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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 130

 

Seite bei Mödling und Wiener Neustadt ist es 72 zu 28, also deutlich mehr als zwei Drittel, und Spitzenreiter ist Stockerau mit 75 zu 25, also drei Viertel pendeln leider mit dem Auto nach Wien ein. Das sind Gegenden, wo es eigentlich einen ganz guten Bahnverkehr gibt.

 

Was sind die Rahmenbedingungen bei der Evaluierung des Masterplans Verkehr? Die Einwohnerzahl wird sich bis 2020 um 13 Prozent erhöhen. Bis 2035 wird eine Zunahme um 21 Prozent prognostiziert. Die Bewältigung dieser gestiegenen Mobilität, und es ist notwendig bei der größeren EinwohnerInnenanzahl, bedarf natürlich einer intelligenten Mobilität. Hier wurde schon im Masterplan 2003 das Fünfeck der Mobilität berücksichtigt, nämlich Nachhaltigkeit, Innovation, Kooperation, Akzeptanz und Effektivität. All diese fünf Punkte müssten gleichermaßen gut vertreten sein, um bei den Wienerinnen und Wienern Akzeptanz, wie ich schon gesagt habe, zu erreichen.

 

In den Bezirken 1 bis 9 und 20 nehmen der Kfz-Verkehr und die Zulassungszahlen seit 15 Jahren ab. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Parkraumbewirtschaftung funktioniert und nicht, wie hier von manchen behauptet, einfach nur zum Inkasso dient, sondern hier funktioniert die Verkehrslenkung ausgezeichnet. Es funktioniert so gut, dass Wien selbstverständlich keine Einführung der City-Maut braucht. 1990 bis 1995 war die Entwicklung minus 4,7 Prozent, 1995 bis 2000 minus 1,3 Prozent und 2000 bis 2005 minus 2,8 Prozent. Eine konkrete Zahl vom Gürtel: Der Verkehr hat hier, wenn man es über 24 Stunden lang ermittelt, um gezählte 2 000 Fahrzeuge abgenommen.

 

Das gesamte Maßnahmenprogramm des Masterplans Verkehr - wir stehen genau bei der Halbzeit - ist Wien-weit bereits zu 56 Prozent realisiert oder in Umsetzung begriffen. Es werden einige Maßnahmen im Rahmen der Evaluierung verstärkt. Der Ausbau der Straßenbahn wird beschleunigt. Mit dem Thema wird sich dann noch der Kollege Hora verstärkt befassen. Die technische Überwachung bei Schutzwegen und Kreuzungen wird ausgebaut. Auch auf die Geschwindigkeit wird mehr geachtet. Die Verkehrssicherheitsforschung wird durch Videobeobachtung von Unfallschwerpunkten ausgebaut. Zielgruppenorientierte Verkehrssicherheitsanalysen und eine stärkere Kopplung von Bewusstseinsbildung sollen mit baulichen und organisatorischen Maßnahmen verbunden werden. Im Radverkehr, das wurde heute schon oft erwähnt, wird das Ziel der Ausweitung des Radverkehrsanteils auf 8 Prozent, das ursprünglich bis 2020 geplant war, weil da mit falschen Jahreszahlen operiert wurde, weil wir so gut unterwegs sind, auf 2015 vorverlegt. Das 50-Orte-Programm wird weitergeführt. Eine weitere Attraktivierung des Zufußgehens wird angestrebt. Der öffentliche Raum soll möglichst barrierefrei werden. Es wird auch eine Einführung von Wohnstraßengebieten geben. Es wird vor allem keine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung geben, auch wenn das die FPÖ immer wieder behauptet.

 

Den eingebrachten Antrag, wo man ursprünglich nicht genau gewusst hat, in welche Richtung das dann wirklich gehen soll, weil mir da ein Wort gefehlt hat, werden wir deshalb ablehnen. Der Inhalt dieses Antrags ist eigentlich völlig falsch. Daher wird dieser Antrag von uns natürlich abgelehnt. (GR Dr Herbert Madejski: Das steht aber so in der Evaluierung!)

 

Es wird einen Mobilitäts- und Informationsverbund aller Verkehrsträger geben. Die Erweiterung des Mobilitätsmanagements von Verwaltung, Betrieben und Schulen wird auf Kindergärten und Stadtentwicklungsprojekte weiter vorangetrieben. Der Schwerpunkt kombinierte Mobilität wird sich besonders mit den Schnittstellen ÖV/ÖV, also wenn man umsteigt, befassen, beim Umsteigeknoten verbesserte Leitsysteme und Fahrgastinformationen. Auch bei der Schnittstelle öffentlicher Verkehr und Fahrrad durch bessere Anbindung der Radnetze, Qualitätssteigerungen bei Park-and-ride-Anlagen, mehr Citybike-Stationen. Ich komme dann noch gesondert zum Radverkehr. Bei der Schnittstelle ÖV und FußgängerInnen wird die Erreichbarkeit von Haltestellen verbessert und die Aufenthaltsqualität in Haltestellen und Stationen soll auch gehoben werden.

 

Da gab es den ÖVP-Antrag zum Thema Logistik. Nein, der ist noch gar nicht eingebracht worden. Dann brauche ich gar nichts dazu zu sagen. Der Antrag befasst sich zwar mit einer Zuweisung, und wenn er eingebracht wird, werden wir ihm zustimmen, weil es eine Zuweisung ist, aber dazu muss man schon sagen, dass es leider so ist, dass viele Betriebe verstärkt dazu übergehen, „Just in time“-Transporte zu machen. Man spart Lagerkapazität, fährt dafür öfters mit dem LKW, macht öfters Zulieferungen. Dass das natürlich den Wirtschaftsverkehr stark vergrößert, ist logisch. Aber einfach nur eine bessere Logistik zu fordern, ist ein bisschen zu wenig! Da muss man sich schon mehr einfallen lassen!

 

Breiten Raum möchte ich jetzt dem Thema Radfahren widmen. Es geht, ich habe das schon gesagt, um eine faire Aufteilung des Straßenraums. Speziell im inneren Bereich der Stadt ist der Straßenraum sehr eng und auf schmalen Querschnitten möchte man möglichst viel unterbringen. Historisch betrachtet ist es so, dass das Fahrrad im Laufe der Jahrzehnte von den Autos verdrängt worden ist. Denn früher war es selbstverständlich, dass alle Straßen, vielleicht mit Ausnahme von ein paar im 1. Bezirk, in beide Fahrtrichtungen befahrbar waren. Aber der Autoverkehr hat zugenommen, die Parkplatzschaffung war notwendig und daher hat man viele Straßen zu Einbahnen erklärt. Da musste sich natürlich auch der Radfahrer vorläufig daran halten und hat Umwege fahren müssen. Daher ist es nur logisch und konsequent, dass wir in Wien verstärkt auf das Fahren mit dem Fahrrad gegen die Einbahn setzen. Ich bin schon lobend erwähnt worden - hoffentlich schadet mir das in meiner Fraktion nicht -, dass der 9. Bezirk ein Fahrradmusterbezirk ist. Wir haben tatsächlich 50 Prozent der Einbahnen für den Radverkehr geöffnet.

 

Noch ein kurzer historischer Rückblick: 1970 hatten wir in Wien 11 km Radnetz, 1986 waren es 168 km und Ende 2007 betrug die Länge des Radnetzes 1 090 km. Das entspricht einer Verhundertfachung des Wiener

 

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