Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 91
großzügigen Wörtern geschrieben: es gibt überhaupt keine
Probleme, es ist alles nicht nachvollziehbar, es ist alles nicht betroffen, man
soll sich keine Sorgen machen. Man findet darauf aber keine konkreten
Dokumente. Diese bekommt man nur von vielen anderen Homepages im Internet. Ich
möchte auch daran erinnern, dass bei der Enquete im November von Mitgliedern
des Gemeinderats und vom Vizebürgermeister massive Fragen an den Vertreter des
Bundesministeriums gestellt wurden. Er, der Herr Plank, hat dort keine
Antworten gegeben, konnte weder die Fragen noch die Details beantworten. Dabei
gehört auch die Informationstätigkeit in einer offiziellen Enquete des Wiener
Gemeinderats zur Informationspolitik.
Ich möchte in diesem Zusammenhang schon darauf
hinweisen, dass es eine Verpflichtung des Bundes gibt zu informieren. Man kann
es sich nicht so leicht machen, einfach hinkommen und sagen, man weiß nichts.
Ich erinnere nur an den Staatsvertrag vom 26. Mai 1992, der gemäß
§ 139 der Wiener Stadtverfassung auch hier beschlossen worden ist, die
Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern nach § 15a BVG über die
Mitwirkungsrechte der Länder und Gemeinden in Angelegenheiten der Europäischen
Union. In Artikel 1 ist genau festlegt, dass es eine Informationspflicht
des Bundes gibt und in weiterer Folge über einen Staatsvertrag genau festgelegt
ist, wie diese Informationspflicht zu erfüllen ist. Zu einer Enquete zu erscheinen,
die eine Enquete des Landes und der Gemeinde ist und dort nichts zu sagen, ist
jedenfalls im Widerspruch zu diesem Staatsvertrag. (Beifall bei der SPÖ.)
Der österreichische
Nationalrat ist nicht im ausreichenden Maß eingebunden. Ich glaube, dass man auch
von diesem Ort als Wiener Gemeinderat die Forderung aufstellen kann, dass im
Zuge des EU-Hauptausschusses des Nationalrats der Bundesminister verbindlich
klar machen muss, welche Positionen er in der Europäischen Union, beim
Wirtschaftsministerrat, vertritt. Ich glaube sogar, dass es besser wäre, würde
man ihn mit einem so genannten Bindungsbeschluss ausstatten, damit man auch
klar macht, welche Positionen er dort vertreten wird. Ich fürchte nur, dass
dazu die politische Mehrheit im EU-Hauptausschuss nicht zur Verfügung gestellt
werden wird.
Des Weiteren glaube ich, braucht auch die
Welthandelsorganisation einen Demokratisierungsschritt. Es wäre notwendig, auch
dort ein Parlament und ein parlamentarisches Organ einzurichten, weil nichts
schlimmer ist als eine Welthandelsorganisation, die fernab von demokratischen
Legitimationen agieren kann.
So wie wir es auch in unserem Antrag fordern, ist es
notwendig, die Bestimmungen bezüglich öffentlicher Dienstleistungen dahingehend
zu präzisieren, dass Leistungen zur Daseinsvorsorge als die orientierten
Aufgaben von jeglicher Liberalisierung ausgenommen sind, sowohl im GATS als
auch innerhalb der Europäischen Union.
Zusammenfassend glauben wir, dass GATS viel
Unsicherheit und eine große Gefahr für die Kommunen und die Erfüllung der
politischen Steuerungsfunktionen im Bereich der Daseinsvorsorge darstellt.
Daher möchte ich am Schluss meines Redebeitrags einen Antrag der
sozialdemokratischen Fraktion einbringen, womit wir fordern, dass, so lange
diese wichtigen Punkte nicht geklärt sind, auch ein Stopp der
GATS-Verhandlungen sein soll, denn es gibt keine dümmere Strategie, als zuerst
zu verhandeln und dann wichtige Punkte zu klären. Normalerweise klärt man
wichtige Punkte und entscheidet dann, wie man verhandeln will. Daher ist aus
dieser Sicht in dem Antrag die Schlusskonklusion, dass wir einen Stopp der
GATS-Verhandlungen fordern.
Ich möchte auch sagen, wir sind nicht allein als
Wiener Gemeinderat. Es gibt ähnliche Beschlüsse aus Sankt Pölten, aus Linz, aus
Oberösterreich, wo der Herr Frais sagt, Österreich muss der Liberalisierung
klare Grenzen setzen und hat ohne Wenn und Aber festzulegen, dass die
Daseinsvorsorge der Bevölkerung nicht einem grenzenlosen Markt zum Opfer fällt.
Das wollen wir mit unserem Resolutionsantrag sicherstellen.
Ich möchte abschließend noch sagen, es ist gut, dass
wir heute diese Diskussion führen und unsere Positionierung festlegen können,
denn mit Ende März ist es aus in dieser Frage. Es ist daher nichts dringender,
als dass das Land Wien hier seine vitalen Interessen wahrnimmt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich finde GATS
unwahrscheinlich wichtig. Wir reden mit Sicherheit zu spät darüber, aber besser
spät als gar nicht.
Ich möchte dennoch, bevor ich mich
mit diesem Thema befasse, mich noch kurz den Ausfällen des Herrn Abg Tschirf
und der Wortmeldung des Herrn Stadtrats zuwenden. Die Geschichte dieser
Auseinandersetzung beginnt mit Sicherheit und nachweislich bei Ihnen und nicht
beim Herrn Margulies! Sie haben in Ihrer Rede dem Herrn Margulies, ohne dass er
auch nur andeutungsweise je dazu Anlass gegeben hätte, etwas unterstellt, denn
er hat nichts gesagt! (GR Walter
Strobl: Der Zwischenruf!) Nein! Der Zwischenruf ist erst erfolgt, als Tschirf
bereits geredet hat. (GR Walter Strobl:
Ja, natürlich!) Jetzt lassen Sie mich sagen, was der Herr Abg Tschirf dem
Herrn Abg Margulies unterstellt hat! (GRin
Josefa Tomsik: Frau Kollegin Jerusalem, ich habe darum ersucht, dass wir uns
das Protokoll bis zur nächsten Sitzung anschauen!) Ich habe mitgeschrieben,
ich brauche kein Protokoll. Ich habe mitgeschrieben weil ich geahnt habe, was
der Herr Tschirf jetzt machen wird. Der Herr Abg Tschirf hat nicht mehr und
nicht weniger getan, als dem Herrn Abg Margulies eine Naheverhältnis mit dem
Gedankengut von Stalin zu unterstellen! Das ist ein starkes Stück! (GR Walter Strobl: Aber doch nur auf den
Zwischenruf hin!) Das hat mit den Zwischenrufen nichts zu tun! Das ist ein
starkes Stück! Ich denke sehr wohl, dass man sich in Bezug auf derartige
Unterstellungen
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