Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 106
Kriterien entsprechen.
Meine Damen und Herren, im Sozialbereich ist in Wien
leider Gottes sehr viel im Argen und das ist wirklich kein Grund, hierauf stolz
zu sein!
Ich komme kurz - denn kurz ist das Einzige, wie man
dazu kommen kann, lang kann man zu so einem Budget ja nicht kommen - zum Budget
des Fonds Soziales Wien. Diesmal rechtzeitig. (GRin Ingrid Korosec: Rechtzeitig? Nein!) Gerade rechtzeitig. Ist
auch höher dotiert. Ich glaube, wir haben eine höhere Dotierung um einiges, was
grundsätzlich begrüßenswert ist. Es ist schon faszinierend, dass ein Budget,
das ungefähr 12 Milliarden Schilling ausmacht, mit drei Seiten auskommt.
Noch immer massiv untransparent, aber bitte, es ist erhöht. Es wurde unseren
Forderungen hier endlich einmal entsprochen, das höher zu dotieren.
Das grundsätzliche Problem, das wir damit haben, ist
die Flucht aus dem Budget, die hier betrieben wird und dass die Opposition
nichts mitzureden hat, meine Damen und Herren. Wir können uns als Opposition
die Berichte anhören. Im Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, im Wiener
ArbeiternehmerInnen Förderungsfonds kann die Opposition das Budget
mitbeschließen. Wir wollen das Budget mitbeschließen und mitdiskutieren. Wenn
es beantragt wird, dann werden wir natürlich auch zustimmen. Das dürfen wir
nicht! Das ist eine Flucht aus dem Budget! Es ist eine Flucht vor der
Opposition, Flucht vor der Kontrolle! Es ist etwas, was mich immer schon bewegt
hat, das gelebte Sozialsein der Sozialisten in Wien ist, den Sozialbereich in
den marktwirtschaftlichen privatrechtlichen Bereich auszulagern und ihn damit
den Kriterien der Marktwirtschaft zu unterwerfen. So viel zum Fonds Soziales
Wien.
Ganz kurz zu den Spitälern: Das Defizit explodiert. Es
wird im nächsten Jahr neuerlich explodieren. Wir haben zwar eine
Gesamtzuschusserhöhung von 125 Millionen EUR, aber ein zu erwartendes
Betriebskostenzuschussdefizit von 114 Millionen EUR. Das heißt, dass
für Investitionen magere 11 Millionen EUR übrigbleiben. Das geht seit
Jahren so. Vor allem bei den Spitälern der Stadt Wien steigt das Defizit um
82 Millionen EUR. 82 Millionen EUR sind 21 Prozent. Die
Investitionen in die Wiener Spitäler, die zu einem medizinischen Fortschritt
und für die Versorgungssicherheit aller unerlässlich sind, sind das Opfer
dieses von der Frau Vizebürgermeisterin als Finanzstadträtin und vom Herrn
Bürgermeister, natürlich auch von der Stadträtin für Gesundheit zu
verantwortenden falschen Finanzierungssystems.
Ich gebe Ihnen auch ein Beispiel. Sie erinnern sich
an das leidige Problem mit den Gangbetten. Im SMZ-Ost sollte von der
Allgemeinen Chirurgie zur Unfallchirurgie ausgebaut werden. Das ist dann wieder
gestoppt worden nach nur 20 Betten von der Allgemeinen zur Unfall. Fazit:
Gangbetten. Fazit: Beschwerden. Das war im September, war, glaube ich, in der
Zeitung. Der Stand damals, am 26.9., war: auf der Station 32
2 Gangbetten, Station 41 2 Gangbetten, Station 43
3 Gangbetten, Station 46 2 Gangbetten. Dann war der ORF dort
und, soweit ich gehört habe, hat man die Gangbetten im Spital spazieren
geführt, damit sie keiner sieht! Das ist ein Problem, das nichts mit der
Qualität unserer Medizin, aber mit der mangelnden Dotierung der Spitäler zu tun
hat. Wir sagen, die Spitäler müssen Investitionen machen, aber das können sie
nicht. Sie haben zu wenig Personal, sie haben zu wenig Räumlichkeiten, sie
haben zu wenig Geld. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren, wir kontrollieren
das laufend, wir helfen Ihnen durch unsere ständige Kontrolle, das Budget
richtig anzulegen. Es kann nicht sein, meine Damen und Herren, dass wir ein
Ronacher mit 46 Millionen EUR fördern müssen, wo eine Probebühne
drinnen ist, wo bei Schönwetter das Dach auf die Seite geht! Das ist schön, gut
und wichtig, aber wenn die Leute auf Gangbetten liegen müssen, müssen wir das
Geld sinnvoller einsetzen! (Beifall bei der FPÖ.)
Am 28. Oktober, 8.30 Uhr (Der Redner zeigt in der Folge in A4-Größe
ausgedruckte Fotos her.): Station 41: 1 Gangbett,
Station 42: 1 Gangbett, Station 52: 2 Gangbetten. Um
15.45 Uhr bei Station 41 und Station 42 je 1 Gangbett mehr.
Am 29. Oktober, 8.30 Uhr: Station 41:
2 Gangbetten, Station 42: 2 Gangbetten, Station 52:
1 Gangbett.
Am 7. November, 8.30 Uhr: Station 41:
2 Gangbetten, Station 42: 2 Gangbetten, Station 52:
3 Gangbetten. Um 15.45 Uhr dieselbe Situation.
Es ist menschenunwürdig, im Hellen zu liegen, die
Fluchtwege sind blockiert. Es ist nichts passiert. Die Chirurgie im SMZ-Ost ist
nur eine von vielen, wo dringend Platzbedarf besteht, wo dringend Geldmittel
zur Verfügung gestellt werden müssen. Wir können all diese Fotos auch mit
Uhrzeit dokumentieren und wir werden das weiterverfolgen. Wir werden morgen
eine Anfrage stellen. Wir werden eine Homepage ins Leben rufen, wir werden alle
Bürger ansprechen, denen so etwas widerfährt, „gangbettenstopp.at", noch
beliebige Fotos machen und wir werden Ihnen damit helfen. Ich sage, das ist
alles eine Challenge, wie man heute sagt. Wir werden Ihnen bei der Budgetierung
helfen, die Mittel richtig einzusetzen, damit diese unwürdigen Dinge in Zukunft
vermieden werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Große Hoffnungen mache ich mir nicht. Jetzt haben wir
das Regierungsprogramm mit ungefähr 270 Seiten, davon, glaube ich,
12 Seiten Pflege und Gesundheit, Allgemeinplätze, wo zum Beispiel etwas
über die pflegenden Angehörigen steht, dass sie ein halbes Jahr Karenz haben
können, dass man Teilzeit haben kann. Schön und gut. Aber was ist mit den
Pensionsanrechnungszeiten? Was ist damit, dass der Staat irgendeine
Ausgleichszulage dafür zahlt, dass sie ihren Beruf aufgeben, um ihre
Angehörigen zu pflegen?
Meine Damen und Herren, Sie haben
dieses Ressort. Es ist eine wirkliche Herausforderung. Die Herausforderung
überhaupt, glaube ich. Wir haben 40 000 Illegale. 80 Prozent des
Pflegepersonals sind Angehörige, die sozusagen aufopfernd für ihre Verwandten
zur Verfügung stehen, auf ihre eigene Karriere im Beruf zum Teil verzichten. Da
passiert wirklich nicht viel für die Leute.
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