Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 60
Ich möchte aber schon
auch darauf hinweisen, dass dieser Bereich, nämlich das Thema Sofiensäle, mit
Sicherheit für die Volksanwaltschaft auch in Zukunft kein abgeschlossener
Bereich sein wird. Denn auch der Brand hat viele, viele neue Fragen aufgeworfen
zu diesem Thema. Wir waren in diesem Bereich auch insofern aktiv, als wir
mehrere Zeugenaussagen, die sehr wohl widersprüchlich zu denen sind, die der
Betreiber und Besitzer der Sofiensäle von sich gegeben hat, der Staatsanwaltschaft
übermittelt haben.
Es sind der
Staatsanwaltschaft von uns konkret drei Zeugenaussagen übermittelt worden, die
auf der einen Seite festhalten, dass diese Zeugen unabhängig voneinander
bemerken und sehen konnten, dass es nicht beim Verschweißen der Dachpappe, wie
es angeblich der Fall gewesen sein soll, passiert ist. Sie konnten nicht
bemerken , dass die Dachpappe und die Teerpappenrolle verwendet wurden, sondern
dass der Flammenwerfer gezielt auf eine Stelle gehalten wurde, bis es eben dann
offensichtlich zum Brand gekommen ist.
Es gibt also
hier sehr wohl Indizien und auch Zeugenaussagen, die eigentlich Anlass geben
sollten - gerade auch auf Grund dessen, dass wir das der Staatsanwaltschaft
übermittelt haben -, dass man diese Zeugen endlich auch einmal einvernimmt.
Aber das hat die Staatsanwaltschaft offenbar nicht so gesehen, wie uns in einer
Presseaussendung vom 31. Oktober mitgeteilt wurde. Hier wurde vermerkt,
dass es keinerlei Anzeichen, keine Indizien gibt, dass es sich hier eventuell
um einen gelegten Brand handeln könnte. Man hat deshalb jetzt auch den Fall an
das Bezirksgericht abgetreten.
Ich merke noch
einmal an: ohne dass die Staatsanwaltschaft irgendeinen Zeugen befragt oder einvernommen
hätte. Das ist schon eine sehr, sehr fragwürdige Vorgangsweise, und ich denke,
irgendetwas stinkt hier in diesem Fall und irgendetwas gehört auch hier noch etwas
stärker durchlüftet. (Beifall bei der
FPÖ.)
Zum Schluss
möchte ich auf den meines Erachtens schwer wiegendsten Punkt des
Volksanwaltschaftsberichts zu sprechen kommen, nämlich auf den Punkt der
generellen Missstandsfeststellung wegen Unterlassens der Lenkerausforschung.
Es kommt in
unserer Stadt vor, dass Menschen, die ein Auto besitzen, die eine Kfz-Zulassung
besitzen, im Bereich der Verwaltungsstrafen, aber auch im Bereich von
Strafverfügungen Erlagscheine und Strafverfügungen erhalten, ohne dass man
vorher eine Lenkererhebung vorgenommen hätte. Man geht von Seiten des Landes im
Bereich der Verwaltung so vor, dass man hier bewusst die Menschenrechte verletzt,
weil man die Unschuldsvermutung für Menschen einfach nicht ernst nimmt in
dieser Stadt und in diesem Bereich. (Abg
Nurten Yilmaz: Da redet einer von der richtigen Partei!) Da sind wir sehr
wohl die richtige Partei, denn bei der Unschuldsvermutung und bei den
Menschenrechten, da sind wir eine führende Partei in diesem Land und Staat, und
das werden wir auch in Zukunft so halten, gnädige Frau. (Beifall bei der FPÖ. - Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ und bei den Grünen.)
Sie sind
aufgefordert, ein ganz bestimmtes Beispiel hier endlich in Ordnung zu bringen.
Aber da gibt es von Ihrer Seite, von Seiten der Landesregierung überhaupt kein
Interesse und überhaupt keine Einsicht, dass man hier Menschenrechte bricht. Man
will sich in diesem Bereich gar nicht die Mühe machen, von Seiten der Verwaltung,
endlich Lenkererhebungen einzuholen. Man macht sich nicht die Mühe. Man
bestraft unschuldige Menschen. Und das ist die große Schweinerei, die sich in
dieser Stadt abspielt. Das muss schon gesagt sein. (Beifall bei der FPÖ. - Abg Johann Driemer: Das ist ja ungeheuerlich,
was Sie hier vorwerfen!) Hier hat die Behörde die verdammte Pflicht, den
Täter auszuforschen, und so lange gilt nun einmal die Unschuldsvermutung für
Kfz-Zulassungsbesitzer.
Deshalb meine
ich, es kann nicht so sein, dass man hier einfach zur Tagesordnung übergeht,
denn die Stellungnahme von Seiten der Landesregierung war eben so, dass sie gemeint
hat, man wird das auch weiterhin so vornehmen, das heißt, man wird in
5 Prozent der Fälle weiterhin diese Rechte, diese Menschenrechte brechen.
Wenn Sie also
bewusst Menschenrechtsverletzungen begehen, dann ist das noch viel
verwerflicher, als wenn Sie es unbewusst machen, und deshalb meine ich, Sie sollten
das schnellstens in Ordnung bringen. (Beifall
bei der FPÖ. - Abg Josefa Tomsik: Ja, was Sie machen, ist verwerflich!)
Ich danke für
die gehabte Aufmerksamkeit und hoffe doch, dass die Anregungen von Ihnen ernst
genommen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann
Römer: Als Nächste ist Frau
Abg Malyar zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Martina Malyar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrter Herr Volksanwalt! Sehr geehrter
Herr Präsident! Liebe Frau Landesrätin!
Zuallererst
möchte ich auch im Namen meiner Fraktion - und ich bin sicher, auch im Namen
des ganzen Hauses -, jenen Personen danken - in der Volksanwaltschaft hat ja
ein Generationswechsel stattgefunden -, die in der Periode, für die uns der
Bericht vorliegt, für die Volksanwaltschaft zuständig waren. Ich bedanke mich
in unserem Namen bei dem - unter Anführungszeichen - "alten Team" für
die Arbeit, für das Engagement, ich bedanke mich bei den Volksanwältinnen und
dem Volksanwalt für die - davon gehe ich aus - überparteiliche und im Sinne der
Menschen geleistete Arbeit. In diesem Sinn herzlichen Dank von meiner Fraktion
im Voraus! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber ich möchte noch
einen zweiten Dank anschließen. Meistens sitzen Ihre Mitarbeiterinnen oder
Mitarbeiter irgendwie hinter Ihnen, schräg hinter
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