Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 108 von 118
Rahmen von Kleinprojekten mit gender-spezifischen Programmen unterstützt. Diese Möglichkeit, kleinere Vereine bei kurzfristigen Vorhaben wie Symposien oder Veranstaltungen zu unterstützen, war 2005 mit 109 000 EUR dotiert. 20 Vereine befanden sich 2005 – was sehr erfreulich ist –bereits in der Dreijahresförderung, was für die Vereine Sicherheit und bessere Planbarkeit bedeutet.
Ferner werden vier
Frauenhäuser mit 164 Wohnplätzen von der Stadt Wien subventioniert. 2005 ist
die Subvention durch erfolgreiche Umstrukturierungsmaßnahmen bei steigender
Qualität – das muss man auch immer dazu sagen – gleich geblieben. Es
ist Aufgabe des Vereins, misshandelten Frauen und ihren Kindern Unterstützung
und Hilfe zu geben. Leider verzeichnete und verzeichnet der Verein, wie ich
gehört habe, auch heuer wieder steigende Zulaufzahlen. Die Frauen sind zwar
jetzt schon deutlich weniger bereit, Gewalt still in den eigenen vier Wänden zu
erdulden, aber es sind leider immer noch viel zu viele.
578 Frauen und 528 Kinder
lebten im Vorjahr in den vier Häusern. 3 059 Notrufe gingen ein. In der
ambulanten Beratungsstelle fanden 6 195 Beratungskontakte statt. 47 Frauen
und ihren Kindern konnten wir mit Nachbetreuungswohnungen des Vereines
weiterhelfen. Das Nachbetreuungsmodell des Vereins “Wiener Frauenhäuser“
liefert auch in dieser schwierigen Phase wertvolle Unterstützung, und die Zahl
der Nachbetreuungswohnungen soll bis 2010 verdoppelt werden. Derzeit gibt es
25 Wohnungen für Frauen und Kinder, und die Kosten von 50 Wohnungen
werden sich auf knapp 100 000 EUR belaufen.
Leider haben die vom Bund finanzierten
Interventionsstellen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. So werden auf Grund
unzureichender finanzieller und personeller Ausstattung durch das Innen-
beziehungsweise Frauenministerium die Bezirke 18, 19, 21 und 23 noch immer
nicht betreut. Das ist ein unhaltbarer Zustand und eine enorme Belastung für
das gesamte Wiener Gewaltschutzsystem! Gott sei Dank sind die Bezirke 15, 17
und 22 jetzt wieder betreut.
Vom 25.11. bis 10.12.2005 wurden in der Stadt die
Antigewalt-Fahnen mit dem Slogan “Frei leben ohne Gewalt“ als Zeichen gegen die
Gewalt von unserer StRin Mag Wehsely und Polizeipräsident Dr Stiedl
gemeinsam gehisst. Es wurde betont, dass Misshandlung kein privates Schicksal
ist, welches man erdulden muss, sondern ein strafrechtliches Vergehen, gegen
das vorzugehen ist. In diesem Zusammenhang wurde auch gesagt, dass die Polizei
wieder 2 000 Betretungsverbote ausgesprochen hat, und auch hier ist
die Tendenz leider nach wie vor steigend.
Was uns im Rahmen dieser Gewaltdebatte freut, ist,
dass ab 1. Juli das seit Jahren geforderte Anti-Stalking-Gesetz in Kraft
tritt, für welches Wien wirklich wesentliche Vorarbeit geleistet hat. Es ist
zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, weil das Opfer zuerst einen Antrag bei
Gericht stellen muss und erst dann von der Polizei geschützt werden kann. Wir
wissen, dass das Kraft kostet, aber es ist dies eine Schutzmaßnahme mehr gegen
Gewalt, und in diesem Fall nicht nur für Frauen, denn auch Frauen können, wie
wir wissen, Stalkerinnen sein.
Zurück zur Frauenabteilung: Die Herausgabe von
Informationsmaterial ist natürlich einer ihrer Schwerpunkte. Es wurden zum Beispiel
der Frauenratgeber, der zuerst erwähnte Situationsbericht, Sicherheitstipps für
Mädchen und Frauen oder der Erziehungsratgeber und vieles mehr publiziert.
Das Wiener Mädchentelefon, das nun schon seit Herbst
2004 besteht, ist ein großer Erfolg und wird gerne angenommen. Bis Jahresende
haben sich insgesamt 8 700 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen
13 und 16 Jahren an das Mädchentelefon gewandt, eine wirklich erfreuliche
Anzahl! Hier geht es um Themen wie Liebe, Sexualität, Gesundheit oder Beziehungsprobleme,
die mit den Mitarbeiterinnen besprochen werden können und für die man sich Rat
und Hilfe holen kann.
Weil wir gerade beim Thema Mädchen sind und es dabei
um meinen Heimatbezirk geht, möchte ich ein bisschen von der Brigittenau
sprechen: Am vorigen Donnerstag konnten wir in der Brigittenau den ersten
geschlechtssensibel gestalteten Mädchenpark Wiens eröffnen. Das Motto war:
“Mehr Mädchen im öffentlichen Raum!“, und das Projekt wurde von den Mädchen
einer nahe liegenden Schule gemeinsam mit der Jugendplattform Brigittenau, wo
wir eine sehr engagierte Bezirksrätin und Jugendbeauftragte haben, dem
Stadtgartenamt und der Gebietsbetreuung initiiert, geplant und fertig gestellt.
Wichtigstes Ziel ist es, die Chancengleichheit für Mädchen und Burschen bei der
Nutzung der Parks zu fördern.
Am 8. März 2005, also am Internationalen
Frauentag, waren 1 500 Wienerinnen beim erstmals durchgeführten
Open-House-Tag für Frauen im Wiener Rathaus. Sie konnten sich bei einer
Informationsausstellung über alle Themen, die sie bewegen, von Vereinbarkeit
von Familie und Beruf über Gesundheit, Selbstverteidigung et cetera
informieren. An diesem Tag wurde der vorher schon erwähnte Frauenratgeber in
einer Auflage von 7 000 Stück bereits am Morgen bei den wichtigen
U-Bahn-Stationen verteilt. Im Laufe des Tages wurden auch noch
1 500 Stück verteilt, und insgesamt sind somit 8 500 Frauen
damit ausgestattet, was eine ganz schöne Summe ist, auf die man stolz sein
kann.
Die beeindruckende Ausstellung “Frauen gedenken
anders“ wurde im Gedenkjahr 2005 auf dem Platz vor dem Museumsquartier
platziert. Während auf Bundesebene in erster Linie Männer gefeiert wurden,
holte diese Wiener Ausstellung die Leistungen und Errungenschaften der
vergangenen 60 Jahre von und für Frauen vor den Vorhang. Mit dieser
Ausstellung hat die Stadt gezeigt, dass die gesellschaftspolitischen
Entwicklungen über den Mythos der Trümmerfrauen hinaus stark auch durch Frauen
geprägt waren.
Bereits seit 1999 ist die
Frauenabteilung in ihrem Arbeitschwerpunkt “Frauen sichtbar machen“ bestrebt,
bedeutende österreichische Frauen und deren Leistungen öffentlich bekannt zu
machen und viele Namen vor
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