Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 108
ausgeklammert werden. Ich ersuche Sie diesbezüglich
um Klarstellung! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte noch hinzufügen: Nur bei entsprechender
Information ließe sich auch die politische Diskussion darüber führen, ob und
unter welchen Rahmenbedingungen es sinnvoll ist auszugliedern. – Bei den
fünf von mir genannten Bereichen stellt sich zumindest für uns GRÜNE
gegenwärtig die Situation so dar, dass eine Ausgliederung nicht in Frage kommt.
Aber wir müssen das zumindest auch einmal diskutieren können.
Zweiter Punkt – Wirtschaftsförderung: Ich mache das
relativ kurz, denn gerade im Zusammenhang mit Wirtschaftsförderung sagt der
Budgetvoranschlag – wie schon in der Generaldebatte erwähnt – relativ
wenig aus. Wenn notwendig, dann wird er aufgestockt, wenn weniger notwendig,
dann wird er weniger aufgestockt. Der Rechnungsabschluss hat aber nicht einmal
ansatzweise mit dem Voranschlag übereingestimmt.
Etwas fällt allerdings auf: Bei aller Innovation der
Stadt Wien ist der größte einzelne Punkt bei der Wirtschaftsförderung die
gigantische Summe für Parkgaragenförderung. Auch für das Jahr 2007 haben
wir 25 Millionen EUR für die Förderung von Parkgaragen reserviert. (GR Kurth-Bodo Blind: Das ist eh zu wenig!)
Ob das wirklich zu wenig ist, darüber sollte man tatsächlich einmal
diskutieren! (GR Kurth-Bodo Blind: Es
kommt darauf an, wie viel jeder Einzelne bekommt!) Wenn man sich nämlich überlegt,
wie viel Geld jährlich in Parkgaragen und auch in Park-and-ride-Anlagen
investiert wird, dann stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, mit
den ÖBB und innerhalb des VOR einmal zu verhandeln, die Kernzonengrenzen
auszuweiten, denn dann würde man sich wahrscheinlich sehr viel
Park-and-ride-Anlagen in Wien direkt ersparen. Ich wage zu behaupten, dass es
verkehrspolitisch sinnvoller wäre, wenn die Kernzonen im Norden, Osten, Süden
und Westen Wiens über die jetzige Stadtgrenze hinausreichen würden. Es gibt
nämlich – so traurig es ist – tatsächlich sehr viele Autofahrer und
Autofahrerinnen, die nicht bereit sind, sich für die eine Station außerhalb der
Kernzone eine Jahreskarte zu kaufen, sondern sich lieber ins Auto setzen. Die
meisten fahren dann ohnedies gleich bis ins Zentrum, und ein Teil stellt sich
halt in die um teures Geld gebauten Park-and-ride-Anlagen, die aber bislang
sowieso nicht ausgelastet sind.
Nur so viel dazu, wie sinnvoll in diese Richtung Geld
investiert wird. Wenn man verkehrspolitisch und wirtschaftspolitisch vorgehen
will, dann muss man beachten, dass das Hand in Hand geht, und dann sollte man
statt in die Parkgaragenförderungen und in die Park-and-ride-Anlagen besser in
eine Kernzonenausweitung investieren. Das hat Zukunft und ist nicht eine so
typisch rückwärts gewandte Wirtschaftspolitik, wie sie uns mit dieser
Schwerpunktsetzung vorgeführt wird.
Ein weiterer Punkt: Ich glaube, dass es sehr wichtig
gewesen wäre, in der Budgetrede darüber etwas zu hören, denn in diesem
Zusammenhang kommt möglicherweise gerade auf die Wiener Stadtwerke einiges zu.
Momentan läuft in der EU innerhalb der Europäischen Kommission die Diskussion
über das Ownership Unbundling. Dabei geht es im Endeffekt darum, dass es vor
allem zu einer personellen und strukturell eigentumsrechtlichen Entflechtung
zwischen Erzeugung und Vertrieb kommt. Das würde die Wiener Stadtwerke ganz
massiv betreffen.
Jetzt freut es mich, dass ich von meiner Kollegin
Monika Vana, die in Brüssel war, gehört habe, dass alle vier Fraktionen sich
gegen das Ownership Unbundling ausgesprochen haben. Nichtsdestoweniger wird die
Kommissarin Neelie Kroes im Jänner wahrscheinlich ihren Vorschlag präsentieren,
und so wie bei der Dienstleistungsrichtlinie ist zu befürchten, dass, wenn
schon nicht alles so durchgeht, wie es sich die Kommission vorstellt, zumindest
ein Teil dessen, was den Vorstellungen der Kommission entspricht, umgesetzt
wird. In Anbetracht dessen würde ich mir tatsächlich auch hier im Gemeinderat
eine Klarstellung wünschen, was die Gemeinde Wien nicht nur ganz allgemein,
sondern ganz konkret tatsächlich gegen dieses Ownership Unbundling zu tun
gedenkt. Denn dass sie prinzipiell dagegen sind, haben ja ohnedies alle vier
Fraktionen bereits gesagt.
Wir haben vorher über die Ausgliederungen
möglicherweise auch der Stadtarchäologie gesprochen, und der Herr
Finanzstadtrat hat in seiner Budgetrede auch kurz auf die Personalpolitik und
auf Dienstverhältnisse Bezug genommen und die Stadt Wien als Vorreiter einer
sozialen Personalpolitik dargestellt. Ich möchte Ihnen zwei Beispiele, die
nicht unbekannt sind, präsentieren, in Anbetracht welcher sich die Frage
erhebt, wie es denn wirklich ausschaut und wo wir tatsächlich stehen.
Das erste Beispiel haben wir unlängst in meiner Anfrage
zur Stadtarchäologie behandelt: Es gibt anscheinend innerhalb der Stadt Wien
Personalposten, die im Dienstpostenplan nicht auffindbar sind. Jetzt hatte ich
das Glück, bei der MA 32, bei der Stadtarchäologie, selbst darüber zu
erfahren. Diese Posten sind in keinem Dienstpostenplan enthalten, auch wenn die
Leute zehn Jahre bei der Stadt Wien mit Kettenverträgen beschäftigt sind. Und
ich habe keine Ahnung, wie viele es sonst noch gibt! Was nützt ein
Dienstpostenplan, wenn nicht alle Beschäftigten darin enthalten sind? Und
nachdem das jetzt bekannt geworden ist, zieht man offenbar die Konsequenz
daraus und sagt, dass man das nur mehr durch eine Ausgliederung der
Stadtarchäologie reparieren kann, anstatt dass man endlich sagt: Dort arbeiten
32 Leute, größtenteils Akademiker, seit zehn Jahren mit Kettenverträgen.
Jetzt wird es wirklich einmal Zeit, dass man diese in den Dienstpostenplan
aufnimmt und ihnen gescheite Verträge anbietet, so wie es für jeden anderen
Beschäftigten innerhalb der Stadt Wien üblich ist!
Das erwarten wir uns, und ich hoffe sehr, dass es
nicht weitere solche U-Boote im Dienstpostenplan gibt! Ich versichere Ihnen
aber: Wir werden schon draufkommen, und wir werden jeden einzelnen Dienstposten,
der eigentlich vorhanden, aber nicht ausgewiesen ist, thematisieren, und zwar
im Interesse der ArbeitnehmerInnen! Das möchte ich ganz bewusst einmal dazu
sagen.
Ein zweiter Fall wurde in unserer
letzten
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