Gemeinderat,
23. Sitzung vom 17.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 32
bewusst, dass wir nicht diesen gesamten Betreuungsbedarf abdecken
könnten.
Nichtsdestotrotz zeigt dieser Bericht Mängel,
Kritikpunkte auf, die es Wert sind, in Zukunft Entscheidungshilfen zu sein, bei
den Reformmaßnahmen, die ja permanent durchgeführt werden müssen. Und es ist
verwunderlich für mich, dass die MA 47 anstelle zu sagen, okay, das wurde
von außen überprüft, es wurden Kritiken aufgezeigt, es wurden Schwachstellen
aufgezeigt, dass diese MA 47 hergeht und dazu eine Stellungnahme abgibt,
die dann noch dicker ist, als die Andersen-Studie an und für sich.
Wenn man sich die Stellungnahme zum Bericht der
Andersen-Studie genauer ansieht, so kann man vereinfacht feststellen, dass man
eigentlich wenig Handlungsbedarf sieht, und es entspricht ja auch der
Vorgangsweise, die erzählt wurde, als seinerzeit der Kontrollamtsbericht
vorgelegt wurde, wo man mehr oder weniger dies mit wenig Diskussion abhandeln
wollte.
Aber ich glaube, wir müssen einfach zur Kenntnis
nehmen, dass hier - und ich denke jetzt nur an nötige Reformen, an
Schnittpunkte, an Strukturprobleme - gezweifelt wurde, dass man überlegen
sollte, wie man sie in Zukunft besser handhaben kann.
Mit der Einführung des Pflegegeldes wurde seinerzeit
in Österreich ein Meilenstein gesetzt, und wir können uns erinnern, die damals
schon aktiv waren, dass sich Österreich im internationalen Vergleich ziemlich
zeitig dieses Themas angenommen hat, dass das Gesetz zu einem Zeitpunkt
verabschiedet wurde, wo in den Nachbarländern die Diskussion noch im
Anfangsstadium war. Es hat natürlich Änderungen mit sich gebracht, und es hat
sicherlich auch mitgeholfen, dass der Druck auf die öffentlichen Heime nicht so
stark zugenommen hat, wie man vorher noch befürchten konnte. Und es hat eine
wesentliche Änderung gebracht, nämlich dass die vorher erbrachten
Sachleistungen ab diesem Zeitpunkt sozial gestaffelt, das ist schon gut, aber
gegen Entgelt geleistet wurden. Es konnten viel mehr Mittel dafür aufgebracht
werden, dass man die ambulante, die Betreuung zu Hause in vermehrtem Maße in
Anspruch nehmen konnte.
Nichtsdestotrotz ist natürlich weiterhin die
öffentliche Hand aufgefordert, hier finanziell unterstützend einzugreifen, weil
das Pflegegeld allein dies nicht abdecken kann.
Ich möchte hier zurückkommen auf die Wortmeldung
einer meiner Vorrednerinnen. Frau GRin Dr Pilz hat versucht, anhand der
75 Stunden für die Pflegestufe 2 zu sagen, dass hier nicht alles
abgedeckt wird, nämlich der ganze volle Preis abgedeckt wird. Das weiß ein
jeder, das ist vollkommen klar. Aber ich glaube, das kann auch nicht sein, wenn
man sich bewusst ist, was Pflegestufe 2 heißt. Wenn ich sage
75 Stunden, es geht sich nicht aus, wenn man die genauen Vorgangsweisen
kennt, aber sagen wir aufgerundet 80 Stunden durch vier Wochen sind
20 Stunden wöchentlich. Das heißt, diese betreute Person würde drei Tage in
der Woche den ganzen Tag jemand haben. Das, glaube ich, ist auch nicht möglich.
Es gibt einen differenzierten Anfall, manchmal weniger, manchmal mehr, ist
jemand krank, ist er gerade nicht krank. Und seien wir auch ehrlich: Menschen
in der Pflegestufe 2 sind Gott sei Dank zum Teil auch noch so mobil, dass
sie zum Beispiel am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Also ich
glaube, man darf nicht die Stunden so umrechnen, wie Sie es gemacht haben,
obwohl es natürlich toll wäre, wenn das das Endziel wäre. Aber wenn man
umrechnet, was dann die Ganztagsbetreuung kosten würde in der
Pflegestufe 6 et cetera, so wäre das ja überhaupt nicht mehr zu
finanzieren mit dem Pflegegeld allein. Ich glaube, da muss man schon zur
Kenntnis nehmen, dass hier auch noch andere Mittel angezapft werden müssen, als
die der öffentlichen Hand, natürlich auch private Mittel.
Also ich glaube, dass es trotzdem in diesem
Zusammenhang nur recht und billig ist, dass die Gemeinde Wien dafür Sorge
trägt, dass diese Leistungen, die hier angeboten werden, zu fairen Preisen
erbracht werden, und ich glaube, dass es der Wiener auch von der Gemeinde Wien
erwartet, dass ein einheitliches Niveau der Qualität angeboten wird, dass die
Gemeinde Wien Sorge trägt, dass dieses einheitliche Niveau angeboten wird.
Aber der Titel der heutigen Sondersitzung, wie er von
den GRÜNEN gewählt wurde, lautet ja: "Das Geschäft mit den Sozialen
Diensten in Wien - Politiker/innen in unvereinbaren Doppelfunktionen". Das
ist sicher ein interessantes Problem und ich glaube, auch ein sehr schwieriges
Problem. Einerseits kann man ja davon ausgehen, dass die Bevölkerung, dass
unsere Mitbürger erwarten, dass Politiker sich engagiert in der Gesellschaft
bewegen, dass sie natürlich neben ihrer politischen Tätigkeit auch weiter aktiv
sind. Und ich glaube, die Öffentlichkeit kann auch erwarten, dass Politiker
ihre beruflichen Erfahrungen in dieses Haus einbringen. Darum halte ich es für
gut, dass hier auch so eine breite Palette von Wienern und Wienerinnen sitzt,
die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen und aus den unterschiedlichsten
gesellschaftlichen Schichten, was immer das ist, die alle etwas anderes
mitbringen und dann gemeinsam versuchen, einen Mix für uns alle zu erreichen,
für unsere Wiener. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig.
Und ein anderer Punkt ist natürlich, dass der
Politiker auch verpflichtet ist, so objektiv es nur möglich ist, die
wirtschaftlichen Entscheidungen in diesem Hause zu treffen. Es ist selbstverständlich
für mich, dass hier ein Zusammentreffen von Interessen stattfindet, und es
betrifft ja nicht nur die heute und im Vorfeld dieser Sitzung angesprochenen
Personen. Dies betrifft viele andere auch in diesem Saal, und ich glaube, in
Wirklichkeit, wenn wir ehrlich sind, trifft es ja einen jeden von uns
100 Gemeinderäten und den Stadträten. Ich glaube, dass es sehr, sehr
schwierig ist, hier einen genauen Strich zu ziehen.
Aber ich verweise in diesem Zusammenhang, weil ja der Antrag
von den GRÜNEN gekommen ist, nur auf die Betroffenheit, die an und für sich
Frau GRin Ringler gehabt hat, die ja seinerzeit als Chefin des Public
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular