Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 60
wähnen -, dass die
MA 12 im Bereich der Behindertenarbeit natürlich die fachliche Aufsicht
hat. Und eines kann ich Ihnen garantieren: Die MA 12 schaut sich jede
Wohngemeinschaft an, die MA 12 schaut sich an, wie behinderte Menschen,
wie Kinder und Erwachsene in dieser Stadt untergebracht werden und wie sie hier
leben können.
Das, was Herr
Kollege Strache angedeutet hat, kann ich nur mit aller Entschiedenheit
zurückweisen. So etwas kommt in Wien nicht vor, solche unmenschlichen
Bedingungen kommen nicht vor. Und wenn Sie, Herr Strache, sie doch festgestellt
haben, dann verwenden Sie sie nicht als politische Argumentation hier heraußen,
sondern gehen Sie zur MA 12, sagen Sie Name und Adresse, dann wird der Angelegenheit
selbstverständlich nachgegangen. (Abg
Heinz Christian Strache: Die Adresse haben sie!) Denn wenn das unser Kind
wäre, dann wäre ich auch nicht damit einverstanden, dass ein Gemeinderat mit
seiner Argumentation sich hier in den Gemeinderat stellt und nicht unverzüglich
die MA 12 informiert. Das ist das Recht der Betroffenen. Wenn Sie helfen
wollen und menschlich sein wollen, dann nicht nur bloß in Lippenbekenntnissen
am Vormittag im Gemeinderat, sondern dann gehen Sie sofort zu dieser verantwortlichen
Stelle! (Abg Heinz Christian Strache: Die
verantwortlichen Stellen haben die Adresse! Das ist seit zwei Jahren bekannt!)
Helfen Sie mit beim Qualitätsmanagement und seien Sie einmal menschlich! Dann
können wir über den zweiten Schritt weiterreden. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Gleiche
betrifft eigentlich auch Frau Kollegin Jerusalem, darum auch einige Anmerkungen
dazu. Ich schätze die Frau Kollegin - und ich spreche Sie jetzt auch bewusst
als Berufskollegin an - wirklich sehr, und wir haben, denke ich, manches Mal
sehr konstruktive Diskussionen und auch eine recht gute Gesprächsebene. Aber
dann - so habe ich den Eindruck -, bei irgendwelchen Anlässen, zum Beispiel
beim Bericht der Volksanwaltschaft, kriegen Sie irgendwie den politischen
Anti-SPÖ-Schub. Dann habe ich das Gefühl, dass Sie Fälle an den Haaren herbeiziehen,
ohne Namen und Adresse angeben zu können. Ich gehe auch nicht davon aus, dass
Sie ein Jahr lang über Missstände in der MA 12 Bescheid wissen und nichts
tun. Das ist das Gleiche, was ich auch Herrn Kollegen Strache gesagt habe. Sie
werden doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich glaube, dass Sie ein Jahr
lang mit Informationen über Missstände in der MA 12 herumgehen und das
Ganze still für sich behalten, dass Sie es nicht weitergeben an die Vorgesetzten,
es nicht weitergeben an die Abteilungsleiter, die Sie ja mindestens einmal im
Monat sehen, nicht weitergeben an die zuständige Stadträtin, sondern so lange
für sich behalten, bis Sie dann eine Möglichkeit haben, das im Gemeinderat in
einer politischen Rede unterzubringen.
Seien Sie mir
nicht böse, Frau Kollegin Jerusalem, das ist nicht mein Verständnis von Politik
und auch nicht das meiner Fraktion. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann
gleich benennen mit Name und Adresse, und wenn es nicht so ist, dann behalten
Sie es - frei nach Tschauner - bitte lieber für sich. (Beifall bei der SPÖ.)
Also was Sie
sich heute geleistet haben, ist ja wirklich herausragend gewesen. Sie haben von
Vernebelungsbürokratie gesprochen, von Skandal - alles in Bezug auf das
Sozialamt -, Nebel des Labyrinths, letztklassigst. Ich wiederhole das alles,
damit das auch die Kolleginnen und Kollegen via Internet in ihren Büros
mithören können, denn diese globale Verunglimpfung von allen
SozialarbeiterInnen, von allen Beschäftigten auf allen Sozialämtern in Wien ist
so etwas von Immunitätsfrechheit hier vom Rednerpult aus und gehört einfach
nicht zum politischen Stil.
Ich ersuche
Sie, lernen Sie bitte auch heute etwas dazu und nehmen Sie sich vor, Ihren
politischen Stil gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, die
sich oft die Haxn ausrennen und alles Mögliche tun, um ihrer Kundschaft und ihren
Klienten zu helfen, zu ändern. Erlauben Sie sich in diesem Zusammenhang nicht
mehr solche Verallgemeinerungen, denn es ist wirklich eine Unterstellung. Und
ich sage Ihnen: Nicht mit uns! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich zitiere
auch für die MitarbeiterInnen der MA 12, dass sie so einen Umgangston
haben wie: Was wolln's denn da? Da kann a jeder kuman! Schleichen's Ihna, das
Bürgerservice ist ums Eck! (Zwischenruf
der Abg Susanne Jerusalem.) Entschuldigung, das habe ich nicht
mitgeschrieben, das ist natürlich gedruckt. Sie haben es heute auch gesagt,
aber - siehe da! - die Frau Kollegin Jerusalem hat das auch in der
21. Sitzung des Wiener Landtags vom 22. Oktober 1999 gesagt. Jetzt
ist meine Frage ... (Abg Susanne
Jerusalem: Ja! Immer wieder!) Das habe ich mir gedacht, dass das jetzt
kommt. Und so sind alle Ihre Schlussfolgerungen: sehr simpel, sehr einfach,
ohne Nachdenken gleich herausgesagt. (Abg
Dr Herbert Madejski: Damit Sie es auch verstehen!) Ich sage nur eines dazu:
Speed kills!
Es ist
natürlich nicht so, dass es noch immer so ist, ich befürchte nämlich ganz im
Gegenteil, dass das in Wirklichkeit nur Vorurteile, irgendwelche Annahmen sind
- ein weiteres Wort verwende ich nicht, sonst würde mich vielleicht der Herr
Vorsitzende rügen -, denn eigenartig ist das Ganze schon, wenn man die gleichen
Zitate zwei Jahre lang verwendet. (Abg Susanne
Jerusalem: Wenn sich nichts ändert?) Und wenn es wirklich so ist, Herr Dr
Madejski, dann verlangen wir auch hier Name und Adresse von dem Menschen, der
offensichtlich zwei Jahre lang immer wieder das Gleiche sagt. (StR Johann Herzog: Wie oft denn noch? -
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Oder hat die Frau Jerusalem schlicht und
einfach aus Ersparnis und aus Effizienz oder als Erleichterung für ihre
Mitarbeiter die alte Rede vom Jahr 1999 genommen? - Beides wäre irgendwie
peinlich. (Beifall bei der SPÖ. -
Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.)
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