Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 75
ist die Verteilung von
Arbeitszeit, eine weitere Maßnahme ist die Verteilung von unbezahlter Arbeit
und von bezahlter Arbeit. Das sind konkrete Maßnahmen im Bereich „gleiches Geld
für gleiche Leistung". Mittlerweile ist das quasi eine Überschrift und
jetzt ins Detail zu gehen, führt zu weit, aber es gibt hier tatsächlich sehr
konkrete Ansätze, wie man Regelungen betreffend gleiches Geld für gleiche
Leistung auf betrieblicher Ebene treffen kann, und dies ist ja letztendlich
unser Handlungsfeld, noch dazu ein sehr schwieriges Handlungsfeld, weil über
90 Prozent der Betriebe Klein- und Mittelbetriebe sind. Die
Vizebürgermeisterin hat das heute schon in einem anderen Zusammenhang
dargestellt.
Wie können wir dieses
Prinzip „gleiches Geld für gleiche Leistung“ auf dieser schwierigen Ebene der
Klein- und Mittelbetriebe tatsächlich umsetzen? Bildung im Sinne von Aus- und
Weiterbildung ist sicherlich ein weiterer sehr wichtiger Eckpfeiler, und mit
diesem Argument bin ich in Wirklichkeit als Frauenpolitikerin auch schon
fertig. Es hat immer geheißen: Frauen werden das Gleiche verdienen, wenn sie
einmal gleich qualifiziert sind wie Männer. Mittlerweile haben wir sehr viele
gleich qualifizierte Frauen, nämlich sehr viele Maturantinnen und Frauen, die
Studienabschlüsse haben, und zwar in vielen Fakultäten mehr als die Männer.
Trotzdem ist die Einkommensschere eher weiter auseinandergegangen. Dieses
Qualifikationsabonnement für den Einstieg beim Beruf ist de facto passé.
Wirklich wichtig, um die
Einkommensschere im Berufsverlauf zu schließen, sind die entsprechenden
Rahmenbedingungen, die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und die
Qualifizierung der Frauen, wenn sie einmal erwerbstätig sind.
Ein weiterer Eckpfeiler ist
sicherlich das Durchbrechen der gläsernen Decke. Wir haben nur 6 Prozent
Frauen in Spitzenjobs und 10,4 Prozent Frauen, die tatsächlich in
Aufsichtsräten sitzen. Lassen Sie mich auch an dieser Stelle noch einmal die
Forderung wiederholen, dass wir in den Aufsichtsräten eine Quote brauchen und
dass wir unbedingt die Vergabe von öffentlichen Mitteln an die Frauenförderung
knüpfen müssen. So lange wir das nicht haben, handelt es sich sozusagen um
Goodwill-Aktionen der Wirtschaft, die uns letztlich nicht zum angestrebten
Ergebnis führen. Ich glaube also, dass wir wirklich verbindliche Regelungen
brauchen, damit betriebliche Frauenförderung gemeinsam mit der Wirtschaft ernst
genommen wird und auch zu dem Erfolg führt, den wir haben wollen.
Ein weiterer wesentlicher
Eckpfeiler sind die Mitgestaltungs- und Partizipationsrechte sowohl für Frauen
mit Migrationshintergrund, weil es in diesem Bereich natürlich massive Probleme
mit der demokratischen Teilhabe am Erwerbsprozess gibt, aber auch für Frauen generell,
denn Partizipation bedeutet auch Teilhabe an der Macht, und unter diesem Aspekt
ist der Frauenanteil an Spitzenjobs von 6 Prozent Spitzenjobs nicht
zufriedenstellend.
Was werden wir jetzt tun? – Wir haben im Rahmen
des Internationalen Frauentages eine sehr breite Palette an sehr konkreten
Maßnahmen präsentiert. Wir möchten einen Leitfaden neu auflegen, der gerade die
Klein- und Mittelbetriebe sehr konkret dabei unterstützt, Frauen auf der
betrieblichen Ebene tatsächlich zu fördern. Wir haben das Instrument der
Equal-pay-Agentinnen entwickelt, das aus einem EU-Projekt entstanden ist. Dabei
beraten wir Betriebe mit konkreten Ansätzen, welchen Beitrag sie zum Schließen
der Einkommensschere leisten können, wobei das natürlich immer mit den
entsprechenden arbeitspolitischen Maßnahmen gekoppelt ist und entsprechende
Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden, denn das stellt
letztlich sozusagen das Umfeld des Klein- und Mittelbetriebes dar, und wenn
diese Rahmenbedingungen nicht passen, dann plagt sich natürlich auch der
Betrieb. Wir dürfen es uns nicht leicht machen und sagen, dass Klein- und
Mittelbetriebe einen Beitrag leisten sollen, sondern wir müssen auch
entsprechende Unterstützungen bieten, und da haben wir eine sehr gute Kooperation
mit der Wirtschaft.
Wie werden aber auch sehr individuell vorgehen und
für Frauen, die sich über das Frauentelefon an uns wenden und zum Beispiel über
eine Diskriminierung beim Einkommen klagen, verstärkt eine Clearing-Funktion
einnehmen, um diese Frauen auch im Empowerment zu beraten.
Damit bin ich bei einem weiteren sehr wichtigen
Thema, nämlich bei der Arbeitszeit. Welche konkreten Maßnahmen kann man da
setzen?
Auch diesbezüglich kann man sozusagen konkrete
kommunalpolitische Lösungen treffen. Umgesetzt wurde jetzt die
zuschlagspflichtige Mehrarbeit. Ein wichtiger Punkt, den wir politisch immer
wieder einfordern müssen, ist auf jeden Fall, dass die Teilzeitarbeit, die die
Frauen individuell wählen, nicht sozusagen zu einer Dauerlösung für Frauen wird.
Diesbezüglich brauchen wir eine stärkere Bewusstseinsarbeit dahin gehend, dass
es in Ordnung ist, in einer bestimmten Lebensphase Teilzeit zu arbeiten, dass
das aber nicht sozusagen ein Dauerparkplatz für die Frauen sein darf.
Ich habe vorher schon darauf
hingewiesen, dass man darauf aufmerksam machen muss, dass damit meist eine
Dequalifizierung einhergeht, dass die Altersabsicherung von Frauen, die
Teilzeit arbeiten, massiv bedroht ist, dass es keinen Zugang zur
innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung gibt und dass es natürlich kaum
qualifizierte Teilzeitjobs gibt. Meist haben hoch qualifizierte Frauen nach
einer Phase der Teilzeitarbeit, für die sie sich meist auf Grund der
Notwendigkeit zur Kinderbetreuung entscheiden, weil das eben noch immer überwiegend
Sache der Frauen ist, kaum eine Möglichkeit, ihren Vollzeitjob und damit ihre
Existenzsicherung wieder aufzunehmen. Insofern sind auf kommunalpolitischer
Ebene sehr konkrete Handlungsansätze notwendig. Auf der anderen Seite ist aber
nach wie vor auch eine gesellschaftspolitische Frauenförderung wie die Vergabe
von Förderungsmitteln, die Schaffung von Quoten und das Rückkehrrecht auf einen
Vollzeitarbeitsplatz von Nöten. – Ich habe immer gesagt, dass das ein
Konzert ist, bei dem
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