Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 91
Wenn man ausländische Menschen dazu benützt, Lohndumping zu betreiben,
leistet man der AusländerInnenfeindlichkeit Vorschub! Vielleicht kommt das FPÖ
nicht ungelegen, vielleicht stimmt sie ja deshalb zu!
Wir lehnen diese menschenverachtende Politik
jedenfalls ab und wünschen uns, dass die Stadt Wien vereint mit anderen Städten
und Ländern in Österreich und vereint mit anderen Ländern und Kommunen
europaweit so starken Widerstand entwickelt kann, dass GATS in der Form, wie es
jetzt im Rahmen der WTO geplant wird, nicht zustande kommt. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als nächster zum Wort gemeldet ist der Herr
GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte auf den letzten Redner nicht allzu sehr
eingehen, weil er den Frust, den er in seiner eigenen Bundespartei haben
dürfte, zum Ausdruck gebracht hat. Er ist wirklich so weit weg von all dem, was
hier tatsächlich überlegt wurde. Für ihn war es halt ein großer Frust, dass
auch Koalitionsverhandlungen stattgefunden haben. Das ist nach dem, was Sie
hier von sich gegeben haben, verständlich. Sie leben in einer anderen Welt. Ich
möchte mich daher auf das wieder zurückbewegen, was eigentlich Gegenstand ist,
nämlich auf das, was die GATS-Verhandlungen betrifft.
Wir haben in der heutigen Diskussion bereits davon
gehört, dass diese GATS-Verhandlungen auf einem Abkommen beruhen, das 1995
unterzeichnet wurde und dass das im Zuge der Uruguay-Runde im Rahmen des GATS beziehungsweise
der heutigen WTO geschehen ist. Es war im Nationalrat 1995 ein Drei-Parteienbeschluss,
sogar ein Vierparteienbeschluss - alle Parteien außer den GRÜNEN haben damals
mitgewirkt –, und in diesem steht Vieles von dem drinnen, was jetzt diskutiert
wird.
Eines einmal vorweg gesagt: GATS bedeutet eine
Liberalisierung des Welthandels und setzt damit eine Tradition fort, die für
die Nachkriegszeit, für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg ein entscheidender
Faktor dafür war, eine Friedensordnung in der Welt zu finden. Dadurch, dass
Dienstleistungen liberalisiert worden sind, dass verschiedene Handelshemmnisse
beseitigt worden sind, ist auch ein wichtiger Schub gesetzt worden, damit
einfach auch die Entwicklungsländer, damit jene Länder auch eine Chance bekommen,
die davor keine gehabt haben. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das gibt es ja
nicht!)
Möglicherweise, wenn man das aus einem verkommenen
Weltbild des Marxismus sieht, ist das anders, aber bei allen Problemen, die es
gibt, muss es einem doch heute ... (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Aber auch wenn man sich die Fakten anschaut ist es
anders, Herr Kollege Tschirf!) Herr Kollege Margulies, ich weiß, ich habe
mich auch mit Marxismus theoretisch auseinandergesetzt, ich kenne Ihre
Gedanken, nur, der Marxismus ist im Jahre 1989 gescheitert. (Beifall bei der ÖVP.- GR Dipl Ing Martin
Margulies: Da weiß man ja erst wirklich, wie wenig Ahnung Sie haben!)
Meine... (GR Dipl Ing Martin Margulies: Aber das
war ja nicht Marxismus, was in der Sowjetunion war!) Ich weiß, wir haben...(GR
Dipl Ing Martin Margulies: Das war doch nicht Marxismus!) Ich weiß, wir
haben uns vor wenigen Tagen an den 50. Todestag von Stalin erinnert. Aber
das ist halt Teil Ihrer Geschichte. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Sie haben an Stalin erinnert!) Das ist Teil
Ihrer Geschichte, das ist nicht...(GR Dipl Ing Martin Margulies: Sie haben
erinnert! Wir haben nicht Stalins gedacht!) Das ist nicht Teil ... (GR Dipl Ing Martin Margulies: Wenn Sie sich
erinnern, ist das Ihr Problem, Herr Kollege Tschirf!) Es ist... (GR Dipl
Ing Martin Margulies: Wir haben nicht Stalins gedacht!) Es ist leider
ein Gedankengut, das durch Jahrzehnte vielen –zig Millionen Europäern, Bürger
der Welt, Unfreiheit und Gefangenschaft, ja Tod gebracht hat. Gott sei Dank ist
dieses Regime vorbei. (Beifall bei der
ÖVP. – GR Dipl Ing Martin Margulies: Wollen Sie uns das unterstellen oder was?
Wir haben das immer abgelehnt!)
Ich bin... (GR Dipl Ing Martin Margulies: Wir haben das immer
abgelehnt!) Ich bin froh, wenn Sie das auch
ablehnen, aber ich wäre noch froher, wenn Sie auch die (GR Dipl Ing Martin Margulies: Sie haben Stalins
gedacht!) politischen ... (GR Dipl Ing Martin Margulies: Was jetzt? Was werfen
Sie mir vor?) Ich werfe Ihnen vor, dass jene politischen Überlegungen, die
damals dieses Regime geschaffen haben, das eben nicht auf Freiheit ausgerichtet
war, das nur auf Zwangskollektivierung aus war und das auch politisch (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Sie stehen ja vollkommen daneben, Herr Tschirf!) zur
Kollektivierung geführt hat, dass Sie dieses Gedankengut heute noch tragen. Das
ist das, was ich Ihnen vorwerfe! (GR Dipl
Ing Martin Margulies: Sie haben ja einen Klopfer, sagen wir das einmal so! –
Große Aufregung bei der ÖVP. – GR Walter Strobl: Ordnungsruf! – GR Georg Fuchs:
Ordnungsruf! – GR Dipl Ing Martin Margulies: Ja, Ordnungsruf für Herrn
Tschirf!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik (unterbrechend):
Meine Damen und Herren! Wir sind hier bei der Besprechung der Mitteilung des
Herrn Vizebürgermeisters. (GR Georg
Fuchs: Ordnungsruf! Ordnungsruf! – GR Dipl Ing Martin Margulies: Ja,
Ordnungsruf für Herrn Tschirf! – Weitere Aufregung bei der ÖVP.)
Ich denke, dass es nicht sinnvoll ist, hier einen
Geschichtsunterricht zum GATS zu halten, sondern ein jeder soll über seine
Formulierungen nachdenken. Ich würde hier jetzt keinen Ordnungsruf für den
Herrn Kollegen Tschirf abgeben, dass er Stalin ins Gespräch gebracht hat. Zu
der Wortmeldung des Kollegen... (Große
Aufregung bei der ÖVP. – GR Georg Fuchs: Das gibt es ja nicht! Das darf doch
nicht wahr sein! Das darf doch nicht wahr sein!)
Hören Sie mir zu! Herr Kollege Fuchs, eine Bitte: Einmal
würde ich Sie bitten, dass Sie mir zuhören! Ich habe gesagt, ich gebe keinen
Ordnungsruf dem Kollegen Tschirf für Stalinismus oder für den Stalin und ich
gebe
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