Landtag,
5. Sitzung vom 13.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 34
zehn Wochen brauchen,
um wirklich eine kundenfreundliche und ordnungsgemäße Durchführung dieser neuen
wichtigen Aufgabe erledigen zu können.
Als zusätzliches
Problem haben wir leider feststellen müssen, dass die Datensätze, die uns vom
Bund übermittelt wurden, von minderer Qualität sind, sage ich einmal. Um es
konkret zu formulieren, 10 Prozent der Personensätze sind doppelt oder
mehrfach vorhanden, auch das Volkszählungsergebnis ist noch nicht eingearbeitet.
Das heißt, zusammenfassend
muss man sagen, dass einerseits auf Grund des mangelhaften EDV-Programms und
andererseits auf Grund mangelnder Datenqualität die Vorbereitungsarbeiten nicht
machbar waren, damit auch dieser Bereich so perfekt funktioniert, wie der Rest
der Stadt Wien. Deswegen haben wir uns jetzt mit dem Innenministerium in
längeren Verhandlungen entschlossen, den 1. März 2002 als Datum der Übernahme
festsetzen zu müssen. Dadurch ist diese Verschiebung entstanden.
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Wir kommen
zur ersten Zusatzfrage. Sie wird von Herrn Abg Margulies gestellt. - Ich bitte.
Abg Dipl Ing
Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Die tragischen Ereignisse
vom 11. September haben viele, vor allem selbst ernannte, Sicherheitsexperten
im In- und Ausland zum Anlass genommen, um dem gläsernen Menschen wieder ein
Stück näher zu kommen. Unter den Schlagworten "Sicherheit" und
"Terrorbekämpfung" wird der Überwachungsstaat ausgebaut, werden Konzepte,
die vor dem 11.9. noch lange nicht als umsetzbar erschienen, wieder aus der
Lade geholt. Die Orwell'sche Fiktion von 1984 wird von der Realität überholt.
In dem Zusammenhang die
Frage an Sie: Welche Vorsorge können Sie und werden Sie als Stadträtin seitens
der Stadt Wien setzen, um sicherzustellen, dass diesem weiteren Schritt zum
Überwachungsstaat ein Riegel vorgeschoben wird und die Meldedaten aller Wiener
und Wienerinnen nicht mit den zuletzt erhobenen Daten der Volkszählung
verknüpft werden können?
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Herr
Abgeordneter!
Das Thema, das
Sie angesprochen haben, ist eines, das man sehr ernst nehmen muss. Ich will
jetzt gar nicht auf dieses Thema "Terrorbekämpfung" eingehen, weil
ich dem Hintergrund Ihrer Frage entnehme, dass von manchen diese traurigen
Ereignisse benutzt werden, um Dinge durchzusetzen, die sie sonst vielleicht
nicht durchgesetzt hätten.
Ich sehe das
ähnlich. Deswegen will ich diese Verknüpfung jetzt gar nicht herstellen,
sondern ich glaube, dass wir unabhängig von dieser grundsätzlichen Problematik
immer die Schwierigkeit haben, wenn es darum geht, Daten zu sammeln und sie
auch sinnbringend anzuwenden, die Grenzen zu dem zu finden, was Sinn macht,
denn ich glaube auch nicht, dass wir uns in maschinenstürmerischer Tradition
gegen jeden technologischen Fortschritt verwehren sollten, sondern er kann auch
für den Menschen eingesetzt werden. Das heißt, einerseits denke ich, dass die
Möglichkeiten, die die moderne Technologie EDV anbietet, für den Menschen
genutzt werden sollten, aber dass man bei dieser Bandbreite, wo der zitierte
gläserne Mensch ist und wo es zu Maßnahmen kommen kann, die der Einzelne dann
nicht mehr wünscht, man sich das sehr genau anschauen und von Fall zu Fall
prüfen muss. Deswegen glaube ich auch nicht, dass man eine generelle Antwort
geben kann.
Ich kann Ihnen sagen, dass
bei uns im Haus die Arbeit mit Daten im Ressort nichts Neues ist, weil auch in
Fragen der Staatsbürgerschaft oder in Fragen des Aufenthaltsrechts schon sehr
viel mit Daten gearbeitet wird, die in die EDV eingegeben werden und wo es zum
Teil, weil wir gerade bei der Staatsbürgerschaft sind, darum geht,
nachzufragen, ob jemand unbescholten ist, wo es auch schon Kontakte zur Polizei
gibt und Daten abgefragt werden. Ich kann Ihnen aus diesen Erfahrungen sagen,
dass wir sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen haben, dass sehr genau geprüft
wird, damit nichts missbräuchlich verwendet wird und dass wir schon allein deswegen,
um irgendwelche missbräuchlichen Verwendungen auszuschließen, sehr genau
protokollieren, wann, wie, wo und von wem Daten abgerufen und womit verknüpft
werden und dass wir das sicher auch im Bereich des Meldewesens machen werden,
dass wir sehr genau darauf achten werden, weil ich dazu eine sehr kritische
Position habe und Ihnen von da her nur sagen kann, dass wir uns das in jedem
einzelnen Fall sehr genau anschauen und versuchen, eine Lösung zu finden.
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Die zweite
Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr Ulm. - Bitte schön.
Abg Dr
Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
In naher Zukunft wird das
Meldewesen vom Magistrat übernommen werden, welche Schwierigkeiten es auch
immer bei der Umstellung geben mag. Es stellt sich die Frage, ob dann der hohe
Grad an Dienstleistungseinrichtung beim Magistrat gegeben sein wird, wie das im
Augenblick bei der Polizei der Fall ist, nämlich, dass man nahezu rund um die
Uhr die Polizei als Meldebehörde in Anspruch nehmen kann.
Inwieweit werden Sie die magistratischen Bezirksämter dem
Bürger zugänglich machen?
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Herr
Abgeordneter!
Zuerst darf ich Sie
einmal darüber informieren, dass es zwar grundsätzlich richtig ist, dass für
den Bürger und für die Bürgerin in den Wachzimmern von 7.00 bis 22.00 Uhr
die Meldevorgänge auch möglich waren, das aber in einem äußerst geringen Prozentsatz
passiert ist. Es sind fast 80 Prozent des direkten
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