Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 91
aufgezeigt wurde.
Aber es gibt auch andere Punkte, wo es natürlich
Unterschiede gibt, wo man aufzeigt, dass etwas nicht genauso kommt, wie man es
sich vorgestellt hat, aber das soll keinen Abbruch tun, dass man feststellen
kann, dass hier in einer positiven Stimmung versucht wird, positiv zu arbeiten.
Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich
glaube, das Jahr 1981 war ein sehr wichtiges Jahr, und ich möchte diesen Aspekt
hier betrachten. Ich glaube, dass schon ein großes Umdenken in der Gesellschaft
stattgefunden hat, auch wenn es noch nicht überall ganz durchgeklungen ist. Und
da es noch nicht ganz durchgeklungen ist, halte ich auch Aktionen, die eine
weitere Bewusstmachung erreichen, für wichtig. Es wird ohnehin ununterbrochen
versucht. Es ist ja nicht so, dass dieses Thema verschwiegen wird, sondern im
Gegenteil, man versucht ja sowieso dauernd, Bewusstseinsbildung zu betreiben,
aber es ist wichtig, dass auch weiterhin Bewusstseinsbildung betrieben wird,
wie es zum Beispiel im österreichischen Arbeitsprogramm für das Jahr der
Behinderten vorgesehen ist. Da wird es zum Beispiel einen Aufsatzwettbewerb für
Berufsschüler mit dem Thema „Mein Kollege ist behindert“ geben. Das ist eine ganz
nette Geschichte, weil man sich ja dann damit auseinander setzen muss. I
Ich glaube, 1981 hat diesbezüglich schon etwas
gebracht. Also ich würde es nicht als nichts bezeichnen. Nur ein Beispiel: Ich
denke daran zurück, dass man in der großen Euphorie die Leute am Praterstern
unten durchgeführt hat. Dann ist man draufgekommen, das kann es auch nicht
sein, dass man Behinderte, Alte, Betagte, natürlich genauso betroffene Frauen
mit Kinderwagen unten durchführt. Da hat man die Leute wieder oben drübergehen
lassen.
Oder zum Beispiel das Programm, das mir besonders gut
gefällt. Früher konnten die Bordsteinkanten nicht hoch genug sein. Es wurde ein
Vermögen investiert, um überall dort, wo es nur möglich ist, die
Bordsteinkanten bei Übergängen wieder abzuschrägen, was wieder dazu geführt
hat, dass sich die Autos dort besonders gern hingestellt haben. Das hat zur
Folge gehabt, dass man dort wieder Poller aufstellen hat müssen, damit das ja
nicht verstellt werden kann.
Aber da sind schon auch viele Dinge passiert, die
dann auch akzeptiert worden sind, und ich glaube, es ist auch eine
Gesinnungsänderung festzustellen. Ich wohne im 2. Bezirk, und da haben wir
in der Nähe auch eine Wohngemeinschaft. Ich sehe mit Freude, dass die Leute
nicht in irgendeinem Heim eingesperrt sind, sondern in der Praterstraße
herumgehen, einkaufen gehen. Ich habe da eine junge Dame im Auge, die geht sich
gerne eine Wurstsemmel kaufen. Ich bin schon zweimal mit ihr zusammengekommen.
Die Artikulation ist etwas schwierig. Trotzdem, die Verkäuferin weiß schon, was
sie will, gibt ihr das Wurstsemmerl, sie geht zur Kassa und bezahlt. Kein
Problem, obwohl das Ganze nicht so einfach ist, denn andere Leute warten in
einer Schlange. Aber ich glaube, das zu akzeptieren ist wichtig, und das zu
akzeptieren sollte weiter unser Ziel sein.
Und weil sie die Bundesregierung in Frage gestellt
haben. Also ich glaube, die Bundesregierung hat in ihrem Programm – gerade auf
Seite 17 – viele Dinge versprochen, und ich werde auch darauf warten, dass
das kommt, und ich erwarte, dass es kommt. Aber wissen Sie, die jetzige
Bundesregierung wegen des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes in Frage zu
stellen, ist ein bisschen wenig, denn das hätten ja die Regierungen vorher auch
schon machen können. So einfach ist es nicht.
Aber ich hoffe, dass diese Dinge kommen, weil ich
glaube, dass im Sinne der Behinderten ein Zusammenspiel von Wiener Ebene –
Dinge, die wir zu erledigen haben – und Bundesebene – Dinge, die die
Bundesregierung zu erledigen hat – wichtig ist, im Interesse der Behinderten,
im Interesse des Jahres der Menschen mit Behinderungen 2003, weil ja ein
permanenter Fortschritt unser höchstes Ziel sein muss. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Kurt Wagner
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Kurt Wagner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren des Wiener Gemeinderates!
Ich muss sagen, ich bin selten so einhellig einer
Meinung wie jetzt mit meinen Vorrednerinnen und Vorrednern, bis auf eine
Ausnahme, und ich darf sagen, wenn es in dieser Richtung für die Behinderten in
dieser Stadt weitergeht, dann würde ich mir persönlich politisch hier keine
Sorgen machen.
Meine Damen und Herren! Was ich aber diesbezüglich
durchaus als Forderung des Landes Wien und des örtlichen Wiener Gemeinderates
an die heute im Parlament befindliche neue Bundesregierung richten möchte, sind
zwei ganz konkrete Forderungspunkte, wobei ich glaube, dass auch die
Oppositionsparteien, die ja die Regierungsverantwortung auf Bundesebene tragen,
da wahrscheinlich sogar mitgehen können. Ich hoffe nämlich, dass Frau
Ministerin Rauch-Kallat sich in der eigenen Fraktion durchsetzen und endlich
erreichen wird, dass das Pflegegeldgesetz valorisiert wird, weil die Beträge
seit Jahren nicht angehoben wurden
Ein zweiter ganz, ganz wichtiger Punkt, meine Damen
und Herren: Wenn wir heute von behinderten Menschen reden, die Schwierigkeiten
im Bereich der Arbeitsplätze haben, dann ist es auch nicht unbedingt eine
hilfreiche Maßnahme dieser neuen Bundesregierung – aber auch nicht der alten –,
wenn der Herr Finanzminister diesbezüglich im vorigen Jahr die ersatzlose
Streichung der Schutzregelung für integrative Betriebe durch die
Bundesregierung verkündet und auch durchgesetzt hat. Das heißt, dass er die
15 Prozent der Nettoauftragssumme, die bisher üblicherweise vom
Bundessozialamt rückerstattet wurden, ersatzlos streicht.
Meine Damen und
Herren! Das dient nicht dazu, dass Betriebe Behinderte beschäftigen, sondern
das dient dazu, dass wir in diesem Problembereich noch
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