Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 91
keinen Ordnungsruf für den Klopfer.
Ich würde Sie alle gemeinsam bitten: Halten Sie Ihre
Emotionen etwas zurück! (GR Walter Strobl: Das kann man doch nicht
vergleichen bitte!)
Kollege Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (fortsetzend):
Ich möchte geschäftsordnungsmäßig eine Unterbrechung verlangen und verlange,
dass eine Präsidiale stattfindet, weil wenn man eine üble Figur der Geschichte
heranzieht, die einfach aus einem bestimmten geschichtlichen Gedenken heraus
erwachsen ist und man dafür einen Ordnungsruf bekommt, dann verstehe ich die Geschäftsordnung
nicht und ich verlange daher ... (GR
Christian Oxonitsch: Keinen Ordnungsruf! Keinen! – GR Mag Andreas Schieder:
Keinen Ordnungsruf!) Okay.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik (nochmals
unterbrechend!): Meine Damen und Herren! Ich bitte um Ruhe von allen hier
Anwesenden und ich sage noch einmal: Ich habe keinen Ordnungsruf gegeben!
Kollege Tschirf! Normalerweise verstehen wir zwei
uns. Ich verstehe mich nicht mit allen, aber wir zwei verstehen uns. Aber
anscheinend hören Sie eher auf die Zwischenrufe. (Aufregung bei der ÖVP.)
GR Dr Matthias Tschirf:
Gut.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik (fortsetzend):Ich
habe keinem einen Ordnungsruf erteilt.
GR Dr Matthias Tschirf (fortsetzend):
Gut, ich nehme das gerne zur Kenntnis.
Ich möchte mich weiters wieder mit dem beschäftigen,
was eigentlich Gegenstand dieser GATS-Verhandlungen ist. (GR Mag Andreas
Schieder: Also keine Unterbrechung!) Bitte? (GR Mag Andreas Schieder:
Keine Unterbrechung!)
GATS-Verhandlungen bedeuten, dass hier Regelungen
geschaffen werden hinsichtlich des Welthandels. Es geht hier darum, dass wir an
das anknüpfen, was durch das Abkommen 1994 beziehungsweise 1995 beschlossen und
auch vom Österreichischen Nationalrat verlangt worden ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In dieser
Diskussion, die wir jetzt geführt haben, sind verschiedenste Dinge miteinander
vermengt worden und es ist auf Vieles nicht eingegangen worden, was eigentlich
in dem GATS ist beziehungsweise es ist dem GATS etwas unterstellt worden, was
dem GATS tatsächlich nicht zuzurechnen ist, denn die Frage der Liberalisierung
und die Frage der Privatisierung ist eine Frage der eigenstaatlichen
Verantwortung und keineswegs eine Frage, die hier das GATS festlegt. Schauen Sie
sich das GATS an, dann sehen Sie das auch. Ich weiß, dass hier in den
verschiedenen Polemiken anders argumentiert wird.
Wenn hier darauf hingewiesen wird, dass ein höheres
Maß an Offenlegung, an Diskussion notwendig ist, so bin ich sehr wohl der
Ansicht, dass wir Vieles, was in den europäischen Gremien diskutiert wird, auch
gerade hier in einer breiteren Diskussion abhandeln sollten. Da möchte ich auch
an das anschließen, was hier eine Forderung auch an diesen Wiener Gemeinderat
und Landtag ist.
Der Herr Vizebürgermeister hat darauf hingewiesen,
dass die Österreichische Bundesverfassung vorsieht, dass die Bundesländer in
die Integrationsverhandlungen einbezogen werden sollen, damit, wenn in
Österreich hier etwas zur Diskussion steht, das auch in den Bundesländern
diskutiert wird. Ich könnte mir vorstellen, dass, ähnlich wie in anderen
Bundesländern - ähnlich wie in Oberösterreich, in Tirol, in der Steiermark -,
verpflichtend auch für den Wiener Landtag vorgeschrieben wird, dass all das
auch hier zu verhandeln ist und dass ein entsprechendes Bindungsverfahren hier
stattfindet. Das ist ein ähnliches Verfahren wie es im Nationalrat stattfindet.
Was die GATS-Verhandlungen betrifft muss man der
Österreichischen Bundesregierung hier etwas zugute halten. Die Österreichische
Bundesregierung hat etwas getan, was andere Bundesregierungen in keiner Weise
getan haben: Es wurden sämtliche Dokumente nicht nur den Bundesländern
übermittelt - die Verbindungsstelle der Bundesländer hat alles bekommen -,
sondern es wurde das auch den Sozialpartnern übermittelt. In den europäischen
Diskussionen wurde hier immer darauf hingewiesen, warum Österreich das
eigentlich tut, warum in Österreich in der Tradition, in der wir uns befinden,
alles den Sozialpartnern gegeben wird. Das ist Teil der Offenlegungspolitik der
Bundesregierung. Daher ist ein diesbezüglicher Vorwurf völlig falsch und
unangebracht. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn hier im
Antrag der SPÖ - und wir hätten ganz gerne in dieser Diskussion gemeinsame
Positionen erarbeitet - Dinge verlangt werden wie ein Verhandlungsstopp, dann
kann ich nur sagen: Warum hat man das 1995 gemeinsam beschlossen? Da ist der
Zug längst abgefahren! Wir stehen auch zu diesem Prozess. Irgendwie erinnert
mich hier in der Diskussion über GATS manches an die Diskussion, die im
Jahr 93,94 im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt geführt wurde. Da war von
irgend welchem Wasser, das transportiert wurde und von verschiedenen
Lebensmitteln und so weiter die Rede und von Politikern, die sich hier ihr
Kleingeld entsprechend geholt haben.
Ich glaube, es ist hier falsch, die Leute zu
verunsichern, sondern es ist wichtiger, dass wir informieren. Und wir sollten
daher von Wien aus die Informationen, die Wien beispielsweise über die
Verbindungsstelle der Bundesländer bekommt, auch entsprechend weitergeben. (GR
Godwin Schuster: Das ist der Bartenstein!) Ich glaube auch, dass wir gut
beraten sind, die Leute nicht zu verunsichern, sondern Ihnen zu sagen, dass uns
dieses GATS Chancen gerade für die Weiterentwicklung des Welthandels bietet und
damit auch des Wohlstands der gesamten Welt.
Die Frage, was wir liberalisieren, das bleibt
weiterhin unsere Angelegenheit. Es ist keineswegs ein Eingriff in die Autonomie
der Gemeinden. Der ist damit nicht verbunden, man braucht nur nachzusehen.
Wenn Sie in dem Antrag drinnen stehen haben, dass etwa diese
Forderungsliste, von der Sie reden, jetzt nachverhandelt wird - bitte diese
Forderungsliste ist ja
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