Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 91
keine Personalkosten. Wir fördern überhaupt keine LAN-Partys. Nur das,
was in dem Antrag steht und was nachher beschlossen wird. Das ist der Antrag.
Das Zweite: Was ist eine LAN-Party? Grundsätzlich
spielen Jugendliche Computerspiele. Die spielen sie entweder daheim, im
Internet, und als Alternative dazu wurde versucht im LAN, Local-Area-Network,
Computer zusammenzuschließen und diese Spiele gemeinsam zu spielen. Mit dem
Argument, dass man dadurch das Ganze auch kommunikativ machen kann. Da bilden
sich Teams. Da bilden sich eigene Strategien. Die machen eigene Fahnen, Wimpel,
tunen ihre Computer. Und das ist das, was eine LAN-Party an sich ist. Meistens
gibt es dort, zumindest für die, die in Wien sind, Alkohol- und Rauchverbot.
Und die Kids nehmen ihre Computer selber mit. Die sind meistens supertoll
aufgetunt, weil ein richtiger Spieler lässt sich den Computer nicht von
irgendjemand zur Verfügung stellen. Da sind auch schon die Spiele
vorinstalliert.
In dem Zusammenhang bietet zum Beispiel die Austrian
Players League ausschließlich das LAN an, also die HUBS, die Internetkabeln,
die Netzwerkkarten und nicht die Computer und die Spiele. Das heißt, wenn da im
Antrag steht, dass Gelder verwendet werden, weil Computerspiele angeboten
werden, geht das ins Leere, weil das rechtlich gar nicht geht. Ein Verein kann
nicht Computerspiele anbieten für irgendeine LAN-Party.
Das Zweite ist: Aus dem Konzept geht übrigens auch
genau hervor, wofür die Subventionsgelder verwendet werden. Das habe ich schon
erwähnt, aber ich verstehe den Antrag an sich sehr als ins Leere gehend. So
viel dazu, was eine LAN-Party ist.
Das Dritte - jetzt komme ich zum Schluss - was mich
so verwundert, ist dieser pädagogische Zugang. Es gibt diese LAN-Partys. Die Jugendlichen
spielen dort zu 90 Prozent Spiele, wo Gewaltanwendung als Spielkonzept
verwirklicht ist. Das ist so. Das finde ich auch nicht super. Ich finde auch
Spiele, wo es keine Sieger gibt, oder zumindest Spiele, wo nicht massiv Leute
erschossen werden, besser. Es gibt aber diese Spiele. Jetzt gibt es mögliche
Reaktionen darauf:
Erstens: Das Verbot. Das dürfen sie nicht. Motto
"Augen zu und ich bin nicht mehr da".
Zweitens gibt es natürlich die Möglichkeit, das in
irgendeiner Weise ernst zu nehmen und pädagogisch zu nutzen. Diese
Bewahrpädagogik hat eigentlich in den Sechzigerjahren geboomt, letztes
Jahrhundert. Jetzt geht man eher von diesem Wirkungsansatz, was Medien mit
einem machen, zu einem Nutzungsansatz, nämlich was man mit Medien machen kann,
was die Leute mit Medien machen, lernen wir ihnen einen Zugang und dann
arbeiten wir damit. Genau das ist der pädagogische Zugang der Medien. Die holen
die Jugendlichen dort ab, wo sie sind, weil Pädagogen mit dem erhobenen
Zeigefinger ins vorige Jahrhundert gehören. (Beifall
bei GRin Mag Marie Ringler.)
Natürlich wäre es schöner, wenn die Jugendlichen nur
Spiele ohne Sieger spielen würden. Aber die Augen zu verschließen und dann nur
den Reichen den Zugang zu lassen, die ein LAN daheim aufbauen können, weil die
Computer haben, ist absolut der falsche Weg. Ich plädiere wirklich dafür, dass
man hergeht und die Lebenswelt von Jugendlichen wahrnimmt, dass man anschaut,
was sie machen, was sie spielen und dass man das dann als pädagogischen Raum
nutzt, dass man da hineingeht, dass man mit den Jugendlichen redet und mit
ihnen arbeitet. (Beifall bei SPÖ und GRin Mag Marie Ringler.)
Jetzt kann ich Luft schnappen. Sie mögen genau das,
was die Stadt Wien macht, weil mit der "Austrian Players League" gemeinsam
organisiert hat man zum Beispiel die LAN-City im Rathaus, 7. bis 9.11.2001. Da
hat es parallel dazu massive Diskussionen mit Pädagoginnen, mit Pädagogen, mit
Psychologinnen und Psychologen gegeben. Das war in der Öffentlichkeit. Da hat
es die Möglichkeit gegeben, genau das zu thematisieren. Wie ist das mit Gewalt?
Wie ist das mit diesen LAN-Partys überhaupt? Wie kann man damit pädagogisch
arbeiten? Das ist das, was die Stadt Wien macht. Das ist das, was die übrigens
auch in Verbindung mit der Stadt Wien machen.
Oder als zweites Beispiel, die LAN-Partys nur für
Frauen oder nur für Mädchen, weil es ein großes Problem ist, dass diese Sachen
vor allem sehr exklusiv von Männern und Buben genutzt werden. Auch da startet
die "Austrian Players League" zum Beispiel Initiativen.
Zum Schluss: Ich hätte das sonst nie gesagt, aber
weil der Herr Kollege Strobl die deutsche Debatte eingebracht hat, tue ich es.
Ich habe vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von
Deutschland ein Heft, das sich durchgehend nur mit Spielen auseinander setzt,
mit LAN-Partys und so weiter. Da gibt es einen relativ netten Artikel. Das ist
übrigens alles einhellig, also nicht, dass man jetzt glaubt, ich suche genau
das heraus, wo die Wutzlhofer-Argumentation steht. Das gefällt mit recht gut
und ich würde das als Schlusswort stehen lassen: "Natürlich weiß man, dass
es auch pädagogisch interessante Computerspiele gibt und dass eine Vielzahl
normaler und netter jungen Menschen diesem Hobby frönt. Aber Beachtung wird der
Spielergemeinde meist nur in einem Punkt zuteil, dann, wenn es um die negativen
Aspekte geht. Computerspieler spielen gewalttätige Games, Computerspieler sind
süchtig, Computerspieler tauchen in virtuelle Welten ab und sind deshalb etwas
sonderbar. Lauter negative Schlagzeilen, durch die zwar die Spieler erfahren,
dass es sie gibt, jedoch versehen mit dem Stigma des Abnormen und irgendwie
Gefährdeten. Aus pädagogischer Sicht ein fataler Irrweg, da pädagogisches
Handeln unter diesen Prämissen nur schwer möglich ist."
Ich plädiere dafür, sich den Lebensraum von
Jugendlichen genau anzusehen, sich genau anzusehen, was sie machen, das
auszuloten und nach Möglichkeiten zu suchen, wie man mit ihnen arbeiten kann
und nicht mit Tabuisierung und Prohibition zu arbeiten. - Danke. (Beifall
bei SPÖ und GRin Mag Marie Ringler.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Es geht
noch weiter. Wir haben jetzt eine tatsächliche Berichtigung von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular