Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 91
die Firma sehr gefreut: „Unilever verdient deutlich besser.
Der Unilever-Konzern steigerte 2002 den Reingewinn um 16 Prozent auf
2,1 Milliarden EUR, der Umsatz sank zwar durch die Reduktion von
Produktionsstandorten um 7 Prozent.“ Na klar, warum, einer der
Produktionsstandorte war Österreich. Ich freue wahnsinnig, dass wir einer Firma
so geholfen haben, die die Produktionsstätte eingestellt hat, die jetzt eine
größere Marge haben und Mitarbeiter und in Europa die Standorte abgebaut haben.
Das ist wirklich gute Standortpolitik, das ist wirklich gute Wirtschaftspolitik
gewesen!
Und in der zweiten Zeitung lese ich: „Die
Österreich-Tochter der britisch-niederländischen Unilever erzielte 2002 ein
Umsatzplus von 4 Prozent auf 450 Millionen EUR.“ Auch das ist ja
nicht erst 2002 entstanden, sondern sukzessive.
Wir haben da massiv geholfen und noch einmal: Das ist
die Sozialdemokratie damals gemeinsam mit Ihnen, Herr Stadtrat. Das haben Sie
leider damals unterschrieben. Wir haben einer Firma geholfen, die es
wahrscheinlich gar nicht notwendig gehabt hätte und das Grundstück
wahrscheinlich selber hätte verkaufen können und verwerten können.
Meine Damen und Herren! Wer ist der Nutznießer, weil
der Herr Kollege Pfeiffer gesagt hat, niemand ist Nutznießer? Wir haben ja nur
einmal drei Fälle, weil wir sonst nicht über die Rundenzeit kommen.
Beim Atzgersdorfer Friedhof hat er Recht. Im
Augenblick gibt es dort keinen Nutznießer. Aber ich bin hellhörig geworden, wie
der Kollege Schuster in dieser Sitzung, wo wir das besprochen haben, gesagt hat
– ich glaube, es war der Kollege Schuster oder Ekkamp, einer von den beiden
Kollegen, sie waren immerhin die eifrigsten der Sozialdemokratie, die waren
nämlich immer da und haben immer mitgeschrieben, aber immerhin einer von den
zweien hat das gesagt (GR Franz Ekkamp: Danke für das Kompliment!) -:
„Ja Atzgersdorfer Friedhof, ja jetzt ist es nicht umgewidmet. Das heißt doch
nicht, dass es für ewig nicht umgewidmet ist.“ Da bin ich natürlich – ich kann
mir schon denken, dass du jetzt sagst, dass du es nicht warst, dann war es der
Kollege. Ich brauche mir nur das wortwörtliche Protokoll heraussuchen. Es war
mir ein bisschen zu mühsam, ich werde mir noch raussuchen, wer es war. Da kann
ich mir schon denken, was in zwei, drei oder vier Jahren passiert: Man wird
wieder daherkommen, vielleicht mit einer ein bisschen anderen Bebauung, aber
ich bin sicher, Wien-Süd und Mischek bleiben nicht auf 120 Millionen
Vermögensverlust sitzen, die werden das schon mit Ihrer Hilfe schaffen.
Das zweite ist die
Assmayergasse. Auch wenn die Aufzonung, wie du gesagt hast, lieber Kollege,
überall gleich ist, aber um das geht es gar nicht. Es geht darum, wie es dazu
gekommen ist. Natürlich sind Tausende Kubikmeter mehr Möglichkeiten für den
Inhaber dieses Grundstücks!
Maurer Hauptplatz. Na bitte, selbstverständlich ist
da das Gleiche passiert, auch wenn die Umgebung gleich hoch ist, gleiche
Kubatur. Das ist nicht Aufgabe gewesen, dass wir uns im Untersuchungsausschuss
die Umgebung anschauen, sondern wir haben uns konkrete Fälle anzuschauen! Und
da, Kollege Pfeiffer, war deine Wortwahl nicht glücklich. Natürlich gibt es
hier Leute oder Institutionen oder Firmen, die Nutznießer waren.
Es gibt, meine sehr geehrten Damen und Herren, aber
etwas, was auch noch übrig geblieben ist und wir sind der Ansicht, das ist
wirklich das einzig strafrechtlich relevante, was übrig geblieben ist.
Auf der einen Seite hat die Dienstaufsicht im Großen
und Ganzen wirklich versagt.
2. Es gab bei diesen Flächenwidmungen Nutznießer. Man
hat niemanden nachweisen können, dass irgendwelche Malversationen, Schmiergeld
oder snst was geflossen ist. Das hätte mich auch sehr gewundert, dass sich
derjenige meldet und sagt, da hab ich die Bestätigung, Madejski oder Kenesei,
das kannst du vorlegen. Na bitte, das findest du überhaupt nirgends, das ist
absolut unmöglich. Da können Sie sich gemütlich zurücklehnen, das wird nicht
passieren.
Aber - und das ist auch ein Grund, warum wir uns
vielleicht überlegen müssen, in der Wiener Stadtverfassung die
Untersuchungskommission ein bisschen zu ändern – Falschaussagen vernommener
Personen anlässlich der Verhandlungen der Untersuchungskommission des Wiener
Gemeinderats - und das ist ein wichtiger Punkt, meine sehr geehrten Damen und
Herren und damit komme ich zum Ende - sind mit ganz wenigen Einschränkungen
strafrechtlich leider nicht zu ahnden. Der Paragraph 288 – er heißt laut
Gesetz „Falsche Beweisaussage vor Gericht“ - gilt auch nach Absatz 3 für
falsche Aussagen in allen vom Nationalrat eingesetzten Untersuchungsausschüsse,
gilt aber nicht für Untersuchungsausschüsse von Land und Gemeinde. Ein Punkt,
wo man darüber nachdenken sollte, ob man da nicht eine Änderung herbeiführen
sollte.
Paragraph 289 Strafgesetzbuch sanktioniert
Falschaussagen vor einer Verwaltungsbehörde. Nach der Rechtssprechung – ich bin
gleich fertig, Herr Vorsitzender – fallen darunter nur Verwaltungsbehörden und
Behördenorgane, weil sie durch das Gesetz mit Befehls- und Zwangsgewalt
ausgestattet sind und in ihrem sachlichen und örtlichen Wirkungsbereich
vollstreckbare bindende Anordnungen erlassen können. Das waren wir natürlich
auch nicht in der Untersuchungskommission. Daher gilt auch hier der
Paragraph 289 nicht.
Und jetzt kommt es: Aber sehr wohl gilt im Rahmen der
Durchführung von Flächenwidmungsplänen, wenn es zu Urkundendelikten gekommen
ist, zum Beispiel - steht drinnen - Auslackierungen oder Änderungen in den
Unterlagen, dann spricht man deutlich von Urkundenfälschung im Sinne des
Paragraph 223 StGB und weiters von Missbrauch der Amtsgewalt laut
Paragraph 302 StGB. Und wir werden nur diesen einen Akt
Assmayergasse, weil es für mich der einzige Akt ist, der unter Umständen oder
mit ziemlicher Sicherheit strafrechtliche Folgen haben muss, der
Staatsanwaltschaft hier übergeben, genau gereiht mit allen persönlichen
Zeugenaussagen, die sich auf diesen Fall beziehen. Es wird dem Herrn
Staatsanwalt oder der Frau
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