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Gedenksitzung vom 10.03.2008  -  Seite 6 von 10

 

beschrieben, sondern vielleicht die Frage, warum so wenige hierher zurückgekommen sind. Und ich glaube, dass wir auf diese Frage nicht so genau heute eingehen können, aber doch kann man sagen, dass sie nicht unbedingt willkommen waren, dass man ihnen Schwierigkeiten gemacht hat, dass viele, die eigentlich geplant haben zurückzukehren, nicht hierher zurückgekommen sind. Heute haben wir noch immer eine kleine Gemeinde, aber wir versuchen, nicht nur der Ermordeten zu gedenken, sondern eine Gemeinde aufzubauen. Und es ist uns zum Teil gelungen und es ist uns auch zum Teil gelungen durch die Hilfe der Republik Österreich und der Stadt Wien und wir sind auch dafür dankbar. Gleichzeitig wollen wir anmerken, und das ist nicht die Schuld der heutigen, sondern die Schuld der nach dem Krieg lebenden politischen Generation, dass damals so wenig getan wurde und so wenig geholfen wurde, dass wir eigentlich sehr spät dran sind mit den Dingen, die getan worden sind, wo geholfen wurde und wo wir noch Hilfe brauchen. Ich vergleiche das vielleicht mit einem halbvollen Glas, wo manche meinen, man soll durch nur die Hälfte anschauen, die voll ist, und andere, die Pessimisten sagen, ja, da ist ein halbleeres Glas. Ich sehe eigentlich unser Glas schon zu drei Viertel gefüllt oder noch höher.

 

Wenn ich trotzdem erwähnen darf, dass es noch Fragen wie Friedhöfe, wie Kunstgegenstände und andere gibt, die noch immer nicht geklärt sind, so glaube ich doch, dass wir auf einem guten Weg sind und hoffe sehr, dass alle gemeinsam mit uns hier arbeiten werden und versuchen werden, so weit es geht, denn Wiedergutmachung ist ja an sich nicht möglich, so weit es geht, noch bestehende Ungerechtigkeiten oder nicht erledigte Agenden zu lösen.

 

Ich glaube, dass es ganz wichtig ist und es geschieht ja auch, dass junge Menschen über die Verfolgung der Schoah´ch lernen. Mir scheint aber fast so wichtig oder vielleicht noch wichtiger, dass sie etwas lernen, dass sie nämlich lernen, dass das Ganze mit verbaler Verfolgung, mit Worten, mit Erniedrigung begonnen hat, nicht gleich mit Mord. Und wir fürchten uns heute Gott sei Dank in der demokratischen Republik Österreich nicht mehr vor der Wiederholung der schrecklichen Dinge, aber wir sollten alle wachsam sein und die Jugend dazu erziehen, dass sie wissen, andere zu verunglimpfen, aus welchen Gründen auch immer, ist falsch und ist ein schlechter Beginn. Viele, viele Österreicher, die vielleicht Schuld auf sich geladen haben, waren gar keine Nazis, sondern sie waren vielleicht neidig, gierig und haben die Gelegenheit ergriffen, als es die Möglichkeit gab, sich irgendetwas zu holen, weil andere weg mussten, dass sie es sich geholt haben. Und ich will keineswegs eine ganze Generation hier verurteilen, es stimmt nicht. Es gab auch Menschen, die, wie wir schon gehört haben, nicht am Heldenplatz waren und die zu Hause geblieben sind, vielmehr, und es gab viele, die zugesehen haben, und auch hier will ich eher ein mildes Urteil fällen. Man kann nicht von Menschen ganz einfach verlangen, dass sie alle in den Widerstand gehen, wie meine Kollegen hier intern, mit denen ich sprechen durfte. Was man heute verlangen kann, ist, in der heutigen Zeit vorsichtig zu sein mit Worten, erziehen und der Jugend den richtigen Weg weisen. Ich hoffe und ich bin sicher, dass wir dies auch tun werden und in diesem Sinne danke ich Ihnen, dass Sie mir auch die Möglichkeit gegeben haben, hier ein paar Worte zu sprechen.

 

(Applaus.)

 

Erster Präsident des Landtages für Wien Johann Hatzl: Ein besonderes Danke dem Herrn Oberrabbiner Eisenberg. Es ist in der Tat eine Verpflichtung, die wir aus Ihren Worten spüren und übernehmen und Sie können sicher sein, dass wir in einem besonderen Maße bemüht sein werden, auch in Zukunft diese Worte auch als eine Herzensangelegenheit in uns aufzunehmen.

 

Meine Damen und Herren!

 

Frau Irma Trksak, die nunmehr zu Ihnen sprechen wird, ist eine Überlebende des berüchtigten Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Und ich hatte vor Kurzem Gelegenheit, als ein Buch von ihr durch meine Person vorgestellt wurde, zu sagen, es ist ein großes Glück gewesen, dass man überleben konnte und jetzt sage ich schon, es ist ein großes Glück, dass sie überleben konnte und nach 1945 auch nicht müde wurde, so wie Rosa Jochmann, mit der sie ja auch im Konzentrationslager verbunden war und vielen anderen, aufgeklärt hat, sich engagiert hat, aber kein Racheengel war.

 

Und noch etwas ist mir wichtig, heute herauszustreichen, Sie werden mir das verzeihen, wenn ich sage, Sie sind auch ein gutes Beispiel, dass im Widerstand die Wiener Tschechen auch ein besonders hohes Maß an Tätigkeit eingebracht, aber leider auch an Opfern besessen haben. Frau Trksak, darf ich Sie bitten.

 

Irma Trksak: Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich war noch nie bei einer Veranstaltung, bei der so viele Frauen und Männer anwesend waren, deren Arbeit darin besteht, dass unser Leben in unserer Stadt reibungslos vor sich geht. Ich freue mich, dass ich heute hier bin.

 

Ich bin ein ehemaliger Häftling des größten Frauenkonzentrationslagers auf deutschem Boden und hatte das Glück, die Hölle von Ravensbrück zu überleben. Verhaftet wurde ich am 29. September 1941 als Mitglied einer tschechischen Widerstandsgruppe. Nach fast einem Jahr in Einzelhaft auf der Roßauer Lände im Polizeigefängnis wurde ich mit 16 Wiener Tschechinnen nach Ravensbrück transportiert. Wir waren fast einen Monat unterwegs nach Ravensbrück mit Stationen in unzähligen berüchtigten Zuchthäusern. Angekommen sind wir am 2. Oktober 1942 in Ravensbrück. Von dem Moment an habe ich aufgehört, Irma Trksak zu sein. Ich wurde die Nummer 14 157.

 

Wir wurden empfangen als Untermenschen, erniedrigt, der Menschenwürde beraubt und als Zugang zur schweren Arbeit verurteilt. Unsere Akte hatten den Vermerk „RU", Rückkehr unerwünscht. Mit Ausnahme von zwei Monaten von Jänner bis Ende Februar war ich in

 

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