Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 60
das letzte Mal - und ich tu' das auch heute - eine Einteilung in arme und
in reiche Volksschulen nicht zu akzeptieren bereit bin. Ich habe das auch
deswegen jetzt erzählt, weil ich darauf hinweisen wollte, dass von den unmittelbaren,
von den wesentlichen, von den wichtigen Dingen für die Ausbildung der kleinen,
der 6- bis 10-Jährigen - wir reden jetzt über die Volksschulen -, die Stadt
Wien ohnehin eine ganze Menge macht, zu der sie in keiner Weise verpflichtet
wäre und daher auch den Versuch unternimmt, in wichtigen Bereichen diesen
Ausgleich herzustellen. So ist es mit Sicherheit etwa in Volksschulen nicht
notwendig, dass Elternvereine im Standard und in der Ausstattung tatsächlich
substituieren.
Ich weiß, dass auch in der Vergangenheit, auch vor den Sparmaßnahmen dieser
Regierung, Elternvereine immer wieder bei bestimmten Zusatzangeboten in der
Schule eingesprungen sind. So sind etwa Schachkurse über Elternvereine
organisiert worden und nicht über die Schulen und die Schulbehörde selbst. Das
hat es in der Vergangenheit gegeben, das gibt es auch jetzt.
Es stimmt mich traurig, dass gerade die schönen Dinge, die Spaß machen auch
an der Schule, die die Schüler animieren, nunmehr ausfallen. Aber ich sage
Ihnen auch heute, dass wir sicherlich von Fall zu Fall das eine oder andere Mal
hier helfen können, aber dass wir mit Sicherheit nicht substituieren können,
was die Bundesregierung hier anrichtet.
Präsident Johann Hatzl:
Die nächste Zusatzfrage stellt Herr Abg Strobl.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Landeshauptmann!
Mir wurden von Direktoren
Wiener Schulen Berichte zugetragen, wonach eine gewisse Frau Novy aus dem Klub
der GRÜNEN in den Schulen per Telefon Erhebungen durchführt und hier teilweise
auch sehr ausführlich Auskünfte erhalten hat. Nach meinem Wissen ist das
gesetzlich verboten.
Frau Jerusalem nimmt da auch in einer Presseaussendung
vom 8. November darauf Bezug, indem sie sagt: "Jerusalem berichtete
von persönlichen Recherchen in fünf Wiener Bezirken, die interessante Ergebnisse
gebracht hätten." (Abg Mag Christoph
Chorherr: Da braucht man ja nur in der Schule anrufen und fragen, wie es da
zugeht!)
Meine Frage: Was werden Sie unternehmen, um, wie es im
Gesetz vorgesehen ist, parteipolitische Agitation in Wien wieder zu verbieten? (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Ich gratuliere Ihnen dazu, dass Sie erstens wieder gesundet sind und dass
Sie zweitens gleich am Morgen für so große Heiterkeit bei den GRÜNEN sorgen.
Das finde ich angenehm, weil es ja ohnehin so wenig zum Lachen gibt. Daher ist
es schon ganz gut, wenn das Lachen auch frei entsteht.
Nachdem zweifelsohne die Fragen der internen Tätigkeit des Grünen Klubs
weder in die Kompetenz der Gemeindeverwaltung noch in die Kompetenz des Bürgermeisters
fallen, ist die Frage für mich nicht zu beantworten. Ich glaube aber, dass die
Recherche von den Gemeinderäten und Landtagsabgeordneten für eine politische
Information nicht unter parteipolitischer Aktivität subsumiert wird. Da kenne
ich ganz andere Dinge, die sich auch in den Schulen abspielen. Daher wollen wir
es dabei bewenden lassen.
Präsident Johann Hatzl:
Die dritte Zusatzfrage stellt Herr Abg Ing RUDOLPH.
Abg Ing Herbert RUDOLPH (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Landeshauptmann, ich lese Ihnen kurz was vor. Wochenblatt aus einer
Volksschule:
Dienstag: Fahrt zum Christkindlmarkt, Abfahrt 9 Uhr,
Rückkehr 12 Uhr 35, Bus- und Bastelbeitrag 80 S;
Donnerstag: Fahrt ins Haus der Begegnung, Abfahrt
8 Uhr 30, Rückkehr 11 Uhr 40, Bus und Eintritt 105 S;
Freitag: Besuch einer Kinderoper, Beginn 9 Uhr, Ende
zirka 10 Uhr, Kosten 45 S.
Das sind Veranstaltungen, die, so wie andere Sachen, die
es in der Schule gibt - und davon bin ich überzeugt
-, den Schülerinnen und Schülern Spaß machen. Das sind Veranstaltungen, die
während der Schulzeit stattfinden. Das sind Veranstaltungen, die schon in der
Vergangenheit von den Eltern finanziert werden mussten, die in der Gegenwart
von den Eltern finanziert werden und in der Zukunft wahrscheinlich auch von den
Eltern finanziert werden müssen. Also, hier diesen Zusammenbruch an die Wand zu
malen, halte ich schlicht und einfach für nicht richtig.
Ich bin auch sehr froh, Herr Landeshauptmann, dass Sie
ausgeführt haben, was alles an Leistungen im Wiener Schulwesen erbracht wird.
Es sind Leistungen, die die Lehrerinnen und Lehrer erbringen, die ihrerseits ja
wieder aus Bundesmitteln finanziert werden. Also offensichtlich kann das alles
nicht so schrecklich und schlimm sein, wie Sie das gerne wieder darstellen,
weil Sie uns hier auf der anderen Seite auch völlig zu Recht wieder die
Leistungen präsentiert haben, die das Wiener Schulwesen erbringt.
Aber in diesem Zusammenhang eine Frage an Sie, die Sie
natürlich genauso beantworten können, wie die Zusatzfrage des Kollegen Strobl,
das ist mir schon klar. Ich frage Sie aber trotzdem: Halten Sie es für
moralisch vertretbar, Privatschulen zu subventionieren, die ausschließlich
einer sehr exklusiven Einkommensschicht zustehen, Privatschulen, die monatlich
Schulgeld von an die 5 000 S verlangen? Es sind Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht.
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Nun zunächst einmal werden
Sie verstehen, dass ich bei Zitaten von Ihnen ein bisschen vorsichtiger bin
seit dem Vorfall, wo Sie ein Zitat von mir gebracht haben, das nirgendwo zu
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