Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 115
Zuerst muss man natürlich auch betonen, dass es nicht glaubwürdig ist, dass durch die Türkenbelagerung der Kaffee nach Wien kam, denn der Kaffee kam aus dem osmanischen Reich und war 1580, also über 100 Jahre früher, schon in Ofen, also im heutigen Budapest, bekannt. Dass er für die 200 km 100 Jahre gebraucht hätte, ist nicht nachvollziehbar, noch dazu, wo das damals ein Reich war. Also man kann schon davon ausgehen, dass das Getränk schon an die 100 Jahre länger bekannt war. Außerdem war Kaffee seit 1645 eine regelmäßige Ausgabenpost in der Verpflegung der Hofkammer für türkische Gesandtschaften. Also das Getränk war eindeutig früher bekannt.
Wien hat zu jener Zeit eine armenische Kolonie gehabt – das ist auch das, was wir mit unseren Plakat „Wiener Blut" gegen zu viel Fremdes ausdrücken wollten; selbstverständlich wussten wir, dass immer schon andere eingebürgert wurden und das Bild Wiens mit eben diesem „Wiener Blut" bereichert haben, und das ist ein schönes Beispiel für unsere Theorie –, und eine der besonderen Persönlichkeiten dieser armenischen Kolonie war ein junger Kaufmann namens Johannes Diodato. Er wurde 1640 in Istanbul geboren und ist 1725 im Haus „Zum grünen Elefanten" gestorben. 1685 – der 17. Jänner 1685 gilt als der Geburtstag des Kaffeehauses in Wien – sicherte sich Diodato das ausschließliche Recht, in Wien beziehungsweise an Orten des kaiserlichen Hoflagers „solches orientalisches Getränkh auf 20 Jahr allein zu verkauffen" und niemand sonst, „es seye, wehr er wolle, bei Straf der Confiscatio und 5 Marck Goldtes" sich das anmaßen sollte. Mit größter Wahrscheinlichkeit war das im Hachenberg'schen Haus in der heutigen Rotenturmstraße.
Der zweite Gründer – der Diodato war auch kein Grieche, sondern ein Armenier, manchmal steht fälschlicherweise, dass es ein Grieche war – war ebenfalls ein Armenier, der ebenfalls eingebürgert worden ist. Das war Lukasian oder Lukas aus Eriwan, der sich Isaak de Luca nannte und mit türkischen Waren handelte. Gemeinsam mit zwei Freunden suchte er um das Recht an, Tee, Kaffee, Schokolade und derlei Sorbeten anzubieten. Das Scherbet, ein mit Früchten zubereitetes Erfrischungsgetränk, kommt übrigens auch aus dem Türkischen. Wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass auch das Sorbet aus dem Türkischen stammt.
Das war nur ein kleiner Ausflug in die Geschichte, weil doch das Kaffeehaus und der Kaffe für uns ganz ein wichtiges Phänomen sind, was, wie ich weiß, auch touristisch ... (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Die Broschüre ist gut, deswegen zitiere ich sie ja. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Lesen können wir selber!) Ich meine, ich gehe zwar davon aus, dass es jeder hier gelesen hat, aber es ist schon fünf Jahre alt und da ist ein bisschen eine Auffrischung der Historie nicht schlecht.
Über das Rauchen hat schon mein Kollege gesprochen.
Das, wofür diese kleine Subvention hier gewährt wird, ist etwas durchaus Positives. Dass es eine Art Konzertbetrieb im Kaffeehaus gibt, ist etwas, worüber man sich als Wiener immer wieder freut, wenn dann Klavier gespielt wird, Geige gespielt wird.
In diesem Sinne möchte ich feststellen, dass wir diesem Aktenstück zustimmen, und ich hoffe, meine kleinen historischen Ausführungen haben Ihnen ein bisschen was gebracht, ein bisschen Zerstreuung gebracht. Aber ich möchte dem nicht nur zustimmen, sondern dem Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer für heute Abend alles Gute für eine rauschende Ballnacht wünschen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet.
Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. – Dieses Geschäftsstück ist einstimmig angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Jahressubvention an die VÖM – Vereinigte Österreichische Musikförderer. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Haslinger. Ich erteile es ihm. (GR Heinz Vettermann: Jetzt kommt die nächste Redeübung!)
GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Geschätzte Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Heute in der Früh hat der Herr Bürgermeister über die Redefreudigkeit der jungen FPÖ-Abgeordneten gesprochen und hat dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen gehabt. Wir werden ihn vielleicht nach der Sitzung noch einmal fragen, wie er das gemeint hat mit dem Lächeln, ob das für uns eher gut war oder ob es ihm vergangen ist nach dieser Sitzung. (GR Mag Rüdiger Maresch: Jetzt kommst du dir schlau vor! – Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Gut, aber jetzt zu diesem Aktenstück. Es geht um eine Jahressubvention. Der Herr Vorsitzende hat ja die Einleitung schon vorgelesen, aber ich zitiere sie noch einmal, es geht um eine Jahressubvention an – und da zitiere ich – die VÖM – Vereinigte Österreichische Musikförderer. – Zitat Ende. Das klingt ein bisschen komisch, ist aber so. Also an die VÖM wird eine Jahressubvention für das Jahr 2011 für den Veranstaltungsbetrieb Planet Music, Szene Wien oder diverse andere Spielorte in der Höhe von 212 000 EUR genehmigt. Diese anderen Spielorte – nach Recherchen kommt man da drauf – könnten Open-Air-Örtlichkeiten im Prater, auf der Donauinsel oder wo auch immer sein oder auch die Anmietung der Stadthalle.
Jetzt muss man sich dann ein bissel genauer erkundigen über diese VÖM. Das ist ein Verein, der sich damit beschäftigt, Musikschaffende zu unterstützen. Das sehen wir einmal relativ gut, denn da steht die heimische Musikszene im Vordergrund, darum werden wir – das kann ich einmal vorwegschicken – diesem Aktestück auch
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