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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 107 von 118

 

die Frauen in der Bundeshauptstadt durch bessere Ausbildung auch höhere Einkommen haben und sich somit Beruf und Familie auch besser vereinbaren lassen als anderswo in Österreich. Ich meine, darauf können wir Wiener SozialdemokratInnen stolz sein, denn dass Wien im Österreichvergleich besser abschneidet, ist das Ergebnis unserer konsequenten Frauenpolitik hier in Wien.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass noch immer ein österreichweiter Frauenbericht der Bundesregierung fehlt, obwohl in der Regierung eigentlich zwei Damen für die Frauenpolitik verantwortlich sind, nämlich die Sozialministerin und die Gesundheits- und Frauenministerin. Zum Trost dafür gibt es aber – lassen Sie mich das ein bisschen zynisch sagen – einen Männerbericht, der wahrscheinlich auch als Ausrede dafür dient, warum die Unterschiede der Einkommen von Frauen und Männern in Österreich noch größer geworden sind beziehungsweise immer mehr Frauen in atypische Beschäftigungsverhältnisse gezwungen werden, mit denen sie nicht genug zum Leben verdienen et cetera et cetera.

 

Nun zurück zum Wiener Situationsbericht: Der Frauenanteil an der Wiener Bevölkerung beträgt 52,5 Prozent, das sind 839 541 Frauen, und wir sind stolz auf unsere Frauenerwerbsquote von 77 Prozent gegenüber 64,2 Prozent in Österreich insgesamt.

 

Zudem können wir auf die bestausgebildete Frauengeneration aller Zeiten verweisen. Daher bestimmen Frauen auch selbstbewusst über ihr Leben. So ist zum Beispiel die ein Leben lang währende Ehe nicht mehr die vorherrschende Lebensform, und immer mehr Frauen entscheiden sich für eine Lebensgemeinschaft als Form des Zusammenlebens.

 

Trotzdem – das kann niemand wegleugnen – haben wir im Sinne von Chancengleichheit noch jede Menge zu tun.

 

Immer noch entscheiden sich die Mädchen nämlich beispielsweise bei der Berufswahl sehr stark für geschlechtsspezifische Berufe. Daher unterstreicht der Bericht die Bedeutung von speziellen Programmen, die darauf abzielen, bestehende Berufsorientierungsmuster zu durchbrechen.

 

So war etwa der Töchtertag, der am 28.4.2005 stattgefunden hat, ein Tag der Rekorde. Es haben immerhin 110 Unternehmen und 2 000 Mädchen an diesem Rekordtag teilgenommen. Im Hinblick darauf haben wir nicht geglaubt, dass es 2006 noch eine Steigerung geben wird, 2006 haben jedoch 130 Unternehmen und 2 800 Töchter daran teilgenommen. Die Mädchen können hier neue und untypische Ausbildungswege, eventuell im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich, kennen lernen. Und ich denke, die starke Steigerung der Zahl der daran teilnehmenden Unternehmen zeigt, dass die Wirtschaft erkannt hat, welches Potential für die Zukunft in den Mädchen steckt. – Ich mache am Töchtertag auch Unternehmensbesuche und bin immer wieder begeistert, mit welcher Freude und Lust sich die Mädchen beteiligen. Es ist wirklich eine Freude, da dabei sein zu dürfen!

 

Dass wir in Wien das dichteste Netz an Kinderbetreuungseinrichtungen haben, ist mit ein Grund für die hohe Frauenerwerbstätigkeit. Vielfältige Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung für Frauen sind in Wien selbstverständlich, aber es ist leider ein Faktum, dass die konservative Frauenpolitik seitens der Regierung problematisches Kindergeld gibt, statt Betreuungseinrichtungen oder die Ganztagsschule zu forcieren.

 

Wer sind die Frauen, die in Wien von Arbeitslosigkeit betroffen sind? – Es sind vor allem die niedrig qualifizierten Frauen sowie Wiedereinsteigerinnen nach Kinderbetreuungsunterbrechung oder Berufswiedereinsteigerinnen. Wir sind sehr erfreut über den Rückgang der Frauenarbeitslosigkeit, wenngleich für uns jede einzelne arbeitslose Frau natürlich um eine zu viel ist. Aber genau da setzen wir in Wien ja an! Wir haben hier eingehakt, und wir sehen, dass die Programme des WAFF, die wir gemeinsam mit dem AMS machen, bereits greifen. 60 Prozent aller Teilnehmer an den WAFF-Maßnahmen sind Frauen, insgesamt waren es 85 000 in den letzten zehn Jahren. 20 000 davon haben ausschließlich an für Frauen bestimmten Maßnahmen teilgenommen; die Stadt hat diese speziellen Maßnahmen konzipiert und mit einem zusätzlichen Budget ausgestattet, um die Jobchancen für die Frauen weiter zu verbessern. Im Jahr 2005 gab es 4 Millionen EUR und im Jahr 2006 gibt es 4,8 Millionen EUR für diese Konzepte, die wir in die Hand nehmen. Unter diesen Konzepten sind zum Beispiel “NOVA“, “NOVA Karenz“, “FRECH – Frauen ergreifen Chancen“ oder “AMANDAS MATZ“ zu nennen.

 

Außer dem Situationsbericht hat unsere Stadträtin im November 2005 auch das “Wiener IFES-Frauenbarometer“ präsentiert, und man konnte feststellen, dass viele Frauen Kind und Job vereinen wollen und sagen, dass die Qualität von Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien gut ist. Aus Frauensicht sind hier die pädagogische Qualität und eine ausreichende Anzahl an Betreuerinnen wichtig.

 

Dieser Frauenbericht sagt noch etwas ganz Neues aus, was mir als älterer Dame natürlich gleich in die Augen sticht: Noch immer tragen 80 Prozent der Frauen die Hauptverantwortung für die Führung und Organisation der Hausarbeit. – Das ist ja etwas ganz Neues! Diesbezüglich haben wir Frauen noch viel Arbeit, denn vieles davon muss natürlich im familiären Bereich geschehen.

 

Dass es viele Wissenslücken betreffend das Kinderbetreuungsgeld gibt, wurde in diesem Bericht auch festgestellt: Zum Beispiel waren nur rund einem Viertel der Betroffenen der Verfall des Kündigungsschutzes während der vollen Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes bekannt. – Kein Wunder! Wir SozialdemokratInnen fordern vehement eine Flexibilisierung des Kindergeldes, was eine wesentliche Erleichterung für alle Frauen wäre. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Frauenabteilung in Wien subventioniert Fraueneinrichtungen und Gender-Projekte: 2005 waren es zum Beispiel 32 Fraueneinrichtungen aus den Bereichen Gewaltprävention, Integration, Arbeitsmarkt, Mädchenarbeit und Gesundheit, außerdem hat sie 43 Vereine im

 

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