Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 96
Sie sich die Linzer Straße an! Sie haben es nicht
geschafft, gemeinsam mit der MA 46 eine grüne Welle für den Autofahrer zu
schaffen! Das Ziel beim Individualverkehr muss der flüssige Verkehr sein und
nicht das, was sie aufführen, hier den Sprit für die Leute zu erhöhen!
(Beifall bei der FPÖ.)
Herr Stadtrat, wir sind überhaupt generell gegen
Geschwindigkeitsbeschränkungen im 30er- oder sogar im 40er-Bereich. Da gibt es
Bezirke wie den 7. Bezirk und auch andere, die sich einbilden, sie können
die Stadtpolitik machen. Da bilden sich Bezirksvorsteher ein, sie können jetzt
sagen, bei ihnen gibt es nur mehr 30, 40 oder 50. Das kann nicht sein, Herr
Stadtrat! Das kann es nicht sein! Sie haben hier zu handeln! Ich bin sogar
dafür, dass man die 30 km-Zonen außer vor Schulen, Kindergärten und
Seniorenheimen, ich weiß nicht, ob Sie von dem auch noch etwas hören wollen,
aber der ARBÖ ist genauso wie der ÖAMTC dieser Meinung, auf 40 Stundenkilometer
erhöht. Das bringt weniger Treibstoff, weniger Lärm und einen flüssigen
Verkehr. Springen Sie über Ihren Schatten, machen Sie nicht 30 km in ganz
Wien, sondern schränken Sie die 30 km-Zonen auf 40 ein, außer bei
Kindergärten! (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist eine reine Schikane, eine Abzockerei!
Unglaublich, was hier aufgeführt wurde! (GR
Mag Christoph Chorherr: 160!)
Kollege Maresch, du kommst eh noch dran! (GR Mag
Rüdiger Maresch: Ich habe ja gar nichts gesagt!) Wer war denn das? (GR
Mag Christoph Chorherr: Ich!) Ah, der Chorherr! Ich sehe das so schlecht, weil er den Computer vor sich hat.
Aber jetzt komme ich sowieso zu Ihrem Lieblingsthema. Das ist ja vollkommen
klar, Herr Kollege Chorherr!
Und zwar verdient es den Namen überhaupt nicht. Man
sollte den Namen "Radwegenetz" in Wien gar nicht in den Mund nehmen.
Es ist ja gar keines. Es ist in Wirklichkeit ein Chaos, was hier passiert. Es
gibt einmal grundsätzlich Verwirrung um die Prozentzahlen. Ich höre seit Jahren
ununterbrochen, wir werden den Anteil des Radverkehrs von 2, 3, 4, 8,
10 Prozent verdoppeln. In Wirklichkeit sind wir irgendwo bei
4 Prozent herum. Und der Herr Kollege Blaha, der Fahrradkoordinator, sagt
in der Zeitung etwas, das ich Ihnen vorlesen muss, weil das wirklich gut ist.
In Wien gibt es zirka eine Million Fahrräder, also pro Haushalt zirka
1,3 Fahrräder, was eh gut ist. Ich wäre derjenige, der wahrscheinlich nur
das Vorderrad und ein Pedal hätte, sonst wahrscheinlich in der Familie nichts
zur Verfügung, aber gut. In der Zeitung fragen sie ihn, wie der Anteil ist und
er sagt: „Wir tendieren ehrlich zu 6 Prozent, Voraussetzung ist aber
schönes Wetter." Also, meine Damen und Herren, das ist, was Sie immer
gesagt haben. Was heißt, wir tendieren zu 6 Prozent bei schönem Wetter? Das ist
doch keine Statistik. Das ist vollkommen fern jeder Realität!
Im Übrigen haben wieder ARBÖ und ARGUS eine Statistik
herausgebracht, sogar der VCÖ, dass der Anteil in Wien derzeit bei
4 Prozent liegt. Dabei ist die Aufstellung des VCÖ interessant. So etwas
habe ich schon vor zwei Jahren gesagt. Der Radanteil in den südlichen
Außenbezirken, zum Beispiel Meidling, Liesing oder Favoriten, ist sogar auf
2 Prozent zurückgegangen und der Anteil in der Inneren Stadt, was ich nie
bestritten habe, ist auf 8 oder 9 Prozent gestiegen. Das ist aber nicht
die Realität für ganz Wien. Das ist eine Sonderstellung der inneren Bezirke,
vor allem innerhalb vom Ring beziehungsweise der Bezirke 7, 8 und 9. Daraus den
Schluss zu ziehen, wie es der Herr Kollege Blaha macht, der ganz stolz ist,
und, auch hier Zitat, sagt: „3 900 Fahrräder sind voriges Jahr bei
der Staatsoper vorbeigefahren." Das ist eh schön. Fiaker können es nicht
sein, weil das wäre gar nicht möglich, dass so viele vorbeifahren. Ich sage
Ihnen, in der Längenfeldgasse in Meidling fahren in sieben Stunden
25 Fahrräder vorbei. Das ist die Realität der Fahrradwege in Wien, nicht,
die Oper und den Ring heranzuziehen! Das ist vollkommen klar, dass man dort
fährt, aber es ist keine Alltagsgeschichte, es ist keine Alternative, sondern
es ist Freizeit, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Warum ist das eigentlich so? Wieso gibt es in Wien
eigentlich kein tatsächliches Radwegenetz, gegen das wir überhaupt nichts
einzuwenden hätten? Ein Radwegenetz wäre ja sinnvoll. Sinnvoll wäre es. Was ist
passiert? Man hat in Wien 20 Jahre verschlafen. Man hat Radrouten gebaut,
nicht Radwege, sondern Radrouten, am Stadtrand, nach Laxenburg, in den Süden -
wunderbar für Hobbyradler, für Freizeitradler - und nicht erkannt oder nicht
erkennen wollen oder nicht gewusst, dass das Fahrrad vielleicht eines Tages
auch ein Fahrzeug für kürzere Strecken in der Stadt werden wird. Daher haben
wir heute die Probleme des Lückenschlusses. Daher gibt es überhaupt keinen
Radweg, sondern bestenfalls Radrouten, die in Wirklichkeit von Freizeit- und
von Hobbyfahrern genutzt werden. Auch hier gibt es Studien, dass der Trend bei
uns derzeit weggeht vom Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel und hingeht zum
Hobbyfahrer, zum Fahrer mit dem Mountainbike in Wäldern oder auf eigenen
Routen. Dorthin geht der Trend. Ich werde nachher noch zitieren. Dazu gibt es
Studien.
Jetzt, Herr Stadtrat, frage ich
Sie. Wir sollten in Wien mindestens elf oder zwölf Lückenschlüsse machen. Wenn
Sie die nicht innerhalb eines Jahres schaffen, dann können Sie das ganze
Radwegekonzept und den Herr Radkoordinator, und wie sie alle heißen, einpacken.
Es wird keines mehr geben, weil alles andere verbaut wird und außerdem die
Autozulassungen stärker steigen als es jemals mathematisch statistisch möglich
ist, dass der Radverkehr überhaupt einen Anteil von mehr als 4 Prozent
erreicht. Es gibt nichts oder etwas zu schließen: Hernalser Hauptstraße, Alser
Straße, Getreidemarkt, Mariahilfer Straße, Sechshauser Straße, Reinprechtsdorfer
Straße, Triester Straße, Wiedner Hauptstraße, Wallensteinstraße, Rennweg,
Simmeringer Hauptstraße, Landstraßer Hauptstraße und Wiedner Gürtel, um nur die
größten zu nennen, wo es noch immer fehlt, damit ein Radfahrer, wenn er
wirklich will, es als Alltagsgerät verwenden kann. Wenn Sie das nicht schaffen,
dann ist das Makulatur, was Sie in den Stadtentwicklungsplan, in den
Strategieplan und in den Masterplan
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