Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 71
einer Schulnotenskala beurteilt haben, und drei Viertel davon geben dem Wiener Gesundheitswesen und der Versorgung mit den Krankenhäusern die Note Gut und Sehr gut.
Ich
möchte mich aber ein bisschen genauer befassen mit dem Zitat des
Patientenanwaltes, auf das Sie hier verweisen, die Zwei-Klassen-Medizin,
und darauf antworten. Aber nicht mit Ja oder Nein, weil ich denke, dass das
Gesundheitswesen, die Finanzierungsströme, die Versorgung der Patienten und
Patientinnen zu komplex sind, um eine Frage mit Ja oder Nein beantworten zu
können.
Denn wenn Sie mich fragen, ob ich der Meinung bin,
dass es in Wien ein Zwei-Klassen-System gibt, dann sage ich darauf: Nein, das
glaube ich nicht. Das ist auch nicht so. Wir haben in Wien Spitzenmedizin für
alle, glücklicherweise. Wir müssen nur ein wenig über unsere Grenzen schauen,
und damit meine ich jetzt nicht irgendwelche afrikanischen Länder oder Länder
in Südostasien, wenn ich darauf verweise, dass in vielen anderen Ländern
gewisse Operationen an ein Alterslimit gebunden sind. Für uns ist es
glücklicherweise, und es soll auch so bleiben, und ich stehe dafür, dass es so
bleibt, eine Selbstverständlichkeit, dass man auch mit 80 noch entsprechende
Hüftoperationen bekommt, dass auch mit 82 noch entsprechende
Katarakt-Operationen gemacht werden oder dass es bei den Herzoperationen, wie
ich mir unlängst bei einem sehr beeindruckenden Besuch im AKH erklären ließ,
sogar eine eigene Liste für ältere Patienten und hochbetagte Patienten und
Patientinnen gibt, weil natürlich das Spenderherz und der Empfängerorganismus
zusammenpassen müssen und es eine eigene Liste gibt für die Jüngeren und eine
eigene Spenderliste für die Älteren und für die Hochbetagten, weil es eben auch
so komplexe Operationen bei uns gibt.
Das heißt: Nein, es gibt keine Zwei-Klassen-Medizin,
aber ja, ich teile die Sorgen des Patientenanwaltes und diese Hinweise, die er
uns hier gibt, dazu ist er ja da, sehr kritisch, jetzt und in Zukunft sehr
kritisch die Situation zu hinterfragen, ja, ich teile seine Sorgen, dass wir
sehr darauf achten müssen, dass wir nicht vor einer Zwei-Klassen-Medizin
stehen. Und wir alle wissen, dass die Finanzierung des Gesundheitswesens an Grenzen
stößt, aus verschiedenen Gründen, unter anderem auf Grund der demographischen
Entwicklung, und dass hier neue Finanzierungsmöglichkeit notwendig wären, die
leider bisher nicht erreicht wurden. Wir brauchen Effizienzsteigerungen im
Gesundheitswesen, die engere und neuere Kooperationen auch zwischen den
verschiedenen Sektoren bedeuten. Leider ist hier bisher nichts davon zu merken.
Löbliche Ausnahme ist wieder einmal Wien mit den
Maßnahmen, die wir gesetzt haben, zum Beispiel bei dem wirklich sehr innovativen
Projekt für die Dialyseversorgung.
Die Belastungen im Gesundheitswesen, die seitens der
Bundesregierung seit dem Jahr 2000 durchgeführt wurden, sind schon ein Schritt
Richtung Zwei-Klassen-Medizin, die mir auch sehr große Sorgen machen, wenn ich
nur auf die mehrfache Erhöhung der Rezeptgebühr verweisen darf, auf die höheren
Selbstbehalte, auf die Leistungskürzungen in der Krankenkasse und auf die
Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge, die nicht mit Ausweitungen der
Leistungen, sondern mit Einschränkungen Hand in Hand gegangen sind.
Und mir ist natürlich auch bewusst, und Sie kennen
mich, ich bin niemand, die Probleme verleugnet, dass es auch in Wien – und das
ist ja auch der Hintergrund dieses Interviews gewesen, das Dr Dohr der
"Wiener Zeitung" gegeben hat, auf das Sie sich beziehen – Wartezeiten
gibt in Spitälern gerade im Bereich der Orthopädie. Die orthopädischen
Versorgungsnotwendigkeiten sind in den vergangenen Jahren in zweistelliger
Prozentzahl gestiegen, aus vielerlei Gründen, die jetzt zu diskutieren zu weit
führen würde. Und auch wir wissen, dass es bei nicht akuten Operationen – das
ist mir sehr, sehr wichtig, denn für eine akute Operation, Herzschrittmacher,
Defibrillatoren gibt es selbstverständlich keine Wartezeiten – Wartezeiten
gibt, und auch bei uns gibt es entsprechende Beschwerden.
Deswegen haben wir eine Reihe von Maßnahmen gesetzt,
um hier Verbesserungen zu erreichen, die meiner Meinung nach auch schon greifen.
Ganz konkret ist zum Beispiel im Donauspital die Orthopädie erweitert worden um
20 Plätze, und wir haben im Otto-Wagner-Spital bei der Renovierung des
Pavillons Austria nicht nur viel Geld investiert, sondern auch hier mit
120 Betten ein Drittel mehr Bettenkapazität und eine Verdoppelung der
Operationskapazitäten erreicht. Darüber hinaus hat der Generaldirektor Marhold
mehrere Pilotprojekte initiiert, um die Kernzeiten der Operationen auszuweiten
auf 16 Uhr, darunter, wie wir ja öfters auch im Ausschuss schon diskutiert
haben, bei der Augenabteilung, in der Chirurgie in der Rudolfstiftung und im
Orthopädischen Krankenhaus Gersthof. Das heißt, wir haben hier schon Maßnahmen
gesetzt und sind dabei, noch weitere Maßnahmen zu setzen, um die Wartezeiten,
die es in Wien für nicht akute Operationen gibt, noch weiter zu verkürzen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Die 1. Zusatzfrage: Frau GRin
Korosec.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Ich finde doch die langen Wartezeiten beschämend, auch
wenn jetzt Maßnahmen gesetzt werden. Sie wissen, dass seit Jahren ein
Gesundheitsplan gefordert wird von der Opposition, um eben zeitgerecht auf
Entwicklungen Rücksicht nehmen zu können. Sie arbeiten aber immer erst im
Nachhinein. Im Nachhinein versucht man dann, Sanierungen vorzunehmen.
Konkret geht es mir darum, Frau
Stadträtin: Ich habe ja eine Anfrage gestellt, wo Sie mir mitgeteilt haben,
dass in KAV-Spitälern Operationen von 8 bis 13 Uhr durchgeführt werden, im
AKH länger. Jetzt höre ich, dass bei Augenoperationen das ausgeweitet wurde.
Sie wissen, es wurde bereits 2001 eine Vereinbarung getroffen mit den Ärzten.
Die Ärztegehälter wurden erhöht. Im Gegenzug war geplant, dass eben die
Operationen
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