Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 130
schuldenfrei. Oberösterreich hat Vollbeschäftigung. Da geht man ganz anders in Krisen hinein als das bei Wien der Fall ist. Warum gelingt das in Wien nicht, dass man Vollbeschäftigung schafft? Was heißt, mehr Geld für Wien? Das heißt, nicht mehr Geld für Bürger und Wirtschaft. Ungeachtet dessen wird Wien auch bei den eigenen Steuern mit 1,1 Milliarden EUR Rekordeinnahmen verzeichnen plus Parkometerabgabe, Kommunalsteuer.
Die SPÖ-Gebührenerhöhungen machen sich auch 2009
deutlich in den Einnahmen bemerkbar: Abwasser, Wasser, Müll, Parktarife,
Rundfunklandesabgabe, 2009 Körberlgeld in der Höhe von
114,2 Millionen EUR. Vergleichen Sie die
114,2 Millionen EUR mit beispielsweise den
100 Millionen EUR, von denen Sie im Zusammenhang mit dem Konjunkturpaket
gesprochen haben.
100 Millionen. Vorhin ist auch davon die Rede
gewesen, wie das beispielsweise beim Prater aussieht. Ein gutes Beispiel, wie
schlecht gewirtschaftet wird, wo wir statt 30 Millionen 60 Millionen brauchen
und wenn man sich den Bericht anschaut, dann sieht man ja, dass das durch die
Leasing-Verträge noch deutlich wachsen kann, dass hier noch weitere Risiken
bestehen. Übrigens auch ein Beispiel, dass dieses kleine gallische Dorf, von
dem hier die Rede ist, nämlich Wien, so weit weg vom bösen Neoliberalismus ist.
Wenn man sich anschaut, wie mit diesem Leasing-Vertrag umgegangen wird - na ja,
da kommt einiges auf die Wienerinnen und Wiener zu.
Die Situation im Bereich der Energiepreise ist
bekannt. 2008: Strompreis plus 8 Prozent, Gaspreis plus 21 Prozent,
Fernwärmetarif plus 6,9 Prozent. Das ist es, wie den Wienerinnen und
Wienern in der schwierigsten Wirtschafts- und Finanzsituation seit Jahrzehnten
in die Tasche gegriffen wird!
Wien hat Rekordeinnahmen und was wäre notwendig, dass
geschieht? Beispielsweise die Finanzierung des Gratis-Kindergarten-Jahres,
Schulsanierung aus dem Zentralbudget, Gebührenstopp, deutliche Anhebung der
Sozialhilferichtsätze und des Heizkostenzuschusses, höhere Dotierung des
Arbeitsmarktbudgets, mehr Personal bei Psychiatrie- und Pflegepersonal und,
und, und. Das geschieht nicht, dafür gibt es kein Geld. Aber das Geld geht in
den Prater und Ähnliches!
Schauen wir uns auch das Kostendebakel rund um die Ausweich-Fan-Zone
im Hanappi-Stadion an: 8,8 Millionen EUR statt 350 000 EUR.
Auch das muss man sich anschauen.
Oder: Tochterfirma der Stadt Wien managet über einen
Generallizenznehmer die Gastronomie in der Rathaus-Fan-Zone. Ergebnis:
Insolvenz.
„Never ending story“ Krankenhaus Nord. Wann wird es
das Krankenhaus Nord endlich geben, meine sehr geehrten Damen und Herren? Da
ist kein Geld da, obwohl das ein Bereich ist, in dem das geschehen sollte.
Wo ist die Wirtschaftskompetenz dieser SPÖ?
Wo ist die Sozialkompetenz dieser SPÖ? Und ich
zitiere in dem Zusammenhang beispielsweise Christoph Kotanko, der davon
gesprochen hat, dass die Bürger dieser Stadt freilich die Probleme kennen, die
desolaten Schulen, das tägliche Verkehrschaos, die Zuwandererghettos, die
Tabuzonen am Gürtel, die kaputten, alten Geschäftsstraßen. Das lässt sich nicht
wegreden oder zudecken - so ein Kommentator einer großen Tageszeitung.
Und auch das WIFO hält Wien einen Spiegel vor. Wien
ist mit dem Burgenland Letzter beim Wirtschaftswachstum. Der Rückgang der
Arbeitslosigkeit und dem Arbeitsplatzzuwachs setzte sich in allen Bundesländern
fort. Aber trotzdem haben wir in Wien mit Abstand weiterhin die höchste
Arbeitslosigkeit.
Beschäftigungsentwicklung: Die ungünstige Entwicklung
im Dienstleistungssektor mit negativen Folgen für die Frauenbeschäftigung - das
sind alles Probleme, mit denen sich diese Stadt auseinanderzusetzen hat.
Was wir erleben, ist, statt dass wir eine Diskussion
hier über gemeinsame Anstrengungen führen, wie in einer schwierigen
Wirtschaftslage die Situation besser für die Wienerinnen und Wiener erfolgt, es
wird drübergefahren, es werden keine Gespräche geführt, es wird lediglich
gesagt: Seid’s ruhig, seid’s nicht schlimm, keine bösen Bemerkungen, keine
frechen Fragen und Ähnliches.
Wie schaut es denn mit den verschiedensten Momenten
aus, wo Geld verschleudert wird? Auch auf das wird nicht eingegangen. Wir
werden diese Woche noch Gelegenheit haben, auch zum Prater zu diskutieren, wie
hier das Geld einfach versickerte, verschwand, Geld der Bürgerinnen und Bürger
dieser Stadt.
Und ein Punkt, der für uns eine ganz besondere Rolle
spielt, ist die Frage des Valorisierungsgesetzes. Erinnern wir uns: Vor
eineinhalb Jahren hat die SPÖ ein Gesetz hier im Landtag durchgedrückt, musste
eine zweite Sitzung des Landtags durchführen, weil die Oppositionsparteien
entsprechend beeinsprucht haben, dass die zweite Lesung gleich stattfindet, ein
Valorisierungsgesetz, das vorsieht, dass nicht die Gebühren in dem Ausmaß
erhöht werden, wie das richtig und notwendig wäre, dass einfach das, was
tatsächlicher Aufwand und Investitionen ist, abgegolten wird, sondern dass
darüber hinaus gehend die Inflationsrate herangezogen wird und das jetzt bei
einer hohen Inflationsrate. Wir wissen bis heute nicht, wie das am 1.1. sein
wird. Werden die 5,5 Prozent so auf die Wienerinnen und Wiener
einprasseln? Wird das einfach so geschehen, völlig gleichgültig, wie die
Wirtschafts- und Finanzlage, wie die soziale Lage der Wienerinnen und Wiener
ist?
Meine Kollegen Fritz Aichinger, Alexander Neuhuber,
Franz Ferdinand Wolf bringen daher einen Antrag betreffend Aufhebung des Wiener
Valorisierungsgesetzes ein:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich ausdrücklich für
eine Abschaffung des Wiener Valorisierungsgesetzes aus.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, was ist die Conclusio? Die Conclusio ist: In schwierigen Zeiten bedarf
es mehr wirtschaftlicher Vernunft, bedarf es mehr Wissen um Finanz- und
Wirtschaftsfragen, bedarf es mehr Volkspartei. Nach der nächsten Wahl wird die
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