Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 91
dass der Bericht sachlich und richtig abgefasst wurde, dass
es aber natürlich politische Schlüsse daraus zu ziehen gilt, zu denen die
unterschiedlichen Fraktionen einen unterschiedlichen Zugang haben, dass wir
diese Diskussion und diese Debatte aber selbstverständlich weiterführen werden.
Das ist der Grund, warum wir hinter diesem Bericht stehen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Josef
Wagner. Ich erteile es ihm.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist beschämend, wenn man nach einem Jahr
intensiver Kommissionssitzungen miterleben musste, welche Fakten, Widersprüche,
Versäumnisse auch politisch Verantwortlicher auf den Tisch gekommen sind, wenn man
heute hier im Gemeinderat seitens der SPÖ und leider Gottes auch seitens des
ehemaligen Koalitionspartners ÖVP – beide sind ja davon betroffen, in den
Skandal involviert – erleben muss, wie sie aus einem Skandal der Regierenden,
der politisch Verantwortlichen versuchen, einen Skandal der Opposition zu
machen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde Ihnen noch
ein paar Fakten nennen, woraus auch Sie vielleicht erkennen – Sie sind ja nicht
in der Kommission gesessen, daher wissen Sie auch nicht Bescheid –, dass Sie
sich von Ihren Kolleginnen und Kollegen täuschen lassen. Und auch das, was in
dem Schlussbericht der SPÖ/ÖVP steht, ist das Papier nicht wert, auf dem es
gedruckt ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie sollten sich entweder wirklich besser informieren
und nicht ganz Ihren Kollegen trauen und glauben, auch nicht der ÖVP, weil Sie
ja hier in einem Boot sitzen. Und das merkt man auch. Ich vermisse ein bisschen
die Angriffsfreudigkeit, die die ÖVP nach den letzten gewonnenen Wahlen in
Richtung SPÖ gezeigt hat. Heute ist wieder ein Schulterschluss, der erstaunlich
ist. Wir machen uns unseren Reim darauf. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich weiß schon, diese Koalition des Zudeckens, des
politischen Handelns wird heute fortgesetzt, weil es für beide unangenehm ist,
wenn einer der beiden Partner plötzlich das Schweigen brechen würde. Daher sind
sie so eng miteinander verbunden. (GR Gerhard Pfeiffer: Recht muss Recht
bleiben!) So ist es. Nur
Ihre Darstellung heute hat nichts mit Recht zu tun. Haben Sie neue Unterlagen,
die Sie nicht vorgelegt haben? Haben Sie noch einen Handakt wo gefunden? Nun
gut, jetzt ist es zu spät, wir sind ja bei der Debatte des Schlussberichtes.
Es ist um die Frage der genauen Untersuchung
gegangen, ob der Abteilungsleiter, der ehemalige SR Vokaun, im Zusammenhang mit
den Flächenwidmungen Gegenleistungen oder persönliche Vorteile erhalten hat.
Dipl Ing Steiner, ein glaubwürdiger Zeuge, sagt, dass er Vokaun als politisch
motiviert und außengelenkten Menschen betrachtet. Er verweist darauf – das ist
die Aussage des Dipl Ing Steiner –, dass man es im Rathaus nicht ungern gesehen
hat, wenn bestimmte Wohnbauträger zum Zug kommen oder politische Verbindungen
zur SPÖ bei Flächenwidmungen besonders berücksichtigt werden. Das sind doch alles
Aussagen von einem glaubwürdigen Zeugen, die beweisen im Verlauf der
Vernehmungen, dass hier sehr wohl der Vorteil für die SPÖ bewusst angedacht war
und auch danach gehandelt wurde.
Die FPÖ kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass diese
Aussagen Steiners beweisen, dass es hier politische Verbindungen auch zu
entsprechenden Verantwortlichen nicht nur in der Beamtenschaft, sondern auch
hin zu den politisch Verantwortlichen gibt, die mit Wissen zugeschaut und
nichts unternommen haben.
Die genaue Klärung der Frage, ob sich der ehemalige
Abteilungsleiter bei der Immobilienmesse in Cannes Vorteile verschafft hat oder
ob hier ein Schaden für die Stadt Wien eingetreten ist, ist auch interessantes
Detail. Vokaun hat sich zur Immobilienmesse angemeldet und hat sich dann, damit
er der Stadt Wien etwas spart, nicht als Beamter der Stadt Wien dort angemeldet
und eintragen lassen – davon wussten aber auch wieder seine politischen
Vorgesetzten –, sondern er hat dann plötzlich als Mitarbeiter beim Aussteller
der Bauträgergesellschaft Wien Mitte fungiert. Die Stadt Wien hat die Hälfte
nachgelassen bekommen von der doch beträchtlichen Teilnahmegebühr.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir schon
so weit sind, dass politisch Verantwortliche zuschauen, wie sich ein Beamter
der Stadt Wien bei einer internationalen Messe zum halben Preis einschleicht,
und das toleriert wird und es da keinen Aufschrei gibt, dann wundere ich mich
nicht, dass es auch bei Verfehlungen bei Flächenwidmungen keinen Aufschrei
gegeben hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Dipl Ing Vokaun war auch Konsulent der Wien Süd. Das
haben wir heute schon öfter gehört. Und ein Fakt, den sie offensichtlich vom
Tisch wischen, der auch in Ihrem Bericht nicht vorkommt, der auch vom Kollegen
Ulm falsch dargestellt wird: Dipl Ing Vokaun war angeblich nur in
Niederösterreich tätig. Das behaupten Sie immer, das schreiben Sie in Ihrem
Bericht. Es stimmt nur nicht, denn wenn Sie sich bitte die Zeugenaussage des
Direktors Hans Wöhrer von der Wien Süd anhören und lesen, dann werden Sie
feststellen, das derjenige, der es wissen muss, nämlich Direktor Hans Wöhrer,
vor der Untersuchungskommission gesagt hat, Vokaun war beim Atzgersdorfer
Friedhof beteiligt, zum Beispiel, wenn Architekten Entwürfe vorgestellt haben.
Und ob das vor oder nach dem betreffenden Ankauf durch die Wien Süd war, konnte
Hans Wöhrer nicht sagen.
Also bitte eines ist schon klar: Wenn Sie sagen, die Frage
der Unvereinbarkeit, der Unzulässigkeit dieser Nebenbeschäftigung ist nicht so
streng zu sehen, denn er war ohnehin nur in Niederösterreich tätig, und es
kommt aus der Untersuchungskommission heraus, das er nicht nur in
Niederösterreich, sondern auch in Wien tätig war, und Sie verschweigen das im
Bericht, Sie behaupten hier sogar das Gegenteil davon, dann frage ich, welche
Qualität Ihre Aussagen noch haben können. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie
interpretieren das falsch!) Da
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