAN-Veranstaltungen, Freizeitveranstaltungen wie LAN-Partys,
Computerspielturniere, Internetsuchspiele, Unterstützung von Jugendlichen bei
Veranstaltungen. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Also, Jürgen, lies
bitte deinen Akt das nächste Mal, bevor du heraus gehst!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Wie Sie wissen, haben die Grünen eine ausgeprägte
Diskussionskultur. In diesem Fall sind wir durchaus unterschiedlicher Meinung.
LAN-Partys und Computerspiele zu spielen, meine ich,
sind Teil einer aktuellen Jugendkultur. Das ist etwas, was sich in den letzten
15 bis 20 Jahren entwickelt hat. Auch ich habe einen Teil meiner Jugend
mit solchen Zusammenhängen verbracht und habe vielleicht deshalb einen anderen
Zugang. Vielleicht hat es auch etwas mit dem Alter oder mit einem grundsätzlich
anderem Verständnis von Jugendarbeit zu tun.
LAN-Partys und Computerspiele sind Teile von
Lebensrealitäten junger Menschen. Das wissen wir. Lebensrealitäten haben es an
sich, dass sie oft nicht ganz so sind, wie wir uns das gern vorstellen würden.
Viele junge Menschen sind zum Beispiel durchaus in einem Alter, das man
klassischerweise "die Pubertät" nennt, in dem sie nicht wahnsinnig
glücklich mit sich selbst sind oder in dem sie vielleicht oft auch über die
Strenge schlagen. Wir alle wissen, dass es notwendig ist, hier einen Rahmen zu
bieten und dass unsere Gesellschaft einen Auftrag hat, junge Menschen dort zu
unterstützen, wo sie uns brauchen.
Was wir aber meines Erachtens nach nicht tun dürfen,
ist, die Lebensrealitäten junger Menschen sträflich zu vernachlässigen und so
zu tun, als wäre das, was da passiert, nicht wahr oder darf nicht wahr sein,
weil es nicht so ist, wie wir es uns wünschen. Viele Jugendliche, aber auch
ältere Menschen, spielen gerne mit dem Computer. Erinnern Sie sich an die
berühmten Artikel zu Tetris oder Moorhuhn, wo uns vorgerechnet wurde, welche
Ausfälle diese Spiele gerade im Bereich der Wirtschaft verursacht haben, weil
sehr erwachsene Menschen sehr ausführlich Computerspiele gespielt haben statt
zu arbeiten. Diese Spiele sind Teile von Realitäten und decken Bedürfnisse ab.
Das ist zu akzeptieren. Gleichzeitig muss man sich dort, wo das Ganze vielleicht
negative Effekte hat, anschauen, wie man damit umgeht.
Jugendliche spielen Computerspiele, weil sie sich
vielleicht für nichts anderes interessieren als für Computer. Manch einer
meint, das wäre schlimm, weil ein Buch würde doch so viel mehr bringen. Vielleicht
auch nicht. Vielleicht sind Computer und Computerspiele durchaus eine adäquate
Freizeitbeschäftigung. Im Übrigen kann das, was Spaß macht, nicht immer ganz
falsch sein. Wenn Jugendliche allerdings in Situationen, in denen es ihnen
vielleicht nicht so gut geht, allein gelassen werden, dann rutschen sie leicht
in Isolation. Das kann wohl nicht unser Anliegen sein. Es kann nicht sein, dass
wir der Meinung sind, weil Jugendliche gern Computer spielen, dass sie alleine
zu Hause vor einem Computer sitzen und dann dort das eine oder andere
gewalttätige oder auch nicht gewalttätige Spiel spielen. Viel eher ist es mir
ein Anliegen, dass diese Leute dann zusammenkommen können und die großen
Errungenschaften, die das Internet mit sich gebracht hat, nutzen können,
nämlich zu kommunizieren, gemeinsam an etwas zu arbeiten und gemeinsam etwas zu
lernen.
Das Internet hat eine Neuerung gebracht. Das bringt
uns nämlich die technische Möglichkeit, dass man diese Spiele gemeinsam spielt,
Netzwerkspiele, Multiuserspiele übers Internet spielt oder sie auch bei
LAN-Partys spielt. Das heißt, diese LAN-Partys sind ein Ort der Kommunikation,
genauso wie die geplante Area Fiftytwo. Sie sind eine Möglichkeit, wo man
den Computer unter den Arm nimmt, das Netzwerkkabel in die Tasche steckt, dort
hingeht und gemeinsam mit anderen Leuten diese Spiele spielt. Was dann dort
passiert, ist vielleicht viel wichtiger und viel förderungswürdiger als die
Tatsache, dass das Spiel gewalttätig ist. Es ist keine Frage, das ist
grundsätzlich nicht ganz unproblematisch, weil dort werden Know-how
ausgetauscht, dort werden Skills erlernt, dort redet man miteinander. Das ist,
glaube ich, sehr förderungswürdig, nicht zuletzt deshalb, weil diese Spiele
mittlerweile auch Entwicklungen anbieten, mindestens förderungswürdig sind,
nämlich zum Beispiel die Möglichkeit, diese gewalttätigen Spiele weiter zu
bauen, eigene Levels zu schaffen. Es gibt die Möglichkeit, sich in
Baukastensystemen mit Software selbst eigene Welten zu erschaffen, selbst
eigene Waffen zu bauen. Es sind dann noch immer Waffen, aber vielleicht werden
dann Bananen und nicht mehr Kugeln geschossen. Vielleicht wird sogar der
gesamte Charakter des Spiels umgedreht. Es gibt viele gute Beispiele dafür, wie
das passiert ist. Viele Spielerinnen und Spieler machen es nur noch so, dass
sie ihre eigenen Levels spielen.
Natürlich ist es richtig, dass es ein Problem darstellt,
dass dort Gewalt, wenn Sie so wollen, verherrlicht wird. Das ist
selbstverständlich ein Problem. Aber gleichzeitig - das zeigen im Übrigen
durchaus die Arbeiten einiger Entwicklungspsychologen - kann man mit diesen
Spielen einiges bei jungen Menschen bewegen. Wolfgang Bergmann, anerkannter
deutscher Kinderpsychologe, arbeitet zum Beispiel gerade an der Entwicklung
eines Spiels, das verhaltensauffällige Kinder dazu bringen soll zu
kommunizieren. Er hat nämlich festgestellt, dass die
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