Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 118
Hundstorfer soll nicht Nationalrat werden, er soll
auch nicht Gemeinderatsvorsitzender bleiben, und er soll auch nicht Gemeinderat
sein! Dieser Mann ist von seiner persönlichen Qualität sogar ungeeignet,
Gemeinderat zu sein! (Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Hundstorfer muss als Gemeinderatsvorsitzender zurücktreten und
selbstverständlich auch als Gemeinderat!
Zur Begründung: Häupl will den ÖGB-Chef zum
Spitzenkandidaten machen. Trotz seiner Rolle bei der BAWAG-Affäre soll Rudolf
Hundstorfer Spitzenkandidat auf der Wiener SPÖ-Liste für den Nationalrat
werden. Das sagte Bgm Häupl. Hundstorfer habe aber noch nicht bekannt
gegeben, ob er das Angebot annimmt. (Zwischenruf
von GR Erich VALENTIN.) Das ist aber schon wieder vorbei!
Der ÖGB-Chef war ins Kreuzfeuer geraten, weil es
seine Unterschrift war, mit der der ÖGB 1,5 Milliarden EUR an
BAWAG-Altlasten übernahm. (GR Christian Oxonitsch: Haben Sie eigentlich so
wenig zur Umwelt zu sagen? Gibt es bei Ihnen dazu so wenig Überlegungen?)
Hundstorfer hatte sich damit gerechtfertigt, dass er
die Tragweite der Unterschrift damals nicht erkennen konnte. – Und jetzt
kommt es dick: Er, Häupl, gehe davon aus, dass Hundstorfer gewusst habe, was er
da unterschreibt. Hundstorfer sagt hingegen, dass er nicht unterschrieben hat.
Er hat oft geleugnet, dass er unterschrieben hat. Häupl unterstellt ihm aber,
dass er unterschrieben hat. (GR Christian Oxonitsch: Melden Sie sich in der
Generaldebatte!) Das bedeutet doch nichts anderes, als dass der Herr
Bgm Häupl sagt: Ich bin der Meinung, dass Hundstorfer gewusst hat, was er
unterschreibt, dass aber Hundstorfer sagt: Ich habe nicht unterschrieben. Und
als er dann gesagt hat, dass er doch unterschrieben hat, hat er hinzugefügt,
dass er die Tragweite nicht erkannt habe. (Zwischenruf
von GR Godwin Schuster.) Der Bürgermeister sagt, dass er gewusst hat,
was er unterschreibt, und somit stellt der Herr Bürgermeister Herrn Hundstorfer
als Lügner dar. Gleichzeitig schlägt er ihn allerdings als Spitzenkandidat für
Wien vor.
Meine Damen und Herren! Darf ich daraus schließen,
dass Sie in den Augen des Herrn Bürgermeisters… (GR Godwin Schuster: Reden Sie zur Sache!) Ich habe genug Umweltthemen gebracht! Ich habe die WKU
gebracht. (GR Godwin Schuster: Davon habe
ich nichts gehört!) Da hast du wieder nicht aufgepasst! Ich habe die dritte
Müllverbrennungsanlage gebracht. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.)
Wenn WKU, Müllsteuern, Abwasser und Wasser keine Umweltthemen sind, dann weiß
ich nicht, was es sonst sein soll! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich darf daraus schließen, dass Sie in den Augen des
Herrn Bürgermeisters schlechter sind als ein vom Bürgermeister dargestellter
Lügner. Das lassen Sie sich gefallen, meine Herrschaften? Gibt es keinen
anderen Kandidaten hier als einen, den der Bürgermeister als Lügner darstellt? (Zwischenruf von GR Christian
Oxonitsch. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Er hat nicht Lügner gesagt! Nein, nein! Er hat seelenruhig
gesagt, dass er es gewusst hat, und der Hundstorfer sagt, dass er es nicht
gewusst hat. – Das heißt, der Bürgermeister stellt den Spitzenkandidaten
der Sozialdemokratie als Lügner dar, und trotzdem muss man ihn – ist das
wirklich der Beste hier im Haus? – als Spitzenkandidat nehmen!
Wir sind der Meinung, dass Herr Hundstorfer –
und jetzt kommen wir durchaus zur Umwelt – überhaupt kein Geld mehr in die
Hand bekommen und nie mehr über öffentliches Geld entscheiden darf, weder für
Umwelt noch für sonst irgendetwas! Herr Hundstorfer darf auf Grund der
Vorkommnisse, dass er es entweder nicht gewusst hat – dann fehlt ihm aber
irgendetwas, wenn er bei 1,5 Milliarden EUR nicht weiß, was er da
unterschreibt! – oder dass er uns etwas erzählen will, wovon sogar der
Bürgermeister sagt, dass es nicht wahr ist, keine Möglichkeit mehr haben, über
öffentliche Gelder zu verfügen!
Wir sind ja von der Wahrheit hergekommen. Herr
Hundstorfer hat laut ORF.at gesagt, dass er sich zu 100 Prozent dem ÖGB
zur Verfügung stellen wird. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Herr Kollege Blind! Sie merken wohl am allgemeinen Tumult, dass es angebracht
wäre, sich wieder auf § 2 zu besinnen und zur Sache zu sprechen! Das
Ressort soll heute im Mittelpunkt stehen. Ich nehme an, Sie haben noch
Umweltthemen vorbereitet.
GR Kurth-Bodo Blind (fortsetzend): Sie geben mir die Zeit, und ich kommen dann gleich zu den
Hundeklos, die ja wichtiger sind als GR Hundstorfer und seine Entscheidung. (GR Harry Kopietz: Sie sind letztklassig und
komisch!)
Ich komme gleich zum Hundeklo. Aber vorher kommt noch
ein kleiner Satz: Am Donnerstag hat Herr Hundstorfer gesagt: Ich werde zu
100 Prozent dem ÖGB zur Verfügung stehen. Meine Resümee: Wenn er dort zu
100 Prozent ist, warum sitzt er dann da und kassiert da? Wenn er dort
100-prozentig arbeitet, dann kann er da nicht zu 100 Prozent arbeiten,
oder er leistet nichts und kassiert nur!
Nun noch ein Schlusssatz zu Herrn Kollegen
Hundstorfer: Er hat gesagt, dass er als geschäftsführender ÖGB-Chef im Landtag
bleiben will. Das heißt, so lange er dort einen Versorgungsposten sicher hat,
will er unbedingt noch am Sessel kleben.
Jetzt kommen wir zum
Hundekotproblem. (GR Godwin Schuster:
Jetzt sind wir endlich wieder dort, wo Sie hingehören!) Das machen wir ganz
einfach. Geben Sie den Bezirken das Geld von der Hundesteuer! Die Bezirke
werden dann die Probleme… (Zwischenruf
von GR Christian Oxonitsch.) Auf dem Niveau bin ich auch gerade! Die
Bezirke werden dieses Problem mit den zur Verfügung gestellten Mitteln leicht
in den Griff bekommen können. Man kann um das Geld der Hundesteuer zusätzlich
zu den 1 000 Wiener MA 48-Leuten 200 anstellen. Man kann sich
ausrechnen, dass sich das mit dem Geld ausgeht. (GR Godwin Schuster: Rechnen Sie einmal durch, was 200 Leute kosten!)
Du staunst! Aber mit dem Geld habt ihr es halt! Bei den Milliarden begreift
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