Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 108
auch logisch, aber das ist nicht ein Verdienst der
Stadtregierung!) und dass das einzige
gewonnene Headquarter in diesem Zeitraum in Wien stattfindet. Also alles
Faktoren, die eigentlich in diese Richtung gehen. (GR Dr Matthias Tschirf:
Trotz der Politik!)
Man muss sich schon
einigen, wo jetzt der politische Vorwurf liegt, der politische Vorwurf gegen
unsere Regierung oder gegen die Regierung der Bundesregierung. Gegen die
Politik der Bundesregierung kann man unterschiedlicher Meinung sein. Darüber
haben wir schon öfters diskutiert. Aber das, was Sie abgesprochen haben, war,
dass Sie dem Wirtschaftsstandort diese Bedeutung abgesprochen haben. Das steht
eigentlich in einem banalen Widerspruch zu dem Antrag, den der Kollege
Aichinger eingebracht hat, wo er sich sozusagen darum bemüht hat, wir müssen
uns zum Bankenstandort bekennen, wenn auf der anderen Seite der Chef der
Fraktion in der gleichen Sitzung erklärt, Wien ist gar nichts, man muss auf Oberösterreich schauen, dort passiert
die Wirtschaft. Ich glaube, das ist ein kleines Missverständnis und eine kleine
Disharmonie in den vielleicht besser abzustimmenden Meinungsäußerungen Ihrer
Fraktion. (GR Dr Matthias Tschirf: Überhaupt nicht! Sie interpretieren das
bewusst hinein!) - Herr Klubobmann, wir können nachher noch privat reden,
aber versuchen wir, den offiziellen Teil in Grenzen zu halten. (GR Dr
Matthias Tschirf: Darauf können wir gern auch antworten!)
Der zweite Punkt ist, man
muss sich schon einig sein, wenn man die Regierung Schüssel lobt, wofür sie
verantwortlich ist. Sie ist, wie Sie es genannt haben, dafür verantwortlich,
dass die Stadt Wien mehr Einnahmen besitzt. Das heißt, die Regierung Schüssel ist
für die Steuermaßnahmen verantwortlich, hat also durch Erhöhung der Steuern
mehr Einnahmen erzielt. Das wird nicht jeder so sehen! (GR Dr Matthias
Tschirf: Die Wirtschaft wächst! Damit gibt es auch eine Erhöhung der
Steuereinnahmen!) Ich mache Sie darauf aufmerksam, sie hat zum Beispiel,
Herr Klubobmann, auch dafür gesorgt, dass die Kommunalsteuer, die eine
Bundessteuer ist, sich nicht erhöht hat. (GR Dr Matthias Tschirf: Ich kann
das auch anders auslegen!) Ich komme dann bei der Finanzierung der Bezirksbudgets
zur Kommunalsteuer zurück, denn sie ist eine der Einnahmequellen für die
Situation der Budgets der Bezirke. Wenn man daher sagt, die Bundesregierung
sorgt für Mehreinnahmen, hätte sie vielleicht bei der Kommunalsteuer auch für
Mehreinnahmen sorgen können. Das ist nur ein kleiner Hinweis.
Das Zweite ist, Sie haben
in der Frage des Schuldenstands meines Erachtens nach, das soll nur kurz
angemerkt sein, glaube ich, übersehen, dass in der Zwischenzeit der
Schuldenstand nicht mehr drei Milliarden ist, sondern dass wir deutlich
darunter sind. Das ist in den letzten Jahren passiert. Noch immer haben wir
natürlich einen Schuldenstand, aber ich wiederhole noch einmal, wir haben
deshalb nicht unsere Wohnbaudarlehen verkauft und veräußert, wie es andere gemacht
haben, die dann das Geld dafür verwendet haben, ihre Schulden zurückzuzahlen. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das habe ich auch nicht verlangt! Das habe ich keineswegs
verlangt!) Man muss also schon wissen, was man will. Wenn man offensiv in
der Wohnbaupolitik ist, muss man in Kauf nehmen, dass man die Schulden nicht so
einfach wieder loswerden kann, aber damit hat man den Vorteil, dass man eine
offensive Wohnbaupolitik machen kann, wie sie heute hier mehrfach wieder
eingefordert worden ist.
Vielleicht noch eine
zweite Bemerkung in dem Zusammenhang: Es ist beim Kollegen Aichinger und, ich
glaube, auch beim Kollegen Herzog angeklungen, nämlich der Vergleich von Zahlen
im Budget aus der Zeit vor den Ausgliederungen mit der Situation jetzt, der Darstellung
im Budget nach den Ausgliederungen. Natürlich macht es einen Unterschied. Ich
kann es am Beispiel des Krankenanstaltenverbunds sehr deutlich darstellen. Im
Budget als Investitionsteil ausgewiesen ist nur der Investitionszuschuss. Im
Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds findet sich dann der Rest. Dort
sind es dann 201 Millionen EUR. Das zieht sich auch bei Wiener Wohnen
und bei anderen Einrichtungen durch, dass natürlich eine Darstellung dazu
führt, dass wir eben, wie ich es auch da gemacht habe, nicht nur auf das
Investitionsvolumen aus dem Budget verweisen, sondern, wie ich es genannt habe,
Stadt-Wien-Konzern, wo auch die Unternehmen mit drinnen sind und dort kommt man
dann auf die Größenordnung von 2,3 Milliarden EUR.
Eine weitere Bemerkung
vielleicht noch in diesem Zusammenhang zu den Anträgen, die da eingebracht
worden sind:
Ich habe schon einen
erwähnt, nämlich den zum Finanzplatz Wien, wo ich sage, ich verstehe, dass wir
uns dazu bekennen. Wir sollten uns unseren Standort nicht schlecht machen. Ich
teile auch die Kritik an einzelnen Passagen im Wortlaut, da mache ich kein Hehl
daraus, aber was ich nicht verstehen kann, ist, wieso sich ein
parlamentarisches Organ wie der Gemeinderat an dem parlamentarischen
Prüfungsantrag eines anderen parlamentarischen Gremiums reiben sollte. Das ist,
glaube ich, wirklich nicht unsere Aufgabe zu dem Thema, ob dieser oder jener
Prüfungsantrag mit dem oder jenem vereinbart ist. Das ist meines Erachtens
schon ausdiskutiert, aber das halte ich sozusagen nicht für ein wirkliches
Thema.
Dann gibt es noch ein paar
andere Anträge, die darauf aus sind, unsere Steuereinnahmen wieder zu
reduzieren. Herr Aichinger, wenn wir bei der Schenkungssteuer, bei der
Werbeabgabe und bei anderen Dingen an den, wie es Ihr Klubobmann gesagt hat,
„glorreichen Tätigkeiten der bisherigen Bundesregierung" partizipieren,
durch Steuererhöhungen Einnahmen zu schaffen, dann bedeutet die Abschaffung der
Steuer natürlich, dass das auf Kosten der Stadt Wien geht. (GR Dkfm Dr Fritz
Aichinger: Das habe ich nicht gesagt!) Dass wir jetzt schnurstracks einen
Beschluss fassen, womit wir unsere eigenen Mittel reduzieren, dafür hätte ich
als Finanzstadtrat herzlich wenig Verständnis.
Im
Übrigen meine ich, dass es sehr merkwürdig ist,
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