Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 80
Sozialdemokratie ist öfter gegen das Kleine Glücksspiel, wenn sie in Opposition ist, und nicht so oft, wenn sie regiert.
Es ist übrigens die Kirche in mehreren Positionen
dagegen. Für die ÖVP sollte das nicht uninteressant sein, da ihr doch schon an den
Wahlsonntagen die regelmäßigen Kirchgänger abhanden kommen, und zwar nicht nur,
weil sie am Vormittag in der Kirche sind, sondern weil sie anders wählen - zum
Teil auch verstärkt grün. (GR Mag Wolfgang Jung: Zum Teil FPÖ!) Zum Teil
FPÖ, was auch immer, die Volkspartei verliert in alle Richtungen. Aber das ist
nicht das Thema.
Jetzt könnte man noch sagen: Gut, schauen wir uns
einmal an, was mit den Automaten los ist. Hier ist mehrfach das Wort gefallen:
Die Automaten sind zumindest zweifelhaft, das stimmt alles nicht mit dem
Kleinen Glücksspiel. Wenn man das so gemacht hätte, wie man ursprünglich gesagt
hat, wäre es vielleicht in Ordnung, oder nicht?
Also, mit 50 Cent spielen und 20 EUR
gewinnen - das haben wir da herinnen mehrfach gehört, das ist mehrfach gesagt
worden -, das ist Quatsch. Wenn man das glaubt, dann war man eben selber noch
nie dort und hat keinen Automaten gesehen. Das ist Blödsinn. Einmal
hineingehen, einmal selber 5 EUR einwerfen und zuschauen, wie schnell das
weg sein kann, oder sich neben einen Spieler hinstellen, in jedem Lokal gibt es
einen: Es ist Blödsinn! Für diese Automaten gilt samt und sonders - das sage
ich hier, und ich bin hier im Gemeinderat nicht immun -, sie sind größtenteils
illegal und entsprechen nicht den gesetzlichen Bestimmungen, und zwar aus
folgendem Grund.
Jetzt erkläre ich einmal genauer, was bei den
Automaten der faule Trick ist. Da gibt es oben diese Walzen, dort laufen zum
Beispiel Pokerkarten oder irgendwelche Siebener und Sterne durch. Wenn man es
auf das beziehen würde, die 50 Cent, dann würde man auch sagen, das stimmt
nicht, aber drückt man ein paar Euro zusammen, dann bewegen sich diese Walzen
genau ein Mal. Das dürfen sie laut Gesetz nicht, weil jedes Spiel einzeln sein
muss.
Und was haben diese findigen Menschen bei den
Automaten gemacht? Irgendwo rechts unten gibt es zwei kleine Würfel, ganz
normale von eins bis sechs, und die drehen sich immer. Also auch dann, wenn ich
nur meinen Stand von 50 Cent hinaufdrücke auf 10 EUR, also zwanzig Mal,
und ich spiele dann um 10 EUR diese Walzen in einem Spiel, dann habe ich
zehn Mal drücken müssen, zehn Mal haben sich diese kleinen Würfel bewegt, und
deswegen sind es zehn Spiele gewesen.
Da gibt es nichts zu gewinnen; da gibt es, selbst
wenn immer das Richtige kommen würde, ein paar Euro zu gewinnen. Nur: Auf das
spielt niemand. Ein Spieler, der drinsteht, sieht das gar nicht, und es
interessiert ihn nicht, weil er damit nicht reich wird, auch wenn er zwei Tage
lang die Richtigen hätte - was ja bei einer Sechstel-Wahrscheinlichkeit nicht
geht. Das heißt, es schaut überhaupt kein Spieler hin auf das, drückt so
hinauf, drückt dann auf die Walze und schaut. Da gehen immer mehrere Euro, ein
Vielfaches dessen, was im Gesetz geregelt ist, bei einem Spiel durch.
Auch das wissen alle, und die große Frage wäre
eigentlich: Wie gibt es das, dass die zuständigen Magistratsbeamten dort
hingehen und diese Geräte kommissionieren? Und welchen Verdacht muss ich als
gelernter Österreicher jetzt haben? Denselben, den Sie haben! Ich habe ohnehin
nichts gesagt, aber alle im Saal haben sich das Gleiche gedacht. Alle im Saal
müssen sich das Gleiche dabei denken, weil die Geräte nicht den gesetzlichen
Bestimmungen entsprechen, hundertprozentig nicht!
Das eine Mal, als es in Niederösterreich eine Razzia
gegeben hat - was ist passiert? Beschlagnahmt wurde in 22 Lokalen, und wie
viele Geräte hat man mitgenommen? Normalerweise dürfen ja in einem Lokal nur
zwei stehen; und wie viele waren nachher tatsächlich überprüfterweise illegal?
Laut Kranzl, SPÖ, über 30! Nämlich 36 in 22 Lokalen - wenn man das
hochrechnet, ist das eine recht gute Quote, wenn nur zwei drinstehen dürfen -
waren tatsächlich manipuliert und entsprechen nicht den gesetzlichen
Bestimmungen!
Ich behaupte es noch einmal: Die Geräte, die in Wien
haufenweise in den Lokalen stehen, sind nicht das, was Sie haben wollten, als
Sie das Gesetz gemacht haben. Das sind sie nicht. Aber warum sie immer noch
dort stehen und kein zuständiger Beamter, der dort hingeht, das merkt, was ich
merke und was jeder und jede von Ihnen sofort merken würde - scharf nachdenken!
Welche Qualifikation braucht denn einer, damit er
dort überhaupt sagen darf, ob der Automat dem Gesetz entspricht oder nicht? Er
muss mehrjährige Erfahrung haben - ich sage jetzt "er", weil es nur
"Ers" sind -, er muss mehrjährige Erfahrung in der Branche haben. Na,
wo hat er denn diese vorher gesammelt? Da muss man schon wieder scharf
nachdenken. Und schon wieder sind alle selber draufkommen: Natürlich bei den
Automatenherstellern! Wo soll er es denn sonst gelernt haben?
Das ist eine Branche, zumindest im Bereich des
Kleinen Glücksspiels, in der am Gesetz vorbeigetrickst wird ohne Ende und in
der sich niemand traut, oder eher noch: niemand möchte, dass das Gesetz auch
vollzogen wird. Und das wäre die Aufgabe der Sozialdemokratie in der Stadt.
Alles, was Sie tun müssen,
ist, ein paar Geräte beschlagnahmen zu lassen, und schon werden Sie
draufkommen, dass es nicht passt. Das geht ruck, zuck - warum passiert das
nicht? Die Finanzlandesdirektion spricht manchmal darüber, und soviel ich höre,
wird sie immer wieder einmal zurückgepfiffen; von wem, weiß ich nicht genau.
Jetzt traue ich mich, eines noch
zu sagen; und ich bin nicht immun, ich muss normalerweise damit rechnen, dass
ich für so etwas womöglich geklagt werde - und ich würde mich sehr darüber
freuen! Ich habe letztes Mal, als wir über dieses Thema gesprochen haben, hier
gemeint, es könnte auch, wenn die Personen schon so oft identisch sind und in
den entsprechenden Gremien auch Politiker und Politikerinnen sitzen, im
gelernten Österreicher der Verdacht einer Parteienförderung aufkommen.
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