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Landtag, 31. Sitzung vom 29.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 24

 

halt einmal am System selbst ein bisschen die Rädchen drehen, denn das System produziert extreme Overhead-Kosten und verschlingt auch tatsächliche mögliche Reformen, denn das Geld kommt eben nicht bei den Sportstätten und kommt auch nicht im Breitensport an. Das muss nicht immer bedeuten, extrem kostspielige und pompöse Anlagen zu bauen, sondern das kann auch heißen, die bestehenden Ressourcen einfach effizienter zu nutzen. Vielen Dank! (Beifall bei den NEOS.)

 

Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Dr. Kickert. Ich erteile es.

 

9.38.38

Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte ZuseherInnen im Livestream! Sehr geehrter Herr Landtagspräsident!

 

Bei den ersten einleitenden Worten meines Kollegen Ornig wollte ich schon klatschen, weil er einen Dank ausgesprochen hat an die vielen, vielen ehrenamtlich arbeitenden Menschen im Sport. Dann hat er das Wort „miserable“ Umstände und Rahmenbedingungen genannt. Sie sind aus meiner Sicht möglicherweise nicht optimal, möglicherweise sogar schwierig, aber miserabel sind sie nicht! Das heißt, ich schließe mich dem Dank an, mit Ausnahme des Wortes miserabel und kann mich vielem von dem, was Kollege Wölbitsch und Kollege Ornig gesagt haben, anschließen. Ich glaube, dass es durchaus noch Anstrengungen bedarf. Aber es stimmt aus meiner Sicht nicht, dass es keine Schwerpunktsetzung gibt.

 

Rot-Grün hat einen Schwerpunkt gesetzt, nämlich im Breitensport, und ja, tatsächlich auch darin, Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt anzubieten, Mehrfachnutzungen zu ermöglichen und zu Bewegung einzuladen auf nichtkommerzielle Art und Weise. Da haben Sie vielleicht recht, Herr Wölbitsch, wenn Sie sagen, das sind keine Sportstätten, wenn man im öffentlichen Raum Möglichkeiten zu sportlicher Betätigung schafft. Aber ich glaube trotzdem, dass es ein sinnvoller kommunaler Ansatz ist, das zu tun. Die … (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Das hat mit Sportpolitik zu tun?) Oh ja, doch, das hat sehr wohl was mit Sportpolitik zu tun. (Abg. Mg. Dietbert Kowarik: Nicht wirklich!)

 

Die zweite wesentliche Rahmenbedingung, die auch aus meiner Sicht, jetzt nämlich aus meiner Sicht als Politikerin, die Sportpolitik und das Arbeiten in diesem Feld so unendlich kompliziert macht, das hat der Kollege Ornig schon erwähnt, ist die totale Zersplitterung dieses Bereichs auf der politischen Ebene. Haben wir in vielen anderen politischen Ebenen wie zum Beispiel in der Gesundheitspolitik schon zwischen Kammern, Bund, Ländern, Gemeinden, anderen Einflussgebern und Stakeholdern, sagen wir es so neutral wie möglich, zu kämpfen, so ist das in der Sportpolitik ebenso. Neben den Vereinen die Fachverbände, die Dachverbände, die Länder, die Städte oder Gemeinden, der Bund. Das macht Sportpolitik schwierig. Sport ausüben ist aber dadurch nicht wesentlich schwieriger geworden. Das weiß ich jetzt aus meiner Erfahrung. Ich habe Wien dadurch kennen gelernt, dass ich Sportlerin war. Ich habe in unterschiedlichsten Hallen trainiert und habe relativ bald, ich glaube, bereits in meinem ersten Jahr als Volleyballspielerin, dadurch gewusst, wie man sich in der Stadt bewegt, in Alt-Erlaa, in Leopoldau, in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, im Budo-Center, in der Rundhalle Simmering, in der Steigenteschgasse (Abg. Mag. Thomas Reindl: Kenne ich auch alle!), genau. Man kommt in Wien herum, man lernt die Stadt kennen und sich in ihr mit den Öffis zu bewegen. (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Aber so viel gibt es nicht in Wien!) Oh ja, es gibt schon noch sehr viel mehr. Jetzt habe ich die … (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Ja, das Dusika-Stadion!) Nein, es gibt schon sehr viel mehr als das.

 

Zur Steigenteschgasse, auf die vielen, vielen anderen Sportstätten und Sportmöglichkeiten werden sicherlich meine Nachredner auch noch eingehen, sie ist eine der Rundhallen, bei der neben der laufenden Instandhaltung eine Generalsanierung durchgeführt wird. Es hat einen Wettbewerb gegeben, und nächstes Jahr wird mit dem Umbau begonnen.

 

Ein zweiter Schwerpunkt, übrigens auch festgehalten im Koalitionsabkommen, ist die Mehrfachnutzung von Turnsälen, die Öffnung von Turnsälen, die laufend erweitert wird. Hier versucht Wien im Bereich der Pflichtschulen, einen möglichst breiten Zugang für außerschulische Aktivitäten zu ermöglichen (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Das wird immer schwieriger!), nachmittags und abends. Bei den Neubauten von Schulen wird sogar darauf geachtet, dass die Turnsäle einen externen, also einen eigenen Zugang haben, damit die außerschulische Nutzung abends und am Wochenende besser möglich wird.

 

Also: Wien setzt Akzente, möglicherweise oder nein, ich gebe Ihnen recht, es könnten mehr sein. Ich kann mich erinnern, als ich mit meiner Tätigkeit begonnen hab‘, auch in der Sportpolitik, ist mein Eifer aber stark gebremst worden, weil es immer schwierig ist, in einem Bereich, in dem es so viele zersplitterte Einzelinteressen gibt, in diesem legitimen Kampf um persönliche Förderungen für meinen Verein, für meinen Verband, für meine Sportart, für meine Veranstaltung, da drüber noch etwas oder stattdessen etwas aufzubauen, das heißt, könnten wir uns auf spezifische, generelle Linien für den Sport einigen, für den Sport hier in der Stadt Wien und für den Sport dann, was kann Wien, was können andere Städte, was können andere Kommunen, Regionen zu Sport in Österreich beitragen? Das ist eine Sisyphus-Arbeit. Also wenn es einen Bereich gibt, in dem es aus meiner Sicht wirklich schwierig ist, eine stringente Politik durchzuführen, dann ist es in diesem Bereich. Daher haben wir uns gemeinsam mit unserem Koalitionspartner darauf geeinigt, zu schauen, dass wir in der kommunalen Aufgabe der Sportinfrastruktur schrittweise Verbesserungen einbringen. Kollege Hursky und Kollege Reindl werden darauf eingehen. Ich glaube, diese Verbesserungen und diese Anstrengungen der Stadt Wien können sich durchaus sehen lassen.

 

Wenn ich jetzt mit dieser Kritik über das System begonnen habe, möchte ich aber nicht damit enden, weil ich schon glaube, und das ist ja das Paradoxon wie wir viele Paradoxa in der Politik haben, die vielen, vielen, vielen ehrenamtlich arbeitenden Menschen in den Vereinen, in den Verbänden und auch in den Dachverbänden

 

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