Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 91
geschieht. Aber dass Wien die frauenfreundlichste
Stadt ist, hat sich meiner Meinung nach durchaus gezeigt. (Beifall bei der
SPÖ.)
Die Herausforderung, diesen Stellenwert weiter auszubauen,
nehmen wir SozialdemokratInnen gerne an. Mit engagierten Konzepten und hoher
politischer Verantwortung werden wir 2007 diesen Weg weitergehen. Ich lade Sie
ein, ein Stück des Weges mit uns zu gehen und dem Budgetvoranschlag für 2007
zuzustimmen, für die Zukunft der Frauen in Wien! - Danke schön. (Anhaltender
Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadtrat!
Ich bin auch sensibilisiert von der Rede meiner
Vorgängerin; das Wort ist ja so oft gefallen, aber ich bin jetzt wirklich
sensibilisiert. Sie werden sich fragen: Integration und Frauenpolitik, das ist
ja nicht mein Kapitel innerhalb des Ausschusses - trotzdem habe ich in meinem
Klub gebeten, mir diesmal die Chance zu geben, auch zu diesem Kapitel etwas zu
sagen, und zwar als wirklicher Basispolitiker, als einer, der viele Jahre in
einem Bezirk, der sicherlich ein Problembezirk ist, nämlich in Meidling, Ihre
Arbeit im Bereich der Integration miterlebt hat, der die vielen Fehlschläge -
es gibt auch Positives, aber in der Mehrheit sind die Fehlschläge (GRin
Nurten Yilmaz: Es ist umgekehrt!) - miterlebt hat, um vielleicht an zwei
Beispielen zu demonstrieren, was Ihre Integrationspolitik für die Betroffenen
wirklich bedeutet.
Lassen Sie mich anfangen mit einem Zitat von Ernst
Uhrlau - das ist der Chef des deutschen Bundesnachrichtendienstes -, der bei
einer Sicherheitstagung in Berlin festgestellt hat: Besonders gefährdet sind
Immigranten der zweiten und dritten Generation, die sich verstärkt dem
Islamismus zuwenden. Entscheidend sei deren - und hören Sie gut zu! -
Integration, das ist nämlich das beste Kampfmittel gegen den internationalen
Terror.
Von dieser Aussage möchte ich ausgehen. Die
Integration ist in den nächsten Jahren ganz sicher eines der notwendigsten
Projekte für Wien! Denn in Wirklichkeit haben wir zuerst einmal die Altlasten
zu beseitigen, die Sie in den letzten Jahren, gemeinsam mit Grün, hier in Wien
aufgebaut haben. Sie haben jahrelang, wirklich jahrelang die österreichische
Staatsbürgerschaft vielen nachgeworfen - viele haben sie verdient, vielen haben
Sie sie nachgeworfen -, ohne hier einen Integrationsdruck zu erzeugen! Erst
seit ungefähr einem Jahr oder eineinhalb Jahren haben auch Sie begriffen, wohin
die Reise führt: Dass nämlich Integration wichtig ist, und hier ist es wieder
eine der wichtigsten Bedingungen, die Sprache in unserem Land, nämlich Deutsch,
zu lernen.
Ich möchte Ihnen jetzt an zwei Beispielen, die Sie
gefördert haben und die die Stadt Wien gefördert hat, die aber nach meiner
Ansicht und nach Ansicht der Beteiligten vollkommen ins Leere gegangen ist,
beweisen, dass viele Projekte - ich sage noch einmal: nicht alle, aber viele
Projekte - ins Leere gehen.
Da gibt es das EU-geförderte Projekt „Karenz und
Karriere", das in drei Stadtteilen, nämlich im Czerninviertel, im
Freihausviertel und Am Schöpfwerk, durchgeführt worden ist. Es ist geplant
worden von der Firma PlanSinn; „PlanSinn", so heißt sie eben, man könnte
auch etwas anderes sagen. Die Firma PlanSinn hat das projektiert, die Idee war:
„Unternehmen Karenz" im Stadtteil, Verbinden von Karenz mit Karriere; was
für Möglichkeiten und Chancen gibt es hier, und zwar für Väter und Mütter? Dazu
hat man eingeladen in „Experimentierwerkstätten", was immer das auch ist.
Es war nichts anderes als irgendein Zimmer im Nachbarschaftszentrum des
Schöpfwerks bei uns in Meidling, und es wird sonst wo auch nichts anderes
gewesen sein. Ich weiß nicht, was eine „Experimentierwerkstätte" ist, aber
es klingt eben sehr gut. Sie schreiben ja hier immer sehr gut und sehr
theoretisch.
Sie wollten 10 bis 15 Teilnehmer haben, und
zusammenbringen wollten sie berufliche Tätigkeit, Länge der Karenz, Frau und
Mann: „Wir suchen eine vielfältige Mischung." Na, wie hat die Mischung am
Schöpfwerk ausgeschaut? Die Schöpfwerk-Mischung war so: Es haben sich dort drei
Österreicherinnen - drei Alt-Österreicherinnen, wie man sie jetzt schon
bezeichnet - gemeldet, zwei Akademikerinnen und eine Hausfrau, und zehn
Neo-Österreicherinnen, wobei nicht klar war, ob diese die Staatsbürgerschaft
schon gehabt haben oder nicht. Denn es reicht ja bei einem Gemeindebau, wenn
ein Teil der Familie die Staatsbürgerschaft hat.
Das Problem bei der ersten Sitzung war gleich einmal,
dass die alle nicht Deutsch konnten. Es waren die drei Österreicherinnen - Mann
war übrigens keiner dabei - relativ frustriert, weil sie nicht verstanden haben,
was die anderen dort gesprochen haben. Dann hat es eine zweite Sitzung gegeben,
und - sehr wichtig - da war ein Dolmetscher dabei. Der Dolmetscher hat mit
denen auf Türkisch gesprochen. Da haben wieder die drei Österreicherinnen
nichts verstanden, worauf sie die Lust an diesem Projekt verloren haben, und
zwar auch, weil sie andere Interessenslagen gehabt haben.
Denn die zehn anderen, die dort waren, sind
eigentlich nur wegen des Begriffs Karenz hingekommen, von Karriere war
überhaupt keine Rede. Ich bin sicher, denen hätte zu Hause der Ehemann die
Karriere richtig ausgetrieben. Die haben nämlich alle Kinder, auch das ist
nachweisbar, und zwar nicht so wie die Österreicherinnen - die eine hat zwei
Kinder, die anderen ein Kind -, sondern die Mindestanzahl bei denen war drei.
Wo sollen die überhaupt eine Karriere machen? Die sind froh, dass sie in Karenz
gekommen sind und dass sie am Schöpfwerk als Ergebnis ein
Kinderbetreuungszentrum gefordert haben - wobei gleichzeitig die Stadt Wien das
zweite Kindertagesheim geschlossen hat. Das ist wirklich sehr interessant: zu
einem ähnlichen Zeitpunkt - unverständlich!
Aber noch unverständlicher ist
Folgendes: Alle Teilnehmer haben dort eine geringfügige Beschäftigung mit
60 Stunden ausbezahlt bekommen. Das habe ich überhaupt noch nie gehört,
dass es ein Projekt gibt, das zum Nutzen irgendeiner Bevölkerungsgruppe dient,
und die
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