Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 118
Ziel ist Machterhalt ohne
Rücksicht auf Konsequenzen!
Wie Sie, meine Damen und
Herren von der Mehrheitsfraktion, die Wahrnehmung der Kontrollaufgaben
verhindern wollen, zeigt natürlich sehr eindeutig die Untersuchungskommission.
Ich kann das hier kurz machen, weil Kollegin Pilz es ohnedies schon sehr
ausführlich gebracht hat. Es ist beschämend, wie Sie sich hier verhalten und
wie Sie zeigen, dass Sie an einer Aufklärung nicht interessiert sind!
Medizinische Methoden aus der Urzeit der Psychiatrie sind im Otto-Wagner-Spital
nach wie vor gang und gäbe. Netzbetten, Fixieren, Niederspritzen ist die
Devise. Und wenn jemand vom Personal den Mund aufmacht – wir wissen das
und haben darüber genug Unterlagen – muss er oder sie sich in Acht nehmen,
weil dann seine oder ihre Karriere gefährdet ist. Meine Kollegin
Praniess-Kastner wird dazu auch Beispiele anführen.
Diese Fakten sind Ihnen seit Jahren bekannt. Es wurde
aber immer alles schöngeredet und vertuscht. Verschleiern und Verschleppen der
Probleme ist Ihr Konzept. Und nur durch den Druck der Opposition und mit Hilfe
der Medien können Missstände aufgezeigt werden, und das hat zur Einsetzung der
Untersuchungskommission geführt.
Nun noch ein klares Wort zur Mehrheitsfraktion: Der
Skandalisierungsschrei, der laufend von Ihnen kommt, ist typisch für verfilzte
Machtapparate, die etwas zu verbergen haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Untersuchungskommission
arbeitet gemäß den Kompetenzen der Wiener Stadtverfassung, und die Opposition
skandalisiert nicht, sondern die Opposition deckt auf. Das ist ein großer
Unterschied! Lassen Sie das alte Spiel, die Opposition der Skandalisierung zu
verdächtigen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Wir hören hier von Experten
über veraltete Methoden wie Fixieren und Netzbetten. Ich hoffe, dass all das
sehr bald der Vergangenheit angehört! Ich komme jetzt allerdings kurz auf den
Bericht 2002 zu sprechen. Damals hat Frau Dr Moritz sehr klar aufgezeigt,
dass die Schaffung der Funktion eines Psychiatriekoordinators sehr wichtig
wäre. 2008 gibt es diesen noch immer nicht. So langsam mahlen die Mühlen bei
Ihnen!
Wir bringen daher einen Antrag ein. Die Frau
amtsführende Stadträtin für Gesundheit wird aufgefordert, umgehend die Funktion
eines Psychiatriekoordinators zu beschaffen und zu besetzen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Allerdings werden
Beweisanträge, die der Wahrheit dienlich wären, von Ihnen abgelehnt.
Diesbezüglich gehen Sie sehr effizient vor, das muss ich sagen! Anderes
verschlafen und verschleppen Sie, in diesem Bereich sind Sie aber sehr
effizient, das muss man Ihnen lassen! Es ist unglaublich, dass Angehörige und
Mitglieder von Organisationen, die Angehörige betreuen, in der
Untersuchungskommission nicht als Zeugen aussagen dürfen, obwohl sie von sich
aus berichten wollen. Sie werden nicht von uns dazu aufgefordert, sondern Sie
wollen erzählen, was sie erlebt haben und was sie ständig noch immer erleben.
Meine Damen und Herren! Da sind wir wieder beim
Demokratieverständnis: Sie glauben, Sie können alles vertuschen, Sie können
aber überzeugt sein, dass Ihnen das nicht gelingen wird! – Wir wollten die Mitarbeiterin des Otto-Wagner-Spitals in
die Untersuchungskommission einladen, die fürs Fehlermanagement, fürs
Beschwerde- und Qualitätsmanagement zuständig ist. Aber sie darf nicht als
Zeugin aussagen! Da frage ich Sie wirklich: Wer ist prädestinierter für eine
wichtige Aussage als jene Kraft, die tagtäglich mit den Fehlern, mit den
Beschwerden und mit dem Qualitätsmanagement des Spitals zu tun hat? Sie fahren
jedoch mit Ihrer Mehrheit einfach drüber und lassen nicht zu, dass diese
Mitarbeiterin befragt wird! Und Herr Bgm Häupl schweigt. – Meine Damen und
Herren! Das ist das Sittenbild der Wiener Sozialdemokraten!
Ich habe nur mehr 5 Minuten und möchte die anderen
Bereiche kurz zusammenfassen. Zum Krankenanstaltenverbund hat Kollegin Pilz
schon viel gesagt. – Der Krankenanstaltenverbund ist seit 2002 eine
Unternehmung. Man wollte betriebswirtschaftlicher agieren. Seit 2001 wuchs die
Führungsetage um 20 Prozent, und die Ausgaben für die Gehälter der Manager
wuchsen um 50 Prozent. All das steht im aktuellen Kontrollamtsbericht. Das
Ziel, die Defizite des KAV in den Griff zu bekommen, wurde trotzdem weit
verfehlt. Seit 2002 explodiert das Defizit des KAV.
Ein paar Zahlen dazu: Seit 2003 ist der
Betriebskostenzuschuss der Stadt Wien für den KAV um 36 Prozent gestiegen. Aber
nicht nur der vom KAV benötigte Cash-Bedarf ist gestiegen. Gleichzeitig wurden
auch 87 Prozent der Rücklagen aufgelöst. Auch diesbezüglich verweise ich auf
den Kontrollamtsbericht. Das ist nicht etwas, was die böse Opposition hier
behauptet, sondern das brauchen Sie nur im Kontrollamtsbericht nachlesen
Wenn ich mir die sich stark vergrößernde Differenz
zwischen dem Betriebskostenzuschuss im Voranschlag und dem tatsächlichen Bedarf
ansehe, dann wird mir auch angst und bang. Die Differenz zwischen Voranschlag
und Rechnungsabschluss beträgt 139 Millionen. Die Frau Finanzstadträtin ist so
stolz darauf, dass Gesundheit und Soziales um 148 Millionen mehr bekommen
haben. Es gehen allerdings 139 Millionen an den KAV, und es bleiben nur
zerquetsche 9 Millionen für andere Bereiche übrig! So sieht es aus! Meine
Damen und Herren! Da kann von Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit überhaupt
keine Rede sein! (Beifall bei der ÖVP.)
Gerade beim
Krankenanstaltenverbund fordern wir seit Jahren eine Aufschlüsselung der
Ausgaben nach Spitälern, um überprüfen und Vergleiche anstellen zu können. Herr
Generaldirektor Marhold – ich habe ihn schon irgendwo gesehen – hat
in einer Sitzung schon vor Jahren gesagt, dass er das auch will und dass das
realisiert werden wird. Herr Generaldirektor! Wir warten noch immer! Unsere
Geduld ist aber auch enden wollend!
Wir
bringen daher wieder einen Antrag ein: Die zuständigen Verantwortlichen der
Unternehmung KAV mögen angewiesen werden, die Leistungskennzahlen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular