Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 91
Umwidmung in ein Wohngebiet gegeben hat. Dies in der
Absicht, Arbeitsplätze in Wien zu halten, weil Unilever in Schwierigkeiten war.
Meine sehr verehrten Damen und Herren der Freiheitlichen
Partei! Das haben Sie richtig erkannt, es ging um Arbeitsplätze, aber Sie
ziehen leider daraus wieder falsche Schlüsse und leiten politisch wieder etwas
anderes ab. Die Politik hat nicht nur für Flächenwidmungen zu sorgen, sondern
hat auch für ein engagiertes Wohnbauprogramm, wie wir es nach der Ostöffnung
gehabt haben, die Flächenwidmungen bereitzustellen. Die Menschen erwarten sich
Hilfe von der Politik insbesondere dann, wenn es um Arbeitsplätze und deren
Existenz geht. Ich weiß das. Ich komme aus der Privatwirtschaft. Die Menschen
klammern sich in schwierigen Situationen an jeden Strohhalm und erwarten sich
Hilfe von der Politik.
Natürlich gibt es bei jeder Flächenwidmung, die
vorgenommen wird, eine Wertsteigerung. In Wahrheit ist das ein Kapital der
Stadt. Und was spricht denn dagegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,
wenn man dieses Kapital dazu nützt, den Betrieb zu unterstützen und die
Arbeitsplätze abzusichern? Was spricht dagegen, wenn man die Arbeitsplätze in
Wien behält? Was spricht dagegen, dass man den Betrieb unterstützt?
Ich denke, wir stehen ständig in Konkurrenz mit dem
Umland, wo Flächenwidmungen vorgenommen werden – darüber wird gar nicht
gesprochen, das wird einfach gemacht –, um so die Betriebe anzusiedeln. Wir
haben das auch bei der Aßmayergasse, glaube ich, klar herausgearbeitet.
Meine Damen und Herren! Wenn wir es nicht gemacht
hätten, wenn wir keine Hilfe für die Menschen geleistet hätten, auch wenn es
mit einer Umwidmung ist, wodurch man vielleicht einen Betrieb retten kann, dann
wäre der Aufschrei der Opposition sehr, sehr laut. Ich erinnere mich da nur an
einen Aufschrei in Grinzing, an einen Heurigenwirt, wo die FPÖ gesagt hat, die
Stadt muss umwidmen, denn sonst geht der zu Grunde. Aber das würde jetzt zu
weit führen. (GRin Heike Trammer: Das war
ja das gleiche Problem! Bleiben Sie doch bei der Wahrheit!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gerade aber
die Freiheitliche Partei lebt und agiert mit einer politischen
Persönlichkeitsspaltung. Ich habe mir hier, weil ich ein Döblinger bin, ein
Plandokument aus Döbling herausgesucht. Es gibt einen Beschluss vom 30.9.1998
betreffend das Plandokument 7020, Hohe Warte. In Döbling wird sehr viel Wert
auf Grünraum gelegt, das soll aber nicht heißen, dass man nichts baut und verändert.
Ich habe das jetzt recherchiert, und da ist es in
erster Linie darum gegangen, dass man einen Bauplatz in der Stürzergasse von 360 Quadratmeter
auf 470 Quadratmeter erweitert. Kein Problem. Das ist von der MA 21
gemacht worden. Das heißt aber bereits schon wieder weniger Grünraum. Dann hat
es einen Antrag gegeben, einen Antrag von freiheitlichen Mandataren. Da ist es
darum gegangen, dass wir die Baufläche nach hinten, also die Bautiefe
verändern, und zwar um zirka ein Drittel des gesamten Bauplatzes. Das liegt
alles bei dem Plandokument 7020 auf und ist auch im Gemeinderat mit einem
Abänderungsantrag beschlossen worden.
Man denkt immer, das ist ein Döblinger Mandatar, der
sich da einsetzt, weil er Kontakt hat. Es war kein Döblinger Mandatar, es war
ein freiheitlicher Mandatar, er sitzt mittlerweile nicht mehr in diesem
Gemeinderat herinnen. Aber wie gesagt, es ist kein Problem, es ist beschlossen.
Nur das Schöne kommt dann als nächster Schritt. Denn als
das umgewidmet war, hat der Grundeigentümer dann ganz einfach eine Grundteilung
beantragt, die auch noch durchgeführt worden ist. Jetzt hat er zwei Bauplätze.
Auf der Hohen Warte, im schönen Grün hat er zwei Bauplätze und kann de facto
zweimal bauen. Auf dem einen Grundstück in der Stürzergasse wurden 14 neue
Wohnungen errichtet. Und für so etwas hat sich ein freiheitlicher Mandatar
verwendet. Er hat dem eine Zusage gegeben, er wird sich dafür verwenden.
Ob das der richtige Weg ist? – Ich habe kein Problem
damit, aber man kann doch nicht jemand anderen etwas Unrechtes vorwerfen und
selbst ... (GR Günter Kenesei: Aber dass man auch noch schriftlich
zusagt, dass es eine Baubewilligung geben wird!) Das weiß ich nicht, ob es
schriftlich war, es war halt so. (GR Günter Kenesei: Schriftlich! Mit
Datum!) Jedenfalls stellen wir fest, dass es eine Vergrößerung des
Bauplatzes gibt, eine Wertsteigerung, weil es leichter verkaufbar war. Und das
ist halt eine Zusage eines freiheitlichen Mandatars.
Meine Damen und Herren! Jetzt wäre es spannend, noch
einmal über die Ausgangslage zu diskutieren. Das werde ich aber nicht tun, denn
die so genannten wasserdichten Beweise ist ja auch der Kollege Kenesei leider
schuldig geblieben, obwohl das sehr viel Licht in das von ihm genannte Dunkel
gebracht hätte.
Aber ich habe mir noch einen interessanten Fall
angesehen, weil man immer so tut, als könnte einem Grünen das sowieso nicht
passieren. Es ist ja undenkbar, dass sich ein Grüner dafür einsetzt, dass
irgendetwas umgewidmet wird und dass da Widmungsgewinne zustande kommen.
Ich habe mir einen Fall angeschaut, und zwar –
Moment, ich muss es noch suchen – das Plandokument 6881, beschlossen am
9. August 1996. Noch einmal: Ich habe kein Problem damit. Das
betrifft eine Flächenwidmung im 15. Bezirk, Tautenhayngasse. Ich habe das
ein bisschen vergrößert, das ist eine "Briefmarken"-Widmung, weil es
nur ein kleiner Baublock ist, gar nicht viel, also kein größeres Gebiet. Dieses
besagte Gebiet war gemischtes Baugebiet, Betriebsbaugebiet, Bauklasse III.
Das Problem dabei: Man durfte keine Wohnungen darauf bauen. Jetzt wurde
natürlich intensiv interveniert, weil das Interesse bestand, darauf Wohnungen
zu bauen. Noch einmal: nichts Böses. Wenn im Zuge des Wohnbauprogramms
zehntausend Wohnungen für Wien neu gebaut werden sollen, kommt das dem durchaus
entgegen, wenn man eine Chance hat, dort Wohnungen bauen zu können. Und jeder
Grundeigentümer hat ja das Recht, einzureichen.
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