Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 91
betrachtet, nur wahnsinnig schwer vorstellen, weil man ja dann nicht mehr weiß, wer welches Hauberl aufhat. Der Unternehmer weiß wirklich nicht mehr, ob er jetzt das Hauberl des Pächters, der natürlich möglichst viele Leistungen von seinem Gegenüber haben will, was eine logische Relation ist, oder das Hauberl des Eigentümers oder des Projektbetreibers trägt. Oder hat er vielleicht gerade das Kapperl des Projektbetreibers auf, der natürlich umgekehrt möglichst viel vom Pächter bekommen möchte. – Allein diese Vermanschung sollte man in Zukunft vielleicht doch überdenken. Besser wäre es, das schlicht und einfach wegzulassen und für klare Linien zu sorgen.
Zum Ergebnis: Über Geschmack sollte man eigentlich
nicht streiten. Das stimmt. Wir können und sollten uns nicht immer als
Architekturkritiker aufspielen, weil wir es gar nicht sind und weil es dafür
Berufene gibt.
Aber Sie müssen schon zugeben, Frau
Vizebürgermeister, dass es im Zusammenhang mit dem Bauwerk eine sehr große
Anzahl von renommierten und selbst ernannten Kritikern gibt, und diese ziemlich
dichte Kritik geht im Allgemeinen sehr wohl in dieselbe Richtung. Es ist nicht
wie beim Haas-Haus vor 15 Jahren, als es führende Pro-Kritiker und führende
Kontra-Kritiker gab, sondern die Kritik ist diesmal ziemlich einseitig.
Stimmen, die sagen, dass das ein großartiges Bauwerk und eine riesige
architektonische Bereicherung für die Stadt Wien ist, werden wir eher selten
finden.
Ich hätte, wie Frau Gretner, jetzt auch ein paar
Zitate, von der „Zürcher Zeitung“ abwärts, parat. Ich nehme an, Sie alle kennen
das: Disneyland, Las Vegas, Parndorf. Daran hat es mich wirklich auch erinnert.
Es gibt schon genügend Plakate, auf die geschrieben wurde, wie das ausschaut.
Begeisterte Zustimmung habe ich hingegen bisher nicht gesehen. Daher muss man
sich wirklich fragen, ob das der richtige Einstieg und insgesamt das Richtige
war. Im Nachhinein betrachtet müssen wir wohl sagen, dass man es besser machen
können hätte.
Kommen wir jetzt zum Motto. Das Motto ist: „Wien um
1900“. Das war die Idee. Die kann man mögen oder nicht. Ich finde das gar nicht
so schlecht, das passt, wie ich meine, durchaus zu Wien. Wenn man ein Motto
hat, dann muss man es aber durchziehen, wie Sie ja von amerikanischen
Vergnügungsparks, genauso gut wie ich, wissen. Und mein Problem dabei
ist – da können wir jederzeit einen Lokalaugenschein machen und uns das
anschauen, da brauchen wir nicht über die Bauordnung diskutieren –, dass
das Motto dort nicht durchgezogen ist, weder bei der Disco-Beleuchtung am
Vorplatz noch bei der Beschriftung oder der Einrichtung der Läden noch bei der Bekleidung
der Mitarbeiter.
Sie haben einmal gesagt – ich habe mir das
notiert –, dass man dafür eigentlich einen Dramaturgen und keinen
Architekten brauchen würde. Man sollte sich mehr an die thematischen Vorgaben
halten und nicht einen Architekten beschäftigen, der sich selbst verwirklichen
will. Das ist ein Satz, den ich verstehe! Das muss man dann aber auch umsetzen!
Das Motto „Wien 1900“ ist dort jedoch, wenn überhaupt, nur rudimentär und sehr
fehlerhaft sichtbar gemacht worden, meine Damen und Herren! Da passt vieles
nicht zusammen! Auch im Hinblick darauf kann man daher im Nachhinein wieder
sagen: Da wurden Fehler gemacht! Und ich verstehe nicht, dass man diese nicht
eingesteht. Das kann ja jedem passieren!
Meine Damen und Herren! Gleiches gilt für den Mietermix.
Wie passt eine Pizzeria zu Wien um 1900? Hätte man da nicht ein Thema finden
können, das Wien näher ist? Jetzt kommt natürlich gleich das Argument mit dem
„Eisvogel“. Ja, das stimmt! Jetzt sage ich sogar einmal etwas Positives, damit
es nicht heißt, der Neuhuber ist nur ein Nörgler und die von der ÖVP sind nur
Nörgler. Die haben das wirklich nicht schlecht gemacht! Der Grund dafür ist
aber nicht, weil das Konzept des Generalplaners so gut war, sondern weil dort
ein engagierter Unternehmer dahinter ist, der sogar aus den suboptimalen
Bedingungen auf dem Praterplatz etwas Ordentliches machen konnte! Das ist auf
die Eigeninitiative eines Unternehmers zurückzuführen. Das braucht man! Dann
kommt ein ordentliches österreichisches beziehungsweise Wiener Wirtshaus wie
der „Eisvogel“ auf dem Praterplatz heraus! (Beifall bei der ÖVP.)
Zumindest da gibt es etwas Positives. Und weil ich
gerade bei den österreichischen Unternehmern bin, möchte ich sagen: Ich finde
es wirklich sehr tief, Frau Vizebürgermeisterin, das sage ich ehrlich, wenn Sie
der Opposition sagen, dass wir schuld sind, wenn es denen jetzt schlecht geht,
weil wir das kritisieren. (VBgmin
Grete Laska schüttelt den Kopf.) Das ist vorhin so herüber gekommen!
(VBgmin Grete Laska: Können wir dann
nachlesen!) Wir können es dann nachlesen. (Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.) Wir können den genauen Text dann nachlesen, der Tenor war
jedenfalls: Wenn es denen schlecht geht, dann ist die Opposition schuld. Weil
wir kritisieren, geht es den Unternehmern dort jetzt schlecht.
Dort sind wahrscheinlich 40, 50 oder 60
Handwerksbetriebe beschäftigt. Dort arbeiten Handwerker, deren Familien mit
dran hängen. Sie kennen das ja auch! Zulieferfirmen bangen um ihr Geld. Das ist
in der Baubranche tatsächlich so! Sie haben Vorleistungen erbracht, weil sie
gedacht haben, dass dahinter in letzter Konsequenz ein großes Unternehmen, die
Wien Marketing und die Stadt Wien stehen. Denn die Explore 5D haben – mit
Verlaub – von denen sicherlich nicht sehr viele gekannt! In letzter Konsequenz –
so sieht man das profaner Weise, und da können Sie sich hundert Mal darauf
ausreden, dass juristisch die Leasing dazwischen ist et cetera! – ist in
der öffentlichen Rezeption Grundeigentümer die Stadt Wien. Für die Leute dort
steht die Stadt Wien dahinter. (GRin Barbara Novak: Und der
Eigentümer ...!)
Frau Novak! Das ist so! Wer hat denn die Explore 5D
ausgesucht? Sie können sich jetzt nicht aufs Formaljuristische zurückziehen und
sagen: Wir können nichts dafür, wir haben das ausgegliedert und die Leasing ist
dazwischen geschaltet!
Meine Damen und Herren! Wenn das
so ist, dann müssen wir wieder einen Schritt zurückgehen und dürfen
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