Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 91
Stunde über die GATS-Verhandlungen debattiert, dann hat das -
darauf ist ja heute Morgen schon hingewiesen worden - vor allem den einen
Zweck: Sie wollen damit Zeit schinden. (Vbgm Dr Sepp Rieder: Margulies will
doch keine Zeit schinden!) Sie wollen von der Debatte über die
sozialistische Freunderlwirtschaft in der Flächenwidmung ablenken. (VBgm Dr
Sepp Rieder: Also Margulies will doch keine Zeit schinden!) Sie wollen von
diesem System, in dem sich sozialistische Genossenschaften über
Konsulentenverträge Beamte der Stadt willfährig gemacht haben, ablenken und sie
wollen von diesen Widmungen auf Wunsch ablenken. Sie wollen davon ablenken,
dass sozialistische Stadträte Genossenschaften, die der SPÖ nahe stehen, durch
diese Flächenwidmungen begünstigt haben und sie wollen auch von dem Versagen
der Dienstaufsicht in dieser Stadt ablenken.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Herr
Vizebürgermeister hat heute ja sehr ausführlich und lange auf die Bedeutung der
kommunalen Dienstleistungen hingewiesen. Ich glaube, dass es grundsätzlich ja
sehr erfreulich ist, dass sich in diesem Punkt alle Fraktionen in diesem Haus
zumindest über weite Strecken ja einig sind. Gerade die Stadt Wien hat ja eine
sehr lange und erfolgreiche Tradition bei diesen kommunalen Dienstleistungen,
etwa bei der Versorgung der Wiener Bevölkerung mit Hochquellenwasser. Und diese
Geschichte unseres Wassers ist ja auch ein Querschnitt durch alle politischen
Epochen dieser Stadt und ist auch ein bisschen ein Verdienst aller Fraktionen,
die heute in diesem Haus sitzen.
Und, meine Damen und Herren, weil gerade das Wasser
hier immer der Aufhänger für diese Diskussion ist, so sei mir auch die
Bemerkung hier gestattet, dass diese Erfolgsgeschichte unseres Wassers im
Jahre 1873 mit der Eröffnung der 1. Wiener Hochquellwasserleitung
unter einem sozialliberalen Bürgermeister begonnen hat, nämlich in der Ära von
Bgm Kajetan Felder. Es ist dann in der christlich-sozialen Ära diese Geschichte
mit der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung weiter geschrieben worden, die
dann 1910 von Bgm Dr Karl Lueger eröffnet worden ist. Und auch
sozialdemokratische Bürgermeister haben diese Geschichte weiter geschrieben:
Bgm Dr Zilk mit der Einleitung der Pfannbauernquelle und unter Häupl wurde dann
die 3. Wasserleitung aus der Mitterndorfer Senke in Betrieb genommen, die
leider keine Hochquellenwasserleitung mehr ist.
Wir haben damit eine sehr lange und erfolgreiche
Tradition und wir Freiheitliche jedenfalls bekennen uns ganz ausdrücklich dazu,
dass diese kommunale Wasserversorgung weiterhin eine kommunale Aufgabe bleiben
soll. Aber auch die österreichische Bundesregierung - und darauf hat der Herr
Klubobmann Tschirf ja hingewiesen - bekennt sich ausdrücklich zum Schutz etwa
der österreichischen Wasserressourcen. Es stehen alle diese großen Themen der
Daseinsvorsorge ja eigentlich inhaltlich außer Streit und es gibt ja auch
bereits Vorarbeiten zwischen allen vier Fraktionen in diesem Haus, Vorarbeiten
zu einer neuen gemeinsamen Wiener Europadeklaration. Es liegt ja auch bereits
ein erster Entwurf einer solchen Europadeklaration vor.
In diesem Entwurf werden ja ganz ausdrücklich von
allen Fraktionen in diesem Haus diese Bereiche der Daseinsvorsorge in der
Kommune völlig außer Streit gestellt. Diese neue Wiener Europadeklaration soll
ganz eindeutig formulieren, und ich darf das hier zitieren: „Städte haben eine
wichtige Funktion in der Vorsorgung der Bevölkerung mit notwendigen Leistungen
der Daseinsvorsorge wie etwa Bereitstellung von Wasser, Energie, Entsorgung der
Abfälle und des Abwassers, öffentlicher Personennahverkehr, Naherholungsflächen,
Kultur, Freizeitangeboten, Bildungseinrichtungen, Kindergärten, Sicherheit und
Katastrophenschutz bis hin zur Gesundheit und den sozialen Diensten.“
Dieser Entwurf für eine neue Europadeklaration
folgert daraus, dass auch internationale Wettbewerbsregeln etwa in der EU oder
auch die berühmten GATS-Regeln diese kommunalen Bereiche der Daseinsvorsorge
nicht beeinträchtigen dürfen. Dieser Entwurf, der von allen Fraktionen
mitgetragen wird, Herr Vizebürgermeister, fordert daher die Gestaltungsfreiheit
für die Kommunen, wie sie diese Aufgaben tatsächlich erfüllen.
Wir haben aber, meine Damen und Herren, bei den
Vorarbeiten zu dieser Europadeklaration eine Forderung eingebracht, nämlich die
Forderung, dass durch diese Deklaration keinesfalls, und das wollen wir nicht,
überkommene Verwaltungsstrukturen in diesen Bereichen festgeschrieben werden.
Wir haben bei diesen Vorarbeiten verlangt, dass in die Europadeklaration
Reformmaßnahmen auch bei diesen kommunalen Dienstleistungen ausdrücklich
hineinkommen sollen. Wir werden hier sogar massive Reformen durchführen müssen,
wenn wir diese kommunalen Dienstleistungen auch in Zukunft wirtschaftlich
effizient erbringen wollen, denn in Zeiten enger werdender Budgetspielräume
werden wir hier um massive Strukturreformen auch nicht herumkommen.
Es gibt daher auf freiheitlichen Wunsch in dieser
gemeinsamen Europadeklaration ja auch einen Passus, den der Wiener Landtag
beschließen soll. Dieser Passus ist so formuliert und darauf ist heute
vielleicht noch ein bisschen zu wenig hingewiesen worden: „Wien erachtet es als
permanente Aufgabe, kommunale Dienstleistungen effizienter und flexibler zu
gestalten und dort, wo es notwendig ist, die Organisation besser an die
Marktgegebenheiten anzupassen sowie auch neue Modelle der Public Privat
Partnership und des New Public Managements einzubeziehen.“
Und Herr Stadtrat, wenn Sie daher immer wieder gegenüber der
Öffentlichkeit in Pressemitteilungen alle Formen der Privatisierung kategorisch
ausschließen, dann ist es doch zumindest ein bisschen eigentümlich im Hinblick
darauf, dass Ihre eigene Fraktion etwa mit diesem gemeinsamen Entwurf zur
Europadeklaration da ja offenbar schon viel weiter ist, wenn sich Ihre eigene
Fraktion hier in diesem Entwurf ausdrücklich zum New Public Management bekennt,
aber auch zu neuen Modellen des Public Privat Partnership. Diese Modelle einer
öffentlich-privaten Partnerschaft heißen ja nichts anderes
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