Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 106
Frage einen falschen Hintergrund hat. Ich glaube, es geht nicht um die Frage, ob es dort hohe oder niedrige Häuser gibt, sondern es geht um die Frage, ob es dort gute Entwicklungsqualität und qualitativ hochwertige Architektur gibt, die den Menschen dient, oder ob die Architektur so ist, dass man sagt: Ich hätte gerne, dass der Architekt selbst einmal zwei Jahre dort wohnen muss! Das ist mein ganz persönlicher Zugang, und dafür werde ich mich sehr einsetzen.
Insofern sehe ich mich aber eins sowohl mit dem
Planungsstadtrat als auch mit dem Plan, der jetzt vorliegt, vor allem aber auch
mit dem jungen und sehr engagierten Entwickler, der diesen Masterplan vorgelegt
hat: Wir wollen dort hohe Qualität bieten, und diese besteht gerade auch darin,
was Sie skizziert haben, dass nämlich die Leute, die in dieser Gegend wohnen,
es schätzen, dass sie in der Großstadt sind, aber gleichzeitig im Grünen leben.
Wir verhindern mit dieser Entwicklung des Projekts Aspern etwas, was in Wien
glücklicherweise bisher verhindert werden konnte, was aber in anderen
Millionenstädten ein ganz großes Problem ist, und zwar nicht nur in den
amerikanischen Städten: Jeder, der in der Stadt lebt und es sich irgendwie
leisten kann, kauft sich in der Umgebung ein Einfamilienhäuschen im Grünen. Und
das kann keine Entwicklung sein!
Ich war vor Kurzem in Atlanta und habe mir dort die
Stadtentwicklung angeschaut. Dort ist es so, wie ich gerade beschrieben habe.
Dort stehen die Leute jeden Tag zweieinhalb Stunden im Stau, weil sie zwar ein
super nettes kleines Häuschen im Grünen haben, aber dann leider nicht leicht in
die Arbeit kommen. In diesen Städten gibt es riesige Verkehrsprobleme.
Sie verlangen daher zu Recht, was der Grundidee der
„Seestadt Aspern“ entspricht. Daher heißt dieses Projekt auch nicht
„Hochhausstadt Aspern“ oder „Niedrighausstadt Aspern“ oder „Dicke Bretter Stadt
Aspern“, sondern „Seestadt Aspern“, weil wir Grünraum und Lebensqualität mit
guter, moderner Architektur verbinden wollen, und zwar sowohl beim Wohnen als
auch im gewerblichen Bereich. 50 Prozent der Fläche werden dort Grünraum
sein. In der Mitte wird ein See liegen. Das wissen Sie. Man kann es sich draußen
anschauen. Ich finde, das ist ein tolles und sehr beeindruckendes Asset.
Daher müssen wir vor allem darauf achten, dass wir
dort qualitativ hochwertige Architektur bekommen. Diesbezüglich hat sich in
Wien in der Vergangenheit unglaublich viel entwickelt. In der Nachkriegszeit
wurden natürlich, wie in allen anderen Städten auch, die Häuser einfach
hochgezogen, weil die Menschen Wohnraum gebraucht haben. Mittlerweile haben wir
aber einen riesigen qualitativen Sprung gemacht. Aus der ganzen Welt kommen die
Menschen zu uns, um sich hier anzuschauen, wie gut unsere Architektur
funktioniert, und genauso soll es auch in Aspern funktionieren.
Das war jetzt eine längere Antwort, weil Sie ein
Herzensanliegen von mir angesprochen haben. Sie wissen ja: Wes das Herz voll,
des geht der Mund über. Um das jetzt in einem Satz zusammenzufassen: Wir werden
darauf achten, dass dort Grünraum und Architektur harmonisch zusammenwirken,
dass es dort hohe Qualität und qualitativ hochwertig Architektur sowohl fürs
Wohnen als auch fürs Arbeiten geben wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich glaube Ihnen nach dieser Antwort, dass Sie
wirklich mit Engagement bei der Sache sind. Was ich allerdings aber nicht
glaube, ist, dass es jetzt nur um Grünraum und Architektur geht, sondern es
geht um den Inhalt, und da vermisse ich bisher doch einen sehr wichtigen Punkt.
Gerade jetzt in Anbetracht der Finanz- und Wirtschaftskrise braucht man doch,
wenn man ein so riesiges Projekt hochzieht, auch einen Inhalt, der ja in der
Schaffung eines sehr hochwertigen Bildungsstandorts bestehen kann. In den
Unterlagen ist nach wie vor von einem Bildungs-, Wissenschafts- und
Forschungsquartier die Rede. Im Hinblick darauf frage ich Sie: Welche konkreten
Zusagen und Projekte haben Sie da schon an Land gezogen? Ich meine nämlich,
dass Sie dieses freie Feld – das Sie zwar jetzt als Herz der Stadt bezeichnen,
was mir aber wirklich sehr weit hergeholt zu sein scheint – ohne diesen
Magneten nicht auf die Beine bringen werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Ich habe
vorhin eine Antwort auf die Frage der Hochhäuser gegeben. Dabei habe ich meine
Position klar gemacht, dass Aspern ein Standort für qualitativ hochwertige
Arbeitsplätze werden soll. Dass das Thema Wissenschaft und Forschung dort eine
große Rolle spielen soll, haben Sie ja gerade selbst aus den Unterlagen
zitiert, und das gilt selbstverständlich nach wie vor.
Es gibt da eine Vielzahl von Projekten, die wir
gerade verhandeln. Es gibt Kooperationen mit Universitäten, etwa zwischen der
Technischen Universität und der Universität Bratislava. Eine Vielzahl von
Projekten haben schon Hand und Fuß und sind schon fix. So werden wir zum
Beispiel eine ganz neuartige Form der Kooperation zwischen den Schulen und
General Motors auf die Beine stellen. Diese sind sehr daran interessiert, dass
wir von Anfang an mit einer Schule kooperieren. Das ist schon fix. Weitere
Projekte sind im Verhandlungsstadium, viele davon sind sehr gut unterwegs und
stehen vor dem Abschluss, und gerade deswegen werde ich diese jetzt ganz sicher
nicht nennen. Zu ganz handfesten, fixen Projekten gehört aber, wie gesagt,
diese Kooperation mit General Motors.
Außerdem nenne ich auch unser
Geothermieprojekt, bei dem es sich um ein ganz wichtiges energiepolitisches
Projekt handelt. Davon erhoffe ich mir für den gesamten Stadtteil im Bereich
neuer und erneuerbarer Energien eine ganz hohe Dynamik und auch eine
entsprechende Auswirkung auf die Unternehmungen, die sich dort ansiedeln. Auch
bei diesem Projekt kooperieren wir. Bei diesem Geothermieprojekt arbeiten wir
mit Wien Energie und mit der OMV zusammen. Auch diesbezüglich sind
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