Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 91
längst abgeschickt worden! Ich frage mich nur, welchen Sinn
hat es, hier eine solche Forderung zu stellen, wo man weiß, das der Prozess
weitergegangen ist. Was notwendiger wäre ist, dass wir diesen Prozess in jenem
Stadium, in dem wir uns jetzt befinden, entsprechend unterstützen und auf die
Themen eingehen, die wir hier wirklich aus unserer europäischen Sicht
einzunehmen haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich empfehle
Ihnen sich anzusehen, was die österreichische Bundesregierung zu GATS sagt. Die
österreichische Bundesregierung - und wir haben jetzt gerade die Erklärung des
Bundeskanzlers - sagt klipp und klar: „Die Bundesregierung wird sich auf
EU-Ebene dafür einsetzen, dass in den laufenden GATS-Verhandlungen öffentliche
Dienstleistungen wie Gesundheits- und Bildungswesen, Wasserversorgung, Kunst
und Kultur einschließlich Bild nicht weiter liberalisiert werden. (GR Dipl
Ing Martin Margulies: So erfolgreich wie beim Transit?) Über die laufenden
Verhandlungen wird das Parlament umfassend informiert und eingebunden. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: So erfolgreich wie bei der Atomkraft?) Gegenüber
der Öffentlichkeit wird im Rahmen der EU-Vorgabe größtmögliche Transparenz
gewährleistet. Die Initiative zur Einschränkung der bereits bestehenden
Zugeständnisse im Bildungsbereich auf das EU–Niveau wird weitergeführt.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dieser
Passage ist etwas klargestellt worden, etwas, zu dem wir von hier aus nur „Ja“
sagen können und sagen sollen. Das ist ein wichtiger Ansatz und auf den sollten
wir aufbauen.
Wir haben gerade als Europäer auch andere Traditionen
als die Amerikaner und hier gerade bei der Bildung und Kultur sicherlich
unterschiedliche Situationen und es gilt natürlich, dass wir hier unsere
europäische Eigenheit erhalten. Das ist gegeben und bei den Verhandlern, die
auf GATS-Ebene von Österreich aus dabei sind, können wir auch zuversichtlich
sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind als
Wiener Volkspartei für jedes Maß an Offenheit. Wir sind dafür, dass wir auch zu
Hause die Diskussionen über Liberalisierung und Privatisierung führen. So ist
es ja nicht, dass in Österreich jetzt schon alles übermäßig offen ist. Ich
glaube gerade, dass Wettbewerb in den verschiedensten Bereichen, auch im
Bildungsbereich, sehr wohl auch noch möglich ist und dass hier Verbesserungen
möglich sind. Also so, dass man sagt, alles das, was heute da ist, ist zu
schließen und so geht es nicht weiter, so soll es wirklich nicht sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese
Diskussion sollten wir aber auch dazu nutzen, und da möchte ich da gerne auf
das aufspringen, dass wir die Informationspolitik auch in Wien intensivieren
und dass wir in Wien auch die Fragen der europäischen Integration und die
Fragen der Mitwirkung des Wiener Landtags an der Gesetzwerdung entsprechend
aufbauen.
Ich schlage Ihnen daher vor, dass diesbezüglich eine
Initiative gesetzt wird, dass im Wiener Landtag gleiche Rechte eingeführt
werden so wie sie etwa der Oberösterreichische Landtag oder der Landtag der
Steiermark oder der Landtag von Tirol hat. Das wäre sinnvoll, das hätte auch
für die BürgerInnen einen Vorteil und das hätte einen Vorteil für die Qualität
der Arbeit. Verunsicherung und anderes, was nur dazu führt, sich nicht mit den
Themen auseinander zu setzen, sondern billiges Kleingeld zu erhalten, das ist
der falsche Weg. Auf diesem Weg werden sie uns sicherlich nicht finden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich der Herr GR Margulies gemeldet. Ich
würde bitten, sich genau an die Vorschriften dieses Hauses zu halten. Keine
zoologischen oder biologischen Wörter dazwischen, die andere nicht verstehen
können. Danke.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Gegensatz zu manchen hier im Haus, die tatsächlich
über lange Zeit dem Deutschnationalismus gefrönt haben, habe ich weder einem
diktatorischen Regime das Wort geredet noch dem Stalinismus (Heiterkeit bei
der ÖVP.) in keiner einzigen meiner Wortmeldungen hier im Gemeinderat und
in keiner einzigen meiner Wortmeldungen in meinem politischen Leben. Ich weise
die Unterstellung des Kollegen Tschirf ganz energisch zurück.
Es ist ein Problem, wenn Kollege Tschirf das
Einsetzen für eine menschlichere, demokratischere, solidarischere und
umweltbewusstere Welt als stalinistisch bezeichnen. Das sei ihm unbenommen.
Aber das Gleichsetzen ist eine bodenlose Frechheit! Und entweder er kommt jetzt
heraus und legt vor, warum er zu diesem Schluss kommt, oder er besitzt die
Größe und kommt heraus und entschuldigt sich. (GR Walter Strobl:
Entschuldigen müssen Sie sich! – GR Dr Matthias Tschirf: Sie müssen sich
entschuldigen!)
Wenn er sich entschuldigt, dann bin ich gerne bereit,
den „Klopfer“ zurück zu nehmen. (Aufregung bei der ÖVP.) Wenn er sich
nicht entschuldigt, dann muss ich leider hinzufügen, dass ich ihn politisch,
historisch und menschlich für einen äußerst dummen Menschen halten würde! - Ich
danke sehr. (Große Aufregung bei der ÖVP.)
Vorsitzender GRin Josefa Tomsik: Als
nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr StR DDr Schock. Der Herr Kollege
Margulies hat den „Klopfer“ jetzt zurückgenommen, wenn Sie genau hingehört
haben. (Weitere große Aufregung bei der ÖVP.) Er hat gesagt... Ich
glaube, ich habe das richtig gesagt. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Nein,
den habe ich nicht zurückgenommen!) Entschuldigung, er hat ihn nicht
zurückgenommen. Bei den Schreiereien ist das ja kein Wunder. (GR Dipl Ing
Martin Margulies: Ich habe gesagt: „Für einen äußerst dummen Menschen“!)
Der DDr Schock hat das Wort.
StR GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
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