Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 91
außerhalb Österreichs fordern sollten, dass nämlich dieser
für die zentrale Versorgung der Bevölkerung so wichtige Bereich der
Daseinsvorsorge aus diesen Beweisbelastungen herausgenommen werden soll. Wir
werden es nicht durchsetzen können, dass diese Regelungen generell wegfallen
oder generell ins Gegenteil gekehrt werden. Aber worauf wir uns konzentrieren
sollten, ist, dass wir für diesen Bereich der Daseinsvorsorge, die ja sehr weit
geht in Wirklichkeit und nicht gänzlich eingefangen werden wird können durch
die Public Facilitys, erreichen, dass die Beweislastumkehr nicht mehr verlangt
werden wird.
In der augenblicklichen Situation gibt es sozusagen
Öffentlichkeit für dieses GATS und lange genug war es so, dass sich nur ganz
wenige Eingeweihte damit beschäftigt haben. Was ich damit zum Ausdruck bringen
möchte ist, dass das augenblickliche öffentliche Interesse uns nicht darüber
hinweg täuschen sollte, dass wir in dieser Frage einen langen, starken
politischen Atem brauchen und dass es hier eines gut funktionierenden Lobbyings
bedarf. Mit der heutigen Veranstaltung des Wiener Gemeinderats in diesem
Bereich, um das so zu apostrophieren, und mit den Beschlüssen einer Reihe
österreichischer Landtage - wir sind ja nicht das erste Bundesland und nicht
die erste Stadt, die sich mit diesem Thema beschäftigt und wo es auch zu
einstimmigen Beschlüssen und Resolutionen gekommen ist - wird es nicht genug
sein, sondern es kommt ja darauf an, daraus entsprechende Schritte abzuleiten.
Ich möchte ein bisschen
etwas sagen - und dann komme ich schon zum Schluss -, wo ich jetzt in den
operativen Teil kommen möchte. Der österreichweite Entscheidungsprozess ist
eigentlich mit Ende Februar abgelaufen. Dann ist sozusagen Schluss. Bis Ende
März wird die Europäische Union -möglicherweise, sie hat es sich jedenfalls einmal
vorgenommen - den EU-internen Meinungs- und Willensbildungsprozess abschließen.
Dann werden die eigentlichen Verhandlungen im Rahmen der
Welthandelsorganisation beginnen, die ja, genau genommen, bilaterale
Verhandlungen sind. Das heißt, du verhandelst dort ja mit Hunderten Mitgliedsstaaten
und nicht mit einem einzelnen Partner, der dir gegenüber steht. Das sind sehr
komplexe Verhandlungen, wobei natürlich das Bestreben der Europäischen Union
sich sehr stark auf einige große Verhandlungspartner konzentrieren wird, etwa
den amerikanischen Markt. Da gibt es ja bereits schon sehr konkrete
Forderungen, die auch unsere Themen zum Teil berühren.
Bis Ende 2004 soll das Paket der WTO insgesamt
stehen. Wenn man bedenkt, dass das 1995 sozusagen im Zeitplan schon beschlossen
worden ist, dann wird es jetzt ziemlich eng werden. Bis dahin sollen die
Verpflichtungen, die jetzt bilateral eingegangen werden, in den sogenannten
listenspezifischen Bindungen nach Art 20 des GATS-Abkommens festgelegt
werden. Dann ist sozusagen Redaktionsschluss. Also bis 2004 ist eigentlich der
volle Einsatz gefordert, wenn man in bestimmten Bereichen Veränderungen und
Ausnahmen von GATS erreichen will.
Jetzt muss man dazu sagen, dass innerhalb der
Europäischen Union die Meinungen zur Liberalisierung von Mitgliedsstaat zu
Mitgliedsstaat sehr unterschiedlich sind und dass zum Beispiel 60 Prozent
der Beiträge zu GATS aus Österreich stammen. Das heißt, das Interesse an dem
GATS-Abkommen ist innerhalb der Europäischen Union natürlich sehr differenziert
und daher ist die Frage, mit welcher Mehrheit denn das Verhandlungsmandat an
die Kommission zur Verhandlung eigentlich erteilt werde, von großer Bedeutung.
Wer da die Illusion gehabt hat, dass es, wie früher einmal, ein
Einstimmigkeitsprinzip gibt und es genügen wird, an den Wirtschaftsminister zu
appellieren und zu sagen, lege dort dein Veto ein und stoppe das Ganze, der
muss sich eine bedauerliche Aufklärung gefallen lassen, nämlich dass seit dem
Nizza-Abkommen das nicht mehr eine Entscheidung ist, die einstimmig getroffen
wird, sondern dass das eine Entscheidung ist, die mehrstimmig getroffen wird.
Noch dazu fällt sie nicht in den Bereich der gemischten Zuständigkeit, also es
gibt auch keine Zuständigkeit des Parlaments. Daher kommt es natürlich sehr
wesentlich darauf an, dass du nicht nur deinen eigenen Vertreter bei der Hand
hast, sondern dass du Lobbying betreibst und dass du möglichst viele
Mitgliedsstaaten auf deine Seite bringst und damit die Gemeinsamkeit
unterstreichst.
2. Es ist zwar in den Diskussionen auch immer gesagt
worden, also bitte warum regt ihr euch denn auf, denn auch wenn die Europäische
Union für alle Mitgliedsstaaten verhandelt und es ein gemeinsames
Verhandlungsmandat gibt, wird ja dann die Ratifizierung nach der Struktur der
Welthandelsorganisation letztlich bei jedem einzelnen Mitgliedsstaat liegen,
also jeder Staat hat dann letztlich das Ergebnis für sich zu ratifizieren, so
ist das natürlich auch eine naive Einschätzung oder eine Beruhigungspille. Wenn
man sich nämlich überlegt, dass es das Ziel der Europäischen Union sein muss,
einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu dokumentieren und auch die Stärke eines
gemeinsamen Wirtschaftsraums auszuspielen, dann muss einem klar sein, dass ein
nachträgliches Abweichen in eine spezifische detaillierte Auflistung
wahrscheinlich in Widerspruch zu einer solchen Grundhaltung als gemeinsamer
Wirtschaftsraum steht und dass daher seitens der Europäischen Union alles
unternommen werden wird, einen möglichst einheitlichen Ausnahmekatalog herzustellen,
dem man sich dann möglicherweise aus verschiedensten Gründen nicht entziehen
kann.
Ich komme jetzt zum operativen Teil, wo ich auch im
Hinblick auf das, was ich zuvor gesagt habe, konkrete Vorschläge machen möchte
1. Angesichts des besonderen Stellenwerts der
Daseinsvorsorge haben die österreichischen Städte, Gemeinden und Bundesländer
ein besonderes Interesse daran, in die weiteren Verhandlungen über GATS auch
auf der Ebene in der Europäischen Union und auch auf der Ebene der weiteren
Schritte in die Welthandelsorganisation hinein direkt und permanent eingebunden
zu sein. Jedenfalls dann, wenn sich die Forderung, nach einem Abbruch der
Verhandlungen, die sich immer
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