Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 108
Wien zu verteidigen, was ihr offenkundig nicht ganz leicht gefallen ist. Es wäre unfair, ihr das allein vorzuwerfen, aber es ist halt schwer, solche Sachen zu verteidigen!
Sie haben gesagt, dass man in Wien versucht hat, das
Drogenproblem zu lösen. – Das stimmt! Das hat man versucht. Erfolg haben wir
aber keinen, sondern es ist schlimmer geworden. Schauen Sie sich allein die
Zeitungen von diesem Wochenende an! (GRin
Erika Stubenvoll: Was in den Zeitungen
steht! Was die Zeitungen so schreiben!) Was die Zeitungen schreiben, ist ein anderes Mal richtig, Frau
Kollegin! Sie können es sich doch nicht einfach aussuchen! Vor allem nicht
aussuchen können es sich aber die drogensüchtigen Jugendlichen, deren Zahl
zunimmt und die in immer mieseren Zuständen leben müssen, weil Sie sich nicht
wirklich zu einer dezidierten und rigoroseren Drogenpolitik entschließen
können!
Weiters haben Sie davon gesprochen, dass wir immer
vom „alt bekannten Problem der Ausländer- und Zuwanderungsproblematik“
reden. – Nun: Wenn das Problem so alt bekannt und tatsächlich ein Problem
ist, wie Sie selber zugeben, Frau Kollegin, dann frage ich Sie: Warum tun Sie
denn nichts dagegen, außer hier darüber zu reden? Sie sind ja die Macher! Sie
sind diejenigen, die immer behaupten, dass Sie das können! (Beifall bei der
FPÖ.)
Dritter Punkt – Parteibuchpolitik: Wären Sie nicht
schon rot, dann müssten Sie es bei dem, was Sie gesagt haben, werden, wenn Sie
nämlich bestreiten, dass die Parteibuchpolitik in Wien eine wesentliche Rolle
spielt! Versuchen Sie einmal, in den meisten Bereichen der Stadt Wien ohne
Parteibuch etwas zu werden! (GR Godwin
Schuster: Probieren Sie es aus!) Zu uns kommen immer wieder Leute mit
großer Angst und sagen: Ich dürfte Ihnen ja nichts sagen, aber ... – Sie
wissen es selbst: Es gibt genügend Betriebsratswahlen, bei denen Sie weniger
Stimmen bekommen haben, als Sie Mitglieder in Ihrer Partei und in Ihrer
Gewerkschaft haben. Das ist doch ein mehr als deutliches Zeichen dafür, in
welche Richtung das wirklich läuft! Das ist doch ... (Zwischenruf von GR Godwin Schuster.) Aber das weiß ohnehin ganz Wien, das brauchen wir ja nicht
hinter vorgehaltener Hand zu sagen! Damit beruhigen Sie sich nur selbst, auch
Sie, Herr Kollege Schuster! Das ist halt einfach eine Praxis!
Wenn wir davon sprechen, was sich vorher abgespielt
hat – ich meine jetzt das Beispiel mit der unflätigen Mail, das hier
abgegangen ist –, dann können Sie sich auch nicht herausreden: Hier gibt
es eine Verantwortung in der Hierarchie, Herr Kollege! (Zwischenruf von GR
Christian Oxonitsch.) Ich sage ja nicht, dass Sie der Schuldige sind! Aber
der Mann hat sicherlich einen Vorgesetzten! Ja, schauen Sie auf die Ordnung!
Der Mann hat einen Vorgesetzten, der ihn an die Kandare nehmen muss! Oder er
ist nicht ausgelastet und hat nichts zu tun! (GR Christian Oxonitsch: Habt
ihr das gemeldet?) Dazu gibt es ja auch eine Dienstaufsicht. Dafür sind Sie
verantwortlich, nicht die Opposition! Wir zeigen dann natürlich auf, was schief
läuft. (GR Christian Oxonitsch: Was haben Sie denn getan?)
Herr Kollege Oxonitsch! Das zeigt aber, dass Sie
zumindest betroffen sind, und zwar stark betroffen, wie ich hoffe! Ihnen
gefällt zumindest diese Vorgangsweise nicht. Das konzediere ich Ihnen, und ich
hoffe, dass Sie die auf dem Dienstaufsichtsweg erforderlichen Maßnahmen –
wie es im Dienstrecht so schön heißt – einleiten werden. Dazu sind Sie ja
da! Sie haben ja den Stadtrat, nicht wir! (Beifall bei der FPÖ. –
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Herr Kollege Oxonitsch! Sie haben den
geschäftsführenden Stadtrat, nicht die Freiheitlichen! (GR Christian
Oxonitsch: Wen haben Sie informiert?) Regen Sie sich wieder ab, darüber
können wir nachher gerne noch weiterreden! Ich mache jetzt mit dem weiter, was
ich sagen will. (Weiterer Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Das
war offenkundig ein Treffer, der sitzt!
Herr Kollege Oxonitsch! Sie haben sich vorher darüber
erbost, dass ich in einem Zwischenruf von Almosen geredet habe. – Jetzt
werde ich Ihnen die Almosen im Zusammenhang mit dem Heizkostenzuschuss
erläutern. Erinnern Sie sich an die Debatte im vorigen Jahr, bei der Sie eine
Erhöhung nach dem kältesten Winter, den wir seit Langem gehabt haben, abgelehnt
haben, Herr Kollege Oxonitsch? (Beifall bei der FPÖ.)
Was Sie den Leuten geben, sind Almosen, aber Sie
haben auch heute wieder die Gelegenheit, dazu zu lernen. Wir werden einen
Antrag dazu einbringen. Sie können diesem gerne zustimmen, damit es im nächsten
Winter etwas besser ausschaut! Dann können wir wirklich wieder einmal über
einen Schritt in Richtung „soziales Wien“ reden.
Nun zu
einer Geschichte, die hier auch angesprochen wurde und nicht Wien und
„soziales“ Wien allein betrifft. Es wurde jetzt mit einem Gewaltstreich, der
stark auch durch die Europäische Union gefördert wird, das digitale Fernsehen
eingeführt. Es gibt allerdings eine ganze Menge von Pensionisten
beziehungsweise Mindestlohnbeziehern, die gewaltige Schwierigkeiten haben, sich
ein neues Gerät zu kaufen, das sie sich ja kaufen müssen. Man ist da auch von
Seiten der Bundesregierung darüber gefahren, ohne das zu bedenken. Dabei gehört
die Information durch das Fernsehen wirklich nicht zu den Luxusgütern, die dem
Bürger geboten werden! Man müsste auch diesbezüglich wirklich nachdenken, was
man tun kann! Dann können wir vom „sozialen“ Wien oder vom „sozialen“
Österreich reden! Jetzt sind wir davon in einigen Bereichen aber noch ein
gewaltiges Stück entfernt!
Dazu muss man natürlich vielleicht auch in dem einen oder anderen Bereich einsparen. Das stimmt schon! Ich werde jetzt zu einem Bereich reden, betreffend welchen man sich sehr genau überlegen muss, ob man dort nicht kräftige Einsparungen vornehmen könnte, nämlich bei den außen- und europapolitischen Aktivitäten der Stadt Wien. Diese sind für die Bürger Wiens weniger wichtig und auch nicht besonders lustig, aber sehr lustig für diejenigen, die diese Aktivitäten im Ausland vertreten
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