Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 91
diesen Fragen des Wassers hat. Es kann daher die EU keine
Entscheidungen gegen die vitalen Interessen unseres Landes treffen. Das wird
auch in Zukunft so bleiben und das ist auch die freiheitliche Handschrift in
diesem neuen Arbeitsübereinkommen der österreichischen Bundesregierung. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
hoffe, der Kollege Margulies ist im Saal. - Ja. Herr Kollege Margulies, ich
mache das nicht sehr gerne, weil ich glaube, dass es in einer gesetzgebenden
Körperschaft nicht wie in einer Schule zugehen soll, aber ich muss Ihnen einen
Ordnungsruf erteilen. Ich habe mich bei der Frau Stenotypistin erkundigt, Sie
haben den Herrn Kollegen Tschirf direkt angesprochen und ihm den Klopfer
gezeigt. Aus diesem Grund muss ich Ihnen leider den Ordnungsruf geben. (GR Johann Römer: Warum leider?) Ich
habe zuerst alle Sprecher gemahnt, man solle sich ein bisschen zurückhalten und
von Anfang an gesagt, ich habe nie geglaubt, dass wir das anwenden müssen.
Somit ist der Ordnungsruf an den Kollegen Margulies erteilt. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Und der vom
Kollegen Tschirf?)
Zur Geschäftsordnung hat
sich der Kollege Görg gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR DDr Bernhard Görg (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Teil hat sich meine Wortmeldung zur
Geschäftsordnung durch den sehr spät erfolgten Ordnungsruf der Frau
Vorsitzenden schon erledigt, aber eben nur zum Teil.
Ich möchte noch einmal auf diese Auseinandersetzung
zwischen Margulies und Tschirf und auch auf die Rolle der Vorsitzenden in
dieser Auseinandersetzung zurückkommen. Der Kollege Tschirf hat in seiner
ursprünglichen Wortmeldung, abgeleitet aus dem Plädoyer für eine
wirtschaftliche Unfreiheit durch den Herrn Margulies, auf eine politische
Unfreiheit und auf marxistisches Gedankengut - ich war ganz überrascht, wie
sehr Sie sich darüber aufgeregt haben, weil ich immer angenommen habe, Sie
würden "Marxist" als Ehrentitel verwenden - einen Bezug auf den
Erblasser des Marxismus, auf Josef Stalin, gemacht. Der Herr Margulies hat aber
das Wort "Klopfer", nämlich "Sie haben einen Klopfer!", in
den Mund genommen. Josef Stalin ist eine historische Figur, einen Herrn Klopfer
als historische Figur kenne ich nicht. Ich kenne zwar einen Mark Knopfler als
Liedsänger und Gitarristen von Dire Straits, aber den wird der Herr Margulies
nicht gemeint haben.
Jetzt kommt das Eigentliche. Der Herr Margulies ist
dann herausgegangen, hat vom Herrn Tschirf eine Entschuldigung für etwas
verlangt, was der Klubobmann Tschirf gar nicht behauptet hat und dann gemeint,
wenn er sich nicht für das entschuldigt, was er gar nicht gesagt hat, dann ist
er für Sie menschlich, charakterlich und politisch ein dummer Mensch. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Historisch, politisch und menschlich!) Herr Kollege Margulies, ich will
über Ihre Kinderstube nicht richten, das haben Ihre Eltern zu verantworten,
aber, Frau Vorsitzende, es hätte auch diese Behauptung, der Herr Tschirf ist
ein charakterlich, menschlich und politisch dummer Mensch über den Ordnungsruf
des "Klopfers" hinaus ebenfalls einen Ordnungsruf verlangt.
Ich verlange daher namens meiner Fraktion auch diesen
Ordnungsruf. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Ich werde mir dann das Protokoll bringen lassen, weil
hier oben - jeder, der schon einmal hier gesessen ist, weiß das, und auch die
Schriftführer werden das bestätigen - hört man alle Zwischenrufe, aber nicht
genau. Ich glaube, das muss man schon zur Kenntnis nehmen, egal ob der
Vorsitzender von Ihrer oder von irgendeiner anderen Fraktion ist. Ich werde mir
dann das Protokoll kommen lassen und entscheiden, ob ein Ordnungsruf
stattfindet oder nicht.
Herr Kollege Margulies, noch einmal, zu einer
tatsächlichen Berichtigung. Noch einmal meine große Bitte, ordnungsgemäß hier
zu sprechen.
GR Dipl Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ganz ordnungsgemäß. Als Erstes berichtige ich den
Kollegen Görg. Ich habe über die charakterlichen Schwächen des Kollegen Tschirf
nichts gesagt. Das können Sie im Protokoll nachlesen. Es ist gewesen:
politisch, historisch und menschlich, aber nicht charakterlich. (GR DDr Bernhard Görg: Was ist der
Unterschied zwischen Menschlichkeit und Charakter?)
Zweiter Punkt: Wenn ich tatsächlich einen Ordnungsruf
erhalte, verlange ich auch einen Ordnungsruf für den Kollegen Tschirf. Sie
haben gesagt, Sie lassen sich das Protokoll kommen. Ich habe gesagt, ich lasse
mir vom Kollegen Tschirf nicht stalinistisches Gedankengut unterstellen, was er
tatsächlich gesagt hat. Sie können es im Protokoll nachlesen. Ich habe dann
gesagt, er möge sich, wenn er die Größe hat, dafür entschuldigen. Ich hoffe
immer noch, auch wenn er jetzt in der Bank den Kopf schüttelt, heraus geht und
sagt: "Ich nenne den Herrn Kollegen Margulies was ich will, aber Stalinist
ist er keiner." Damit wäre ich schon zufrieden. Dann ziehe ich auch den
"Klopfer" zurück. Wenn Sie allerdings der Meinung sind, dass es
tatsächlich so ist, dann müsste ich die Bemerkung über den Kollegen Tschirf auf
die ganze ÖVP-Fraktion ausdehnen. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Johannes Prochaska: Das ist kränkend!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Meine
Damen und Herren!
Ich höre auch das nur leise,
aber manchmal denke ich mir, da war jetzt etwas, was ein ärgerer Ordnungsruf
gewesen wäre.
Für die Besuchergalerie: So
eine Tschauner-Bühne ist nicht immer. Heute scheint es so, dass es so ist. Aber
Sie sehen, dass Politiker Menschen wie du und ich sind und Ihnen hie und da
auch etwas über die Lippen kommt, die nicht so geordnet ist. (GR Dr Herbert Madejski: Schwarz-Grün wäre
wirklich eine charmante Koalition geworden! Das hätte schon einen Charme gehabt!)
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