Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 91
kein Recht auf diese Sprache, Österreich hinkt weit, weit,
weit hintennach. Es gibt europäische Länder, die dieses Recht bereits in der
Verfassung verankert haben.
In Österreich passieren solche Dinge, wie dass eine
junge Frau, die gehörlos ist und Lehrerin werden will, das nicht werden kann,
weil sie laut Gesetz ausgeschlossen ist von dieser Möglichkeit, und ich möchte
Ihnen nur ganz kurz sagen, was das Ministerium dazu sagt, nämlich der Herr
Gruber aus dem Unterrichtsministerium: "Im Richtungsstreit, ob man die
Laut- oder die Gebärdensprache im Unterricht forcieren soll, habe sich
Österreich für die Lautsprache entschieden."
Meine Damen und Herren! Das geht nicht! Es gibt
Vorgaben von Seiten der UNO, es gibt Vorgaben von Seiten der EU, und Österreich
kann sich nicht einfach für etwas anderes entscheiden. Also bitte auch hier ein
Umdenken – in Wien und im Bund. Die Gebärdensprache soll anerkannt werden als
eigene Sprache. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächste ist Frau GRin Lakatha gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort.
GRin Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Der ÖVP ist es immer ein Anliegen, für die Menschen
mit besonderen Bedürfnissen einzutreten und ihnen zu einem selbstbestimmten
Leben zu verhelfen. In Wien gibt es am Behindertensektor zwischen allen
Fraktionen eine sehr gute Zusammenarbeit. Es ist richtig, dass sich Wien
bemüht, eine behindertengerechte Stadt zu sein, aber eines muss ich Ihnen
sagen: Sie muss noch wesentlich behindertengerechter werden.
In der letzen Periode – und das ist etwas, was uns
jetzt wirklich abgeht – sind unter einem ÖVP-Stadtrat 5 Millionen im
Budget für den behindertengerechten Umbau im Kulturbereich zur Verfügung
gestellt worden. Die ÖVP handelt, wenn sie die Möglichkeit dazu hat. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es gibt einige Punkte, die ich hier anführen will,
weil wir damit nicht einverstanden sind. Das heißt, es gibt mehrere Punkte,
aber diese wären relativ einfach, ohne großen Mitteleinsatz zu bewältigen.
Und zwar gehe ich einmal davon aus, dass es kein Problem
ist, alle Wahllokale wirklich behindertengerecht umzubauen. Da gab es das
letzte Mal etliche Probleme.
Was auch nicht viel Geld kostet, ist, dass in den
Lokalen für sehbehinderte Mitbürger und Mitbürgerinnen die sogenannten
Blindenschablonen aufliegen, die nur einmal verwendet werden dürfen und nicht
zweimal oder dreimal, denn jeder Mensch hat das Recht auf eine geheime Wahl.
Das ist etwas, das sehr, sehr leicht zu ändern ist.
Auf etwas muss ich noch zurückkommen, was auch meine
Kollegin Korosec gesagt hat, das sind die Ausgleichstaxen. Für das Jahr 1999
waren das 24,6 Millionen S. Für das Jahr 2001 und 2002 sind die
Ausgleichstaxen noch nicht vorgeschrieben, aber wenn Sie das jedes Jahr
verdoppeln, sind es noch einmal 50 Millionen, die als Ausgleichstaxe
gezahlt werden. Und das ist, bitte, eine Ungeheuerlichkeit. Die ÖVP fordert
daher, keine Ausgleichstaxen zu zahlen, sondern Behindertenarbeitsplätze zu
schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)
Außerdem ist der Ausbau von Wohnplätzen für
behinderte Menschen nicht gesichert. Ich hoffe, dass Frau StRin Laska diesmal
auf einen Brief vom Trägerverein ARGE Wohnplätze bald reagiert, und zwar nicht
erst im Jahre 2004, sondern bereits jetzt, denn die Situation in der MA 12
ist bekannt und ist sehr, sehr problematisch. Die ÖVP fordert daher den
weiteren Ausbau von Wohnplätzen für behinderte Menschen in Wien, damit sie
nicht in Pflegeheimen oder psychiatrischen Krankenanstalten untergebracht
werden müssen. Außerdem ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass der prognostizierte
Bedarf für die nächsten Jahre 75 Wohnplätze ist.
Was die ÖVP gänzlich ablehnt, ist der von Herrn
Gusenbauer geforderte Betreuungsscheck. Nur durch das Pflegegeld wird
Behinderten ein selbstbestimmtes, bedürfnisorientiertes Leben ermöglicht, für
das sich die ÖVP immer einsetzen wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Römer gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort.
GR Johann Römer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Nachdem heute die neue Bundesregierung angelobt wird,
habe ich schon befürchtet, dass wir alle die Reden aus dem Archiv hervorholen,
die wir vor drei Jahren gehalten haben. Das ist aber Gott sei dank nicht so (GRin Ursula Lettner: Zum Jubeln ist ja
wirklich kein Grund!), sondern wir haben durch diese Aktuelle Stunde die
Möglichkeit, hier öffentlich zu dokumentieren, dass uns dieses Problem ein
wichtiges ist und dass der Wiener Gemeinderat hier seit Jahren einen
Schwerpunkt setzt.
Die Vorsitzende der Behindertenkommission, Frau
Kollegin Stubenvoll, hat ja hier die Leistungsbilanz der SPÖ-Regierung mehr
oder weniger auf den Tisch gelegt, und es steht mir auch an, zu sagen, dass
natürlich auch wir zur Kenntnis nehmen, und zwar mit Freude zur Kenntnis
nehmen, dass gerade auf diesem Sektor, dass gerade in der Behindertenkommission
über die Parteigrenzen hinweg versucht wird, bestmögliche Lösungen zu suchen,
und zwar unter Einbindung vieler Betroffenen und Fachleute. Das ist wirklich
eine schöne Sache.
Natürlich liegt es auch in der Natur der Sache, dass die SPÖ
ihre Errungenschaften und Verbesserungen in den Vordergrund stellt, dass die
Opposition aufzeigt, wo sie glaubt, da geht zu wenig weiter, da geht es zu langsam
weiter. Und weil zuvor so ein Aufschrei durch den Saal gegangen ist, als eine
Kollegin über die Behinderteneinstellung der Gemeinde Wien gesprochen und
darauf hingewiesen hat, wie es in der Privatwirtschaft ist, so muss ich sagen:
Dieser Vergleich ist für mich nicht zulässig, weil ich glaube, dass die Stadt
Wien Vorbild sein soll und sich nicht an wirtschaftlich orientierten
Unternehmungen messen soll. Daher ist das auch ein Punkt, der immer wieder
besprochen und immer wieder
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular