Landtag,
31. Sitzung vom 29.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 93
Es ist doch lächerlich, wenn die Sozialisten und die ÖVP – die übrigens jetzt plötzlich zustimmt, im Ausschuss hat sie dagegen gestimmt, aus welchen Gründen auch immer – zustimmen, dass dort zum Beispiel drinnen steht: Eine Abänderung der Sperrzeiten im Bezug auf den Betrieb von Spielapparaten gilt nicht nur für die im Initiativantrag benannten Volksbelustigungssorte – also Prater, Laaerberg –, sondern auch für Unternehmen außerhalb dieser Bereiche – jetzt kommt's – von betrieblicher und wirtschaftlicher Bedeutung. Und die Sperrzeit wird erhöht.
Wenn ich das lese, frage ich mich, wie geht ihr um
mit allen anderen Geschäftsleuten bezüglich Öffnungszeiten? Wo ist die
Gewerkschaft, wo ist Kollege Hundstorfer. Die müssen da jetzt arbeiten bis
4 Uhr in der Früh. Sonst regt er sich auf, wenn in der Stadt einer länger
als 10 Minuten über 18 Uhr arbeitet. Und wenn ich jetzt nur
überdenke, dass 88 Prozent aller Wettbüros in Wien mit
Novomatic-Glücksspielautomaten ausgestattet sind, dann können Sie sich
vorstellen, was diese Öffnungszeitenerweiterung in Wirklichkeit an Gewinn für
die Wettbüros bringt, teilweise für Admiral beziehungsweise indirekt für die
Novomatic.
Frau Abg Novak hat gestern im "Standard"
gesagt, man soll sich nicht so aufregen über das, denn die Spielhallen werden
ohnehin weiter reduziert. Na eh klar! Die kleinen Spielhallen werden
reduzieren, damit man dann am Schluss nur mehr die herrlichen Paläste hat, in
die man die Leute hineintreibt.
Meine Damen und Herren! In Wirklichkeit ist hier
Eintracht zwischen ÖVP und SPÖ gegeben. Zwischen Novomatic und Admiral gibt es
ganz eindeutige Verbindungen. Man hat das kaschiert, damit beide was davon haben,
und die Doppelzüngigkeit der Österreichischen Volkspartei ist ja wirklich unglaublich.
Herr Ferry Maier und Herr Hahn haben da ein neues Steuerkonzept für Wien
entworfen. Da haben sie unter anderem gefordert, die Luftsteuer soll fallen –
ist alles in Ordnung –, aber sie haben auch gefordert, die Vergnügungssteuer
zumindest beim Glücksspiel einzuschränken. Genau das haben sie erreicht. Jetzt
weiß ich auch, warum sie zugestimmt haben. Sie haben das deswegen erreicht,
weil die Valorisierung auf 1 500 EUR pro Automat ist ja lächerlich.
Wenn ich nämlich um drei Stunden länger offen habe – Herr Schuster lächelt,
weil er es wahrscheinlich nicht versteht (Abg
Godwin Schuster: Eh nicht! Das ist auch nicht zu verstehen!), oder er
versteht es sehr gut –, wenn ich nämlich um drei Stunden länger offen habe,
meine Damen und Herren, und trotzdem nur 1 400 EUR pro Automat zahle,
nehme ich ja wesentlich mehr ein, daher habe ich wesentlich mehr Gewinn, und in
Wirklichkeit zahle ich weniger Steuer. (Zwischenruf
von Abg Christian Oxonitsch.)
Das ist also
wirklich doppelbödig. Und die SPÖ, der auch noch ins Stammbuch geschrieben, die
kommt mit dem Hütchenspiel. Also das ist ja überhaupt das Beste.
Die SPÖ sagt, Kriegsspiele für Erwachsene sollen
verboten werden, da bin ich mit Ihnen eins, das wollen Sie kaschieren, worum es
wirklich geht, und dann schreiben Sie hinein:
„Das richtige Hütchen zu erraten, dazu hat der
Spielteilnehmer nahezu keine Chance, und dieses die Spielleidenschaft
erweckende und fördernde Spiel" – das Hütchenspiel – „ist in rechtlicher
Hinsicht bedenklich und aus sozialen Gründen abzulehnen."
Meine Damen und Herren! Ist das Glücksspiel nicht aus
sozialen Gründen abzulehnen? Das Hütchenspiel ist abzulehnen? Da kann der
Spieler wenigstens noch erraten, da kann er manuell tätig sein, da kann er
nachdenken, da kann er schauen. Beim Automaten kann er das überhaupt nicht, und
der ist genauso programmiert. Sie wissen ganz genau, dass er nur einen ganz
gewissen Prozentsatz ausspielen kann. Also kommen Sie nicht daher bei der
Begründung mit Hütchenspiel, Kriegsspiele für Erwachsene, und auf der anderen
Seite mit der Valorisierung.
Meine Damen und Herren! Das ist unglaublich, wie Sie
sich hier gefunden haben mit dem Deckmäntelchen des Praters. Und ich kann Ihnen
nur eines sagen: Wir werden das ablehnen, und schämen Sie sich! (Beifall bei
der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Schuster. Ich erteile es ihm.
Abg Godwin Schuster (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe mir jetzt beim Zuhören gedacht: Was wäre,
wenn nicht eine Wahl vor der Tür stehen würde. (Abg Dr Helmut GÜNTHER: Das
wäre erfreulich!) Wie würde man vielleicht an dieses Thema herangehen?
Dieses Thema wird ja nicht zum ersten Mal diskutiert, und ich versuche wirklich
fernab jeder Emotion, es jetzt auszudiskutieren und zumindest meine Gedanken
mit einzubringen.
Also ich kann hier ehrlichen Gewissens sagen: Ich bin
sicher kein Spieler. Ich kann hier sehr ehrlich auch sagen: Ich habe mir das
Casino angeschaut in Monte Carlo, ich habe es mir angeschaut in Budapest, ich
habe in Monte Carlo auch 100 ATS verspielt damals, es ist schon viele
Jahre her. Ich habe mir angeschaut in Melbourne in Australien das große Casino
und ich habe mir das Casino von Casinos Austria angeschaut in Guernsey, und
damit hat es sich. Das habe ich mir angeschaut, weil es mich interessiert hat,
und zwar auch deshalb, weil ich mich mit dem Thema einfach durch einen anderen
Zugang beschäftigt habe.
Wie Sie wissen, ist das Veranstaltungsstättengesetz
eine Materie, die wir ja schon mehrmals hier in diesem Landtag diskutiert
haben, schon mehrmals verändert haben, damals vorgetragen von der damaligen Abg
Winklbauer, und zwar deshalb, weil wir beide und viele meiner Freunde in der
Partei vielleicht einen anderen Zugang haben zu diesem Thema.
Kollege Schock hat darauf hingewiesen, und das
unterscheidet ihn auch vom Kollegen Madejski, dass da so viele kleine Lokale
mit einem Eingang, mit zwei Automaten und einem WC dabei sind.
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