Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 91
in Korruptionsabsicht) erkennen.
In diesem Sinne ersuche ich Sie, den vorliegenden
Bericht zur Kenntnis zu nehmen. (Beifall bei der SPÖ und ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Herr Berichterstatter. - Ich eröffne die Debatte.
Die Geschäftsordnung sieht laut § 39b vor, dass
die Redezeit pro Redner mit 15 Minuten begrenzt ist, ausgenommen sind nur
der Herr Bürgermeister und die amtsführenden Stadträte, die 20 Minuten
haben.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es
ihm.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Nach gut einem Jahr Arbeit in der Kommission, nach
-zig Stunden und gemeinsamen Debatten und Zeugeneinvernahmen ist es Zeit, heute
Resümee zu ziehen, einen Endbericht vorgelegt zu bekommen, und nochmals
vielleicht gegenüber zu stellen, warum es nicht zu einem gemeinsamen Bericht
aller Fraktionen hier im Haus gekommen ist und wo die Unterschiede zwischen den
einzelnen Fraktionen zu sehen sind.
Es ehrt mich, dass der Herr Berichterstatter einen
breiten Teil seiner Berichterstattung meiner Person gewidmet hat.
Offensichtlich waren die seinerzeitigen Anhaltspunkte, die wir der
Öffentlichkeit und dem Kontrollamt bezüglich der Kontrollamtsberichte und der
Unterlagen geliefert haben und die wir weitergeleitet haben, doch nicht die
schlechtesten.
Ich möchte mit ein paar Aussagen einleiten, die jetzt
doch ein bisschen anders zu sehen sind.
Da hat es den Herrn Schicker am 7.9.2000 gegeben, der
gemeint hat, ich laufe Gefahr zum verbalen Wiederholungstäter zu werden, der
mangels an Beweisen seine Anschuldigungen wieder zurücknehmen muss. Na, es
liest sich in den Kontrollamtsberichten etwas anders und es liest sich auch bei
den einzelnen Zeugenaussagen etwas anders.
Es ist grundsätzlich einmal festzuhalten, und da
könnte man jetzt lange darüber diskutieren - aber das ist vielleicht ein
Zeitproblem -, inwieweit der Herr StR Schicker seine politische Verantwortung
wahrgenommen hat, denn als die Unterlagen gekommen sind, war er schon Stadtrat,
und welche Reaktionen es auf Grund der Rohberichte, die ihm zugegangen sind -
also der Berichtsentwürfe - gegeben hat, dann die Stellungnahme der MA 21
und schlussendlich die Endberichte des Kontrollamts. Denn das einzige oder
eines der wesentlichen Merkmale war, dass er sicherheitshalber einmal der
Opposition die Gründrucke entzogen hat. Das war nicht die geschickteste
Variante und er ist dann vom Bürgermeister offensichtlich wieder
zurückgepfiffen worden und das ist in Ordnung gebracht worden.
Aber ich möchte jetzt einmal die Glaubwürdigkeit
einzelner Aussagen gegenüberstellen, die sicherlich erst im Nachhinein
betrachtet im einen oder anderen Fall noch die Gerichte beschäftigen wird. Der
Vorsitzende hat zwar immer, bevor er einen Zeugen befragt hat, darauf
hingewiesen, dass eine falsche Zeugenaussage vor der Kommission einen
strafrechtlichen Tatbestand darstellt, aber offensichtlich haben einige mit dem
Nachdenken und mit dem Gedächtnis ein bisschen Probleme gehabt.
Ich möchte da einmal auf den Fall des von meiner
Seite fast bemitleidenswürdigen SR Sengelin eingehen, der in einer Art und
Weise von OSR Vokaun in Misskredit gebracht wurde und in diese ganze Sache mit
hineingezogen wurde, nämlich beim Atzgersdorfer Friedhof, wo er, Vokaun, vor
der Kommission erklärt hat, und ich darf da aus dem Protokoll vom
24. April 2002, Seite 31 zitieren: "Auf Grund der
Situation, dass ich auch in der Wien-Süd tätig bin, hat diesen Akt dann mein
Stellvertreter weiter geführt. Ich war natürlich auch dabei, aber er hat es
dann übernommen."
Dann weiter noch: "Sämtliche Akten, die den
7149“ - also Atzgersdorfer Friedhof „betreffen, die schriftlichen Sachen, ist
alles von meinem Stellvertreter unterschrieben und er hat es durchgeführt."
Dazu hat es etliche Befragungen von anderen Personen
gegeben, die mit diesem Akt zu tun gehabt haben und unisono haben alle darauf
geantwortet, dass ihnen eigentlich nicht aufgefallen ist, dass Vokaun diesen
Akt abgegeben hätte, sondern er habe bei diesem Akt vielmehr federführend
agiert. Stellvertretend dazu nur einer oder zwei davon, zum Beispiel der
ehemalige stellvertretende Leiter Kotyza von der MA 18: "Ich wäre nie
auf die Idee gekommen, dass der Sengelin mit diesem Plandokument am Atzgersdorfer
Friedhof irgend etwas zu tun gehabt hätte", oder auch der Direktor
Weikarth, der ebenfalls gemeint hat, er hat bei diesem Plandokument
ausschließlich mit Vokaun zu tun gehabt und der Herr Sengelin ist ihm nur von
Besprechungen bekannt, da er hie und da einmal dabei gewesen ist. Also soweit
einmal zur Glaubwürdigkeit.
Es bestehen, wie gesagt, bei diesem Atzgersdorfer
Friedhof irrsinnig große Diskrepanzen zwischen den Aussagen der Befragten
Vokaun, Sengelin, Kotyza, Weikarth eben bezüglich der Abgabe dieses Falls, aber
auch um dessen Inhalt. Das Problem ist, dass auf Grund von immer wieder
auftretenden Gedächtnislücken bei diversen Zeugen noch Unklarheiten bezüglich
der fehlenden Verfahrensschritte bestehen, bezüglich - beispielhaft angeführt -
Fachbeiratssitzung ohne abgeschlossenes Gründruck-Verfahren, und so weiter.
Es ist bei den Kommissionssitzungen überhaupt
festzustellen gewesen, dass sich einzelne Zeugen sehr exakt daran erinnern
können, was sich am 17. September vor 3 Jahren um 15.00 Uhr im
Büro der MA 18 abgespielt hat. Da hat man ganz konkret sagen können, wer
dabei war, wer nicht dabei war und wir haben über das gesprochen und über das
wurde nicht gesprochen. Aber kaum ist man zu einer heiklen Textpassage
gekommen, zu einem Vorhalt aus dem Protokoll von anderen Zeugenaussagen, dann
hat es immer den markanten Satz gegeben: "Also an das kann ich mich
konkret nicht erinnern."
Diese zeitweilige Amnesie einzelner Zeugen war natürlich
auch eine Schwierigkeit in sich in der Kommission
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