Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 80
Für diese Aussage bin ich gerügt worden - nicht da
herinnen, aber außerhalb -, und deswegen möchte ich es präzisieren.
Wieviel Geld im stillen Kämmerchen fließt, das weiß ich
nicht, und wieviel an direkten Spenden auf die Konten der Parteien geht, kann
ich nicht wissen, weil sich die Großparteien bis jetzt einer Transparenz bei
den Parteispenden, wie sie sich die GRÜNEN wünschen, verweigern. Aber was ich
schon sagen kann und was ich schon sehe, wenn ich eine Zeitung aufschlage, ist,
dass ich darin Inserate finde. Das ist auch eine versteckte Förderung.
Es nützt natürlich schon der Österreichischen
Volkspartei in Niederösterreich, wenn in der Niederösterreichischen Gemeindezeitung
seitenweise Inserate von Novomatic und von Admiral abgedruckt sind. Das nützt
natürlich der Österreichischen Volkspartei schon etwas, und es ist ja nicht von
ungefähr, dass genau dort der größte Druck von der Volkspartei gekommen ist,
betreffend: Machen wir alles, was uns die Novomatic anschafft! Das ist ja kein
Wunder.
Wenn ich die Inserate dem Volumen nach in Geld
umrechne - natürlich kann man auch bei der Zeitung nicht in die Konten
hineinschauen, aber das lässt sich doch sagen -, dann reden wir nicht mehr von
ein paar Tausend oder von ein paar Zehntausend Euro, sondern dann geht es um
viel Geld. Wenn ich alle Inserate aus der Glücksspielbranche, die in
parteinahen Zeitungen erschienen sind, zusammenrechne, dann wundere ich mich
schon sehr viel weniger über die Position der zwei österreichweiten
Großparteien. In dem Bundesland sind wir ja in der Größe nicht weit
auseinander.
Ich habe jetzt also den Vorwurf der Parteienförderung
ein bisschen präzisiert. Ich hoffe, dass man auf der Ebene zumindest
argumentativ weiterreden kann. Denn was hinter verschlossenen Türen
ausgetauscht wurde, weiß ich nicht und wollte ich auch letztes Mal nicht
andeuten - das kann ich auch nicht -, aber das andere kann man schwarz auf weiß
nachlesen.
Da wir hier aber in Wien sind, würde ich mich
wahnsinnig freuen, wenn ein einziges Mal in den nächsten fünf Jahren - das ist
ja wirklich wenig verlangt - eine anständige Kontrolle dieser Geräte
stattfinden würde. Eine anständige Kontrolle dieser Geräte, weil ich genau
weiß, dass dann die Hälfte innerhalb kürzester Zeit vom Markt verschwindet.
Ferner würde ich mich sehr freuen, wenn das nicht nur
Ankündigungen von Herrn Bgm Häupl bleiben, die heute am Vormittag schon in der
Fragestunde getätigt wurden, nämlich: Man möge doch überprüfen, ob es eine
Lücke bei der Finanzierung der Anonymen Spieler und Anonymen Spielerinnen gibt.
Wenn ich mir anschaue, wie bis jetzt mit dem Verein
der Anonymen Spieler umgegangen wurde, dem einzig nennenswerten größeren
Verein, der sich um Spielsüchtige kümmert: Da hat es einmal einen Artikel im
"Global Player" gegeben, das war ein Artikel von Herrn Johannes Hahn,
"Verantwortung ernst nehmen", er kümmert sich in dem Artikel auch um
Sucht als Spielverderber. Da gibt es einen Text über Herrn Wilhelm Gizicki; ihn
habe ich am Anfang kurz erwähnt, er ist nämlich der Gründer der Anonymen
Spieler und Spielerinnen.
Diesen Verein hat er 1982 gegründet, nachdem er
vorher ein Unternehmen, das er aufgebaut hatte, eine Autozubehör-Firma, die er
selber aufgebaut hatte, über 30 Jahre lang, mit 50 Mitarbeitern und
Mitarbeiterinnen - diese Firma hat er verzockt, zur Gänze verspielt:
50 Arbeitsplätze vernichtet, 30 Jahre Lebensarbeit vernichtet,
verzockt! Er hat ein Buch darüber geschrieben, und er hat vor allem die Anonymen
Spieler und Spielerinnen gegründet. Dafür hat er vom Land Wien 1991 das Goldene
Verdienstzeichen erhalten.
Schön wäre es, wenn jetzt noch, nachdem er vor
15 Jahren das Goldene Verdienstzeichen erhalten hat, sein Verein die
Arbeit besser fortführen könnte und nicht davon abhängig wäre, dass er
10 EUR von 1 400 EUR, die pro Automat eingenommen werden,
bekommt. Das sind 0,7 Prozent - 0,7 Prozent, die verwendet werden, um
den Schaden, den enormen Schaden, der durch dieses Kleine Glücksspiel entsteht,
in irgendeiner Art und Weise noch abzufedern. Diese 0,7 Prozent sind ein
Witz!
Wenn die Abgabe von 1 400 EUR
geplanterweise prohibitiv hätte wirken sollen, wie der Herr Bürgermeister
ausgeführt hat, wenn das nicht funktioniert hat und er selber angedeutet hat,
man möge eventuell über die Höhe dieses Betrages nachdenken, dann mache ich
gleich einen konkreten Vorschlag und sage: 2 000 EUR, und 300 davon
gehen an die Anonymen Spieler. Dann könnten sie nämlich etwas mehr tun, als nur
die Arbeit zu leisten, die ein Tropfen auf den heißen Stein ist - nämlich ein
paar Leute in Therapie zu nehmen -, sondern dann könnten sie auch Werbung
machen, so wie nämlich quasi für Spielsucht geworben wird: „Werden Sie
spielsüchtig, kommen Sie und spielen Sie!" Dafür ist ja viel Geld da.
Auch hier könnte man über ein Werbeverbot nachdenken.
Denn so schädlich wie der Zigarettenkonsum ist vermutlich auch das Glücksspiel
in Österreich, und es bringt Leute genauso am Ende des Tages um. Diese Summe kann
man dann verwenden, nämlich 300 EUR, das wäre dann gleich dreißig Mal so
viel Geld, wie sie jetzt zur Verfügung haben, damit sie auch Arbeit leisten
können bei der Bewerbung ihrer Tätigkeit und im Vorfeld, nämlich präventiv
tätig zu werden und nicht nur ein paar einzelne Leute spät, nämlich eigentlich
fast schon zu spät, noch behandeln zu können.
Wenn das alles passiert, dann sind wir ein Stück
weiter. Das Verbot des Kleinen Glücksspiels, das ich mir wünsche, wird nicht
kommen, da wird die SPÖ auf das Geld nicht verzichten wollen. Aber eine
wesentliche Steigerung der Einnahmen der Anonymen Spieler und Spielerinnen
sollte uns das Problem auf jeden Fall wert sein. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage ist somit beendet.
Die öffentliche Sitzung ist geschlossen.
(Schluss um 17.07 Uhr.)
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