Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 118
Vizebürgermeister!) Wenn man in Wien die Zahl
der Schulungsplätze und den Anstieg oder den Rückgang der Arbeitslosigkeit vergleicht,
dann kann man feststellen, dass es in Wien eine Nettobilanz gibt, wonach es um
1 076 Arbeitslose weniger gibt, wobei schon das herausgerechnet ist,
was minimal an Schulungsplätzen dazugekommen ist.
Österreichweit schaut die Situation völlig anders
aus, Herr Dr Schock, da haben Sie Recht. Nur: In Wien ist es anders, und
ich kann Ihnen empfehlen, sich einmal mit den Zahlen und nicht mit Ihren
Propagandapapieren zu beschäftigen. (StR DDr Eduard Schock: In Wien gibt es
die meisten Umschulungen, Herr Vizebürgermeister! Das ist das Märchen! Gott sei
Dank haben Sie es endlich erkannt!) Herr Dr Schock, Sie kommen dann
ohnehin noch dran, nicht wahr? (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auf der anderen
Seite gibt es neben dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen auch eine Zunahme an
Beschäftigung. Sowohl die Standardbeschäftigung nimmt zu als auch die
Gesamtsumme der Beschäftigungsverhältnisse, also auch jene
Beschäftigungsverhältnisse der Geringfügigkeit, der Teilzeitbeschäftigung oder
die neuen Formen der Beschäftigung wie neue Selbstständigkeit, freie Berufe
oder auch andere Formen. Insgesamt, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat
die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in Wien, gerechnet auf zehn Jahre, um
70 000 zugenommen!
Besonders erfreulich ist an dieser Entwicklung, dass
in Wien die Frauenerwerbsquote weiterhin sehr hoch liegt, und zwar wesentlich
höher als im Österreich-Durchschnitt. In Wien beträgt die Frauenerwerbsquote
77 Prozent, österreichweit liegt sie bei 63 Prozent. Es ist auch
etwas Zweites wichtig, glaube ich, nämlich dass die Einkommenssituation der
Frauen zwar auch in Wien leider schlechter als die der Männer ist, aber dass
die Schere zwischen den Frauen- und Männereinkommen in Wien deutlich geringer
ist, als es österreichweit der Fall ist.
Wenn man die Situation vergleicht, was Frauen in
Österreich im Schnitt verdienen und was Frauen in Wien im Schnitt verdienen,
dann liegt der Unterschied bei 2 294 EUR brutto mehr. Ich halte
diesen Unterschied doch für ein entscheidendes Kriterium. Beides, nämlich, dass
in Wien mehr Frauen berufstätig sein können und dass sie hier mehr verdienen
als anderswo, führe ich darauf zurück, dass eben die Rahmenbedingungen dafür
gegeben sind, dass Frauen, die in Familie stehen, die Kinder haben, auch
tatsächlich dem Beruf nachgehen können. Das hat schon zu tun mit der hohen
Qualität und der flächendeckenden Ausstattung mit unseren Kindergärten in Wien!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! So positiv
diese Trends sind - nämlich sinkende Arbeitslosenzahlen und steigende
Beschäftigung -, so sind sie doch keineswegs Anlass zu irgendeiner Entwarnung
oder zu der Feststellung, dass wir in Zukunft auf diesem Gebiet nichts mehr zu
tun brauchen. Trotz Wirtschaftswachstums bleibt ein Teil der in Wien lebenden
Menschen ohne Arbeit oder geht Beschäftigungen nach, mit denen der eigene
Unterhalt nicht wirklich gedeckt werden kann. Bei geringfügigen
Beschäftigungsverhältnissen liegt das ja auf der Hand.
Mit all diesen Problemen, die sich aus der deutlichen
Zunahme der Geringfügigkeit, der Teilzeitbeschäftigung, die ja nicht immer eine
frei gewählte ist, oder aus der Frage der atypischen Beschäftigungsverhältnisse
ergeben, haben wir uns Ende April in einer meiner Ansicht nach gut
positionierten Enquete auseinander gesetzt. Wir vertiefen jetzt für die
einzelnen Teilbereiche die Analysen und Untersuchungen und wollen Punkt für
Punkt Strategien entwickeln, um dort, wo es Probleme gibt, diese aufzufangen. Ein
Beispiel für eine bereits eingeleitete Gegenmaßnahme ist, dass etwa das
Bildungskonto des WAFF jetzt auch für andere, nicht nur für die traditionellen
Berufsbilder geöffnet worden ist.
Daher denke ich, dass es zwar einen
Konjunkturaufschwung und ein Wirtschaftswachstum gibt, dass es aber dennoch
darum geht, im Bereich der Beschäftigungspolitik und der Ausbildungspolitik
stark zuzulegen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es kommt hinzu,
dass es trotz aller oppositionellen Unkenrufe - ich kann mich daran erinnern,
dass es jedes Mal mahnende Worte aus der Opposition gegeben hat, wie schlecht
die Betriebsansiedlungsbilanz der Stadt werden wird (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ja leider so!) - eine
ungebrochene Attraktivität Wiens als Betriebsstandort und für die Ansiedlung
von Headquarters gibt. Ich möchte nur einige Zahlen nennen, um das deutlich zu
machen, damit der Herr Klubobmann der ÖVP dann ordentlich darauf reagieren kann
und nicht nur sagt: „Das ist leider so."
2005 sind 74 internationale Unternehmen neu nach Wien
gekommen, das sind 37 Prozent mehr als im Jahr 2004. Es sind damit
725 Arbeitsplätze entstanden, und es sind 80 Millionen EUR
investiert worden. Im Jahr 2006 setzt sich dieser Trend fort. Wenn man den
Zeitraum bis Juni nimmt, so kommen 23 weitere Betriebsansiedlungen dazu, wobei
sich zunehmend zeigt, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass diese
Drehscheibenfunktion und diese Plattform zwischen West und Ost nicht nur eine
Einbahn ist, sondern dass zunehmend auch Betriebe aus dem Osten kommen, die
sich ebenfalls in Wien ansiedeln. Damit meine ich nicht nur den
österreichisch-chinesischen Technologiepark.
Was die Headquarters betrifft,
haben sich von den zehn in Österreich angesiedelten Headquarters acht für Wien
entschieden, und dieser Trend setzt sich genauso 2006 fort. Einige Beispiele
dafür, Herr Klubobmann Tschirf: Borealis, ein führender, hochtechnologischer
Kunststoffproduzent, verlegt im kommenden Juli den Sitz des Weltkonzerns von
Kopenhagen nach Wien in den IZD Tower. BenQ-Siemens hat für seinen Standort in
Wien die Länderkompetenzen aufgestockt. Beiersdorf, das ist der
Nivea-Hersteller, hat hier die Zentral- und Osteuropa-Holding eingerichtet.
Henkel wiederum hat hier sowohl die Produktion erhöht als auch die
Auslieferungslager auf Wien konzentriert als auch hier das Hauptquartier
eingerichtet. Isahaya, japanischer Elektronikbauteilhersteller; die
Siemens-Tochter
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular