Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 129
Straßenverkehr keine toten Kinder mehr gegeben hat.
Was wir beim Radverkehr erreichen wollen, ist, dass
die Kreuzungspunkte und auch die Verkehrsanlagen so angelegt sind, dass man,
wenn man sich an die Straßenverkehrsordnung hält, keine Unfälle produziert oder
selber verursacht. Und hier ist leider festzustellen, dass man sich offenbar,
egal, ob man hinter der Windschutzscheibe oder auf einem Rennrad sitzt, genauso
egoistisch verhält, oft keine Rücksicht nimmt und dem Verkehr rundherum keine
Beachtung schenkt. Das ist leider sehr oft der Fall. Zum Beispiel scheint
vielen Radfahrern unbekannt zu sein, dass beim Queren auf markierten
Radwegekreuzungen Tempo 10 zugelassen ist und nicht mehr. Viele nehmen das
gerade bei abschüssigen Strecken nicht zur Kenntnis, was wiederum zu teuren
Maßnahmen führt, ich erinnere jetzt zum Beispiel an die sehr teuren
Sanierungsmaßnahmen damals am Hernalser Gürtel, als ein Fahrradbote zu Tode
gekommen ist, weil er nur den Kopf eingezogen hat und mit Tempo gefahren ist.
Aber wir können auch davor die Augen nicht verschließen, dass auch im
Autoverkehr viele rücksichtslose Fahrer unterwegs sind, daher werden wir auch
Gefahrenpunkte, wo die Rechtslage eigentlich in Ordnung und eindeutig ist,
sanieren müssen.
Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass es durch ein
Ansteigen der Zahl von Verkehrszeichen, Tafeln, Zusatztafeln und Informationen,
die de facto für jeden Verkehrsteilnehmer und für jede Verkehrsmode
unterschiedlich notwendig sind, zu einer enormen Verdichtung der vorhandenen
Verkehrstafeln und Bodenmarkierungen kommt, die Unübersichtlichkeiten an
Kreuzungen erzeugen. Wir haben geplant, dass wir, wenn die neue Bundesregierung
zusammengetreten ist, dem Verkehrsminister gemeinsam mit dem Städtebund
Vorschläge unterbreiten, wie entsprechende Vereinfachungen vorgenommen werden
und Regelanpassungen erfolgen können, sodass wir nicht bei jedem Ende eines
Radweges wiederum eine Stopptafel hinstellen müssen und solche Dinge mehr.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. - Nächste Zusatzfrage: Herr GR
Mag Chorherr. – Bitte.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Stadtrat!
Zunächst möchte ich Ihre Strategie, Einbahnen zu
öffnen, lobend erwähnen. Meine Anmerkung dazu: In jenen Bezirken, die das nicht
machen, sind es im Wesentlichen nicht die Autofahrer, sondern oft
sozialdemokratische Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher, die sich aus
irrrationalen Gründen dagegen wehren. Ich erspare mir jetzt die Frage –
weil ich eine andere habe –, wie Sie auf Ihre sozialdemokratischen
Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen einwirken können, dass auch in
anderen Bezirken dieses billigste und effizienteste Instrument gewählt wird,
denn manche Radfahrer suchen sich auf alle Fälle ihren Weg, und das ist in der
Tat unsicher.
Meine Frage geht um etwas ganz anderes: In Wien ist
es der Regelfall, dass man den Straßenraum nicht verbreitern kann. Ganz selten
gibt es die Möglichkeit, ganz von Beginn weg eine optimale Situation für
Radfahrer und Radfahrerinnen zu schaffen, ich denke etwa ans Flugfeld Aspern.
Wenn entsprechende Möglichkeiten bestehen, kann man von Anfang an darauf
achten, dass es nicht bei jeder Kreuzungsquerung einen Stopp gibt und man als
Radfahrer rückgereiht ist. Man könnte dort eine Vorgabe beziehungsweise eine
Empfehlung machen. Und das ist meine Frage, die ich auch bei der durchaus
interessanten und aus meiner Sicht positiven Präsentation an die
Stadtentwicklungskommission gestellt habe: In diesem neuen Stadtteil könnten
jeder Radfahrer und jede Radfahrerin ohne einen einzigen notwendigen
Stopp – oder aus der Sicht der Eltern gesprochen, ohne dass die Kinder
unsicher sind – flüssig zur U-Bahn-Station in die Lobau fahren. Haben Sie
schon darauf eingewirkt, oder werden Sie darauf einwirken oder es empfehlen,
dass das dort im maximalen Ausmaß umgesetzt wird, weil es möglich ist?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Ich beantworte
durchaus auch Fragen, die nicht gestellt wurden, gerne. Es gibt Bezirke, die
Probleme mit dem Fahren gegen die Einbahn verursachen. Dazu zählen mittlerweile
nicht die sozialdemokratischen Bezirksvorstehungen, sondern meines Erachtens
ist da an erster Stelle der 19. Bezirk zu nennen, der – wie ich sagen
muss – leider keinen sozialdemokratischen Bezirksvorsteher hat. (GR Dr Matthias Tschirf: Gott sei
Dank!) Wir sind aber mit Vorsteher Tiller in intensiven Gesprächen, und wir
werden das auch dort mit Überzeugungsarbeit schaffen können.
Zum Flugfeld Aspern: Wir sind bei der Planung für das
Flugfeld Aspern davon ausgegangen, dass wir dort auf die unbedingt notwendige
Verkehrssituation in der Form Rücksicht nehmen, dass wir in einem Stadtteil,
der komplett neu geschaffen werden kann, überhaupt mit Sammelgaragen und der
Möglichkeit, viele Zonen aus dem Verkehr faktisch herauszunehmen und die
Anlagen nur mehr für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen, agieren. Wir
unterziehen aber solche Planungen natürlich nicht nur der Frage: Wie kann man
den Verkehr effizient und unfallfrei organisieren? Vielmehr beschäftigen wir
uns natürlich auch mit den Fragen: Wie ist es sicher? Was ist bei in der
Stadtplanung im Sinne von Gender Mainstreaming? Wie geht man mit
frauengerechten Planungen in solchen Stadtteilen um?
Das Ergebnis war, dass gerade von Beauftragten aus dem
Behindertenbereich und aus dem Bereich der Gleichstellung von Mann und Frau und
des Planens für Frauen eine gute Anregung gekommen ist: Sammelgaragen sind in
der Regel größer und unübersichtlicher, und viele haben davor daher Angsträume.
Jetzt gibt es eine Zwischenlösung, die dazu führt, dass nicht mehr die ganz
große Lösung angepeilt wird, sondern Sammelgaragen blockweise organisiert
werden, was wiederum dazu führt, dass man mehr selbst induzierten
Straßenverkehr im Viertel haben wird. Damit muss man umgehen. Wir werden die
Organisation natürlich noch einmal überprüfen, bevor wir in die Flächenwidmung
gehen,
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