Landtag, 5.
Sitzung vom 13.12.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 12 von 34
dass die Stadt Wien die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik
im letzten Budget nicht erhöht hat. Den Territorialen Beschäftigungspakt haben
Sie gerade erwähnt. Auch die Mittel für den WAFF sind seitens der Stadt Wien
trotz des dramatischen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten
nicht erhöht worden. Ganz im Gegenteil wurden zum Beispiel die erfolgreichen
Maßnahmen für Wiedereinstiegerinnen in Wien, für Frauen, gekürzt.
Wir Wiener GRÜNEN haben deshalb zunehmend den Eindruck, dass
sich die Stadt Wien aus der aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückzieht und
Arbeitsmarktpolitik zunehmend als Unternehmens- und Wirtschaftsförderung betrachtet.
Ich möchte Sie jetzt fragen:
Wie werden Sie sich als Wiener Sozialdemokrat dafür einsetzen, dass die aktive
Arbeitsmarktpolitik in Wien Vorrang vor der direkten Unternehmensförderung
bekommt und die Mittel, die für Beschäftigungspolitik zur Verfügung stehen, zum
Beispiel im WAFF oder im Territorialen Beschäftigungspakt, auch wirklich den
betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen zu Gute kommen?
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Herr
Stadtrat, bitte.
LhptmSt Dr
Sepp Rieder: Frau Abgeordnete!
Ich glaube,
dass Ihr Eindruck Sie täuscht und ich glaube, ich kann das mit einigen Fakten
deutlich machen.
Das eine
Faktum habe ich schon erwähnt, dass nämlich die zusätzlich verfügbaren Mittel,
die der WAFF gehabt hat - 30 Millionen S zusätzlich zu dem, was im
Wirtschaftsplan 2002 vorgesehen war -, für spezifische Projekte der
Beschäftigungspolitik in Bezug auf Jugendliche und junge Menschen im Alter von
18 bis 25 Jahren eingesetzt werden. Das ist ein zusätzlicher Betrag. Das
Missverständnis, dem Sie, glaube ich, unterliegen, ist, dass die Mittel, die jährlich
ab dem Jahr 1998 mit 200 Millionen S allein im Territorialen
Beschäftigungspakt zur Verfügung gestellt worden sind, nicht automatisch zur Gänze
aufgebraucht worden sind, sondern da es sich zum Teil um mehrjährige Projekte
handelt, gibt es ein Verschleifen über die Budgetjahre hinweg, aber natürlich
auch damit, dass sie nicht zur Gänze aufgebraucht worden sind.
Es liegt nahe,
dass in einem Jahr der Hochkonjunktur, wie beginnend 1999 und 2000, natürlich
nicht alles verbraucht werden konnte und musste, sodass die Reserven, die
vorhanden sind, jetzt eingesetzt werden können. Das geht deswegen, weil es sich
um ein mehrjähriges Gesamtkonzept gehandelt hat, von 1998 bis 2002. Also es war
nicht ein Jahresprogramm, das jedes Mal abgehakt worden ist, sondern ein
Gesamtprogramm über einen mehrjährigen Zeitraum.
Das Zweite
ist, ich glaube, die Tatsache, dass gerade etwa - morgen werden wir im
Gemeinderat darüber debattieren - bei der Wirtschaftsförderung bei einer Reihe
von Förderungsrichtlinien erstmals darauf Bedacht genommen worden ist, ob das
geförderte Projekt beschäftigungspolitische Bedeutung hat. Dass die Frage
gerade auch im Rahmen der Wirtschaftsförderung, mehr Mittel für Qualifikation
von Mitarbeitern einzusetzen, eine deutliche Korrektur in Richtung Verstärkung
auch der beschäftigungspolitischen Komponente im Rahmen der
Wirtschaftsförderung hat, lässt den Schluss zu, dass Sie nicht Recht haben,
sondern im Gegenteil verstärkt den beschäftigungspolitischen Elementen Rechnung
getragen worden ist.
Der guten
Ordnung halber muss ich aber doch darauf hinweisen, dass es in erster Linie
weiterhin Aufgabe des Bundes und der Arbeitsmarktverwaltung ist, dem Problem
der Beschäftigungspolitik und der Politik im Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit
Rechnung zu tragen. Die Unterstellung, alles, was der Bund nicht macht, muss
automatisch von der Stadt Wien aufgefangen werden, ist zwar eine wünschenswerte
Vorstellung, ist aber nicht realisierbar.
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Die nächste
Zusatzfrage stellt Herr Abg Fuchs. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Finanzstadtrat!
Es ist so, dass der Bund mit
den Ländern vereinbart hat, dass verstärkt die thermische Sanierung vorangetrieben
wird. Das soll durch Umschichtung der Wohnbauförderungsmittel vom Neubau, der
maschinenauslastend ist, in die arbeitsschaffende Sanierung gehen. Das trifft
Wien zirka um 1 Milliarde S.
Jetzt gibt es schon die thermische Sanierung. Die letzten Monate und
das letzte Jahr haben aber gezeigt, dass diese Rahmenbedingungen und Förderungsbedingungen
nicht greifen und dass dies nicht so angenommen wird, wie man es sich vorgestellt
hat.
Jetzt frage ich Sie, Herr Finanzstadtrat: Welche Maßnahmen haben Sie in
Gesprächen mit dem Wohnbaustadtrat gesetzt, dass legistisch einige Änderungen
beziehungsweise Anreize geschaffen werden, um diese arbeitsplatzschaffende
Milliarde rascher und richtig einzusetzen?
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Herr
Stadtrat, bitte.
LhptmSt Dr
Sepp Rieder: Ich bin selbstverständlich
daran interessiert, dass alle Maßnahmen ergriffen werden, die auch kurzfristig
zu einer Verbesserung der Beschäftigtensituation insbesondere im Baugewerbe
führen. Ich glaube, dass der Weg, der in Wien beschritten worden ist, nämlich
die Mittel aus der Wohnbauförderung nicht zu anderen Zwecken einzusetzen -
jetzt nicht in dem Sinn, wie Sie es ansprechen, sondern überhaupt zu anderen
Zwecken, wie es gelegentlich in anderen Bundesländern geschehen ist -, sich als
durchaus positiv bestätigt.
Die letzten Zahlen,
die über die Beschäftigten- und Arbeitslosensituation im Baugewerbe veröffentlicht
worden sind, zeigen im Vergleich der Bundesländer, dass, im Gegensatz zur
allgemeinen Situation einer deutlichen - bedauerlichen, aber erklärbaren -
Ost-West-Lastigkeit mit höheren Arbeitslosenzahlen im Osten, die Lage
hinsichtlich der Arbeitslosenzahl im Baugewerbe völlig anders ist. Hier liegen
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