Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 91
gibt es nichts zu interpretieren, das ist wortwörtlich
mitgeschrieben. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt keine
Interpretationsmöglichkeit über "er hat an der Flächenwidmung Atzgersdorf
teilgenommen". Da ist keine falsch Interpretation möglich. (GR DDr
Bernhard Görg: Das musste er ja sogar!) Ich weiß schon, dass Sie da ein bisschen nervös werden, Herr
Stadtrat. (GR Christian Oxonitsch: Soll er als Magistratsbeamter nicht dort
sein? Es geht ja um seine Beamtentätigkeit! Das ist eine unseriöse
Darstellung!) Das ist schon möglich, dass Sie da nicht ganz zufrieden sind.
Und weil es, Herr StR Görg, auch um die Frage geht,
ob die Verantwortlichen, Sie zum Beispiel, etwas wussten: Das haben Sie auch
wissentlich überlesen, nicht in den Bericht hineingenommen.
Der Stellvertreter Dr Sengelin, der den Akt zum
Atzgersdorfer Friedhof federführend übernommen haben soll von Vokaun, hat
diesen Akt nie federführend übernommen, er war nur kurzfristig als Urlaubsvertreter
damit befasst. Das hat er auch ausgesagt. (GR
DDr Bernhard Görg: Habe ich das behauptet?) Na, Moment! Sie werden gleich
sehen, worum es geht. Sie haben das nicht behauptet, aber im Zusammenhang mit
dieser Befragung stellt sich Interessantes heraus. Er sagt: Es war aber ohnehin
Wurscht, wer von den Beamten den Akt federführend geführt hat, denn die höhere
Stelle habe das entschieden, und er habe schon x-mal gesagt, wer die höhere
Stelle sei.
Nach näherem Befragen: Es war mein unmittelbarer
Vorgesetzter. Es ist der Bereichsleiter Dr Klotz. Von dort ist es besprochen
worden, beim Baudirektor, beim Stadtrat. Aussage Vokaun.
Eine höhere Ebene? – Bereichsleiter Dr Klotz: Ich
glaube, dass das übergeordnete Stellen sind. Also wenn von dort nicht die Entscheidung
gekommen ist, würde der Antrag ja nie gestellt worden sein, denn das ist ja
eine Sache, die nicht ein Abteilungsleiter treffen kann, sondern die auf höhere
Ebene zu treffen ist.
Wenn Sie diese Aussagen nicht würdigen wollen, weil
sie Ihnen unangenehm sind und weil sie Ihre Verquickung in den Skandal
beweisen, dann verstehe ich das schon, aber bitte halten Sie doch nicht die
Mitglieder des Gemeinderates, die zum Teil auch Mitglieder der
Untersuchungskommission waren, für so dumm, dass sie Ihnen auf den Leim gehen
und einen Bericht zur Kenntnis nehmen werden, in dem die Unwahrheit drinnen
steht – im Gegensatz zu dem, was protokolliert ist. (GR Gerhard Pfeiffer: Dann müssen Sie mit der Kollegin sprechen! Die
war einverstanden! Das ist wirklich haarsträubend, was Sie jetzt verbreiten!)
Herr Kollege Pfeiffer, ich komme jetzt zu einem
interessanten Fall, der auch auf die Ära des Herrn StR Görg zurückgeht, aber
auch den jetzigen StR Dipl Ing Schicker betrifft, weil Dipl Ing Schicker
hier vor einem Jahr auf eine Anfrage zur Flächenwidmung Praterstraße 20
ganz locker erklärt hat: Das ist alles dicht, das hat ohnehin das Kontrollamt
schon geprüft. – So dicht und so gut geprüft, dass das Kontrollamt jetzt ein
Jahr lang neuerlich den Fall geprüft hat.
Und jetzt kommen wir zum Ergebnis, was das
Kontrollamt über die Flächenwidmung Praterstraße 20 sagt. Und das ist nur
ein Beweis mehr, wie hier in der Vergangenheit und auch noch in der jüngsten
Vergangenheit bei Flächenwidmungen mit Bürgern, die als Berechtigte für
Stellungnahmen da sind, mit Bezirkspolitikern, die im Bauausschuss
mitzuentscheiden haben, aber auch mit Gemeinderäten umgegangen wird.
Diese Dichtheit schaut so aus, dass das Kontrollamt
ganz klar feststellt, dass hier von der Magistratsabteilung von Herrn SR Vatter
ein Planentwurf vorgelegt wurde, der Anfang Jänner 2001 dem Bezirk übermittelt
wurde, worin Bauklasse IV für die Praterstraße 20 vorgesehen ist. Es
gab zu dieser Zeit bereits ein Expertenverfahren oder ein vom Grundeigentümer
einberufenes Verfahren, wo der Bezirksvorsteher drinnen saß, wo SR Vatter
drinnen saß, der also genau wusste, dass während der Planvorlage an den Bezirk
ein Verfahren läuft, wo auf Grund der Architektenergebnisse alle davon
ausgegangen sind, und zwar noch während des Auflageverfahrens, es wäre
Bauklasse V besser, weil die Architekten Projekte eingereicht haben und
auch das Siegerprojekt die Bauklasse V vorsah.
Sie haben weder den Bezirk informiert – der
Bezirksvorsteher hat kein Wort gesagt –, es wurde die Bezirksbevölkerung nicht
informiert, es wurde der Fachbeirat nicht neuerlich informiert oder beigezogen.
Man hat ganz einfach den Ablauf der Dinge im Bezirk nach Ende der Auflage vom
Bauausschuss beschließen lassen, und das ist in den Gemeinderat gekommen. Und
hier gab es – und das ist bezeichnend, weil wir von Verwendungszusagen gehört
haben – keine Verwendungszusage, sondern eine direkte Zusage des
verantwortlichen Beamten. SR Vatter hat in dem Expertenverfahren dem
Grundeigentümer geraten oder gesagt: Machen Sie einen Antrag, dann werden wir
erhöhen. Dieser Antrag ist aber dann erst relativ spät – Ende oder Mitte
Februar – eingereicht worden.
Daraufhin hat man – und das ist der Skandal – von der
Bauklasse III – von der sind wir ausgegangen, das war Bestand – einen
unrealistischen Entwurf mit Bauklasse IV präsentiert, hat Bürger,
Bezirkspolitiker getäuscht, weil man schon wusste, das lässt sich nicht halten,
man wird erhöhen. Man sagt dem Grundeigentümer, mach einen Antrag, wir machen
das schon, schwindelt das am Bezirk und am Gemeinderat vorbei – am Gemeinderat
vorbei! – und macht aus der Bauklasse III nicht wie vorgesehen
Bauklasse IV, sondern Bauklasse V.
Wissen Sie, was das ist? Sogar SR Vokaun, aber auch alle
Experten und auch das Gutachten – nicht nur seit dem Korinek-Gutachten, sondern
in zahlreichen Entscheidungen – haben klargestellt, dass die Überschreitung
einer Bauklasse jedenfalls keine geringfügige Änderung eines
Flächenwidmungsplanes mehr darstellt. Sie haben es daher unterlassen – und das
ist ihre Verantwortung, Herr Stadtrat –, diesen geänderten Plan neuerlich dem
Fachbeirat vorzulegen, dem Bezirk in die Auflage zu geben, und Sie haben es
auch unterlassen –
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