Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 108
Damen und Herren!
Nachdem sich meine beiden Vorrednerinnen in durchaus
belehrender Art und Weise – aber vielleicht gehört das zum Thema Schule
dazu! – jetzt große Sorgen um eine einzige Gruppe gemacht haben, nämlich
um die Zuwandererkinder in Wien, möchte ich am Anfang meiner Rede meiner Sorge
darüber Ausdruck verleihen, dass die Wiener Kinder durch diese katastrophalen
Zustände in vielen Wiener Schulen unter die Räder kommen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Das Ergebnis dieser Sonderauswertung der PISA-Studie
ist natürlich untrennbar mit der Integration als solcher, mit der gelebten
Integration und der Integrationswilligkeit – und diesbezüglich haben wir
gerade eine Studie vorgelegt bekommen –, verbunden. Wenn wir uns ansehen,
welchen Staub diese Studie, in der es nur um die Integrationswilligkeit
gegangen ist, jetzt aufgewirbelt hat, dann sehen wir, dass es mit der
Integration in Österreich nicht zum Besten steht. Wir müssen sogar sagen: Egal,
ob auf Bundes- oder Landesebene, die Integrationspolitik ist auf allen Ebenen
gescheitert! (Beifall bei der FPÖ.)
Integration kann nämlich nur verstanden werden, wenn
auch eine Anpassung an unsere Sitten und Gebräuche, vor allem aber an unsere Sprache
stattfindet. Sie haben heute gesagt: Integration ist keine
Einbahnstraße. – Dem stimme ich natürlich zu! Sie ist auch keine
Einbahnstraße von Seiten derjenigen, die ihren Willen zeigen müssen, sich an
unser System, an dem sie ja fortan teilnehmen und dessen positiven Aspekte sie
alle konsumieren wollen, entsprechend anzupassen.
Genau daran hakt es: Ein Teil dieser Anpassung an
hiesige Sitten und Gebräuche und an unsere Sprache, um sie entsprechend
verwenden zu können, findet nicht statt beziehungsweise wird sogar wissentlich
verweigert. Das hat zum Scheitern der Integrationspolitik geführt. Und man kann
nicht sagen, dass das ganz einfach passiert ist, sondern es hat zum einen in
den 90er Jahren eine ziemlich ausufernde bis unkontrollierte Zuwanderungspolitik
in Österreich gegeben, und das ist nicht von selbst passiert, sondern dies
geschah wissentlich und war seitens der politisch Verantwortlichen erwünscht.
Auf der anderen Seite sind jetzt seit über einem Jahrzehnt keine Maßnahmen
gesetzt worden, um diejenigen, die zu uns gekommen sind, dazu anzuhalten, sich
hier so zu verhalten, dass es zu keinen Konflikten kommt, sich aber auch so zu
verhalten, dass sie ohne größere Probleme am Schulsystem teilnehmen können. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wenn wir heute hören – und das ist ein
schlagender Beweis –, dass 15- und 16-Jährige, die heute in zweiter oder
dritter Generation hier leben, nicht in der Lage sind, einigermaßen mit der
deutschen Sprache zurecht zu kommen, dann können wir den Fehler wirklich nicht
in den letzten Jahren und auch nicht nur an unserem Schulsystem suchen, sondern
dann müssen wir schon einmal sagen: Auch die Familien, die hierher kommen,
haben Verantwortung für sich selbst und natürlich für ihre Kinder.
Ich bin immer sehr kritisch, was die Angebote und
Aktivitäten der Stadt Wien betrifft, aber diesfalls müssen wir sehr wohl sagen:
An Angeboten scheitert es nicht! Wenn ich mir ansehe, wie viel hier auch im
Schulbereich an externer Betreuung, Versorgung und Beratung angeboten wird,
dann muss ich sagen: Es kann nicht daran scheitern, dass es keine
entsprechenden Angebote gibt, sondern es muss natürlich auch daran scheitern,
dass diese Angebote entweder nicht angenommen werden oder zwar angenommen, aber
nicht in die Praxis umgesetzt werden beziehungsweise nur insoweit, als es über
die Einbindung in das hiesige Sozialnetz nicht hinausgeht. Die Einbindung in
die Gesellschaft hingegen wird einfach verweigert, und dem, sehr geehrte Damen
und Herren, ist hier auch nichts entgegengesetzt worden! (Beifall bei der
FPÖ.)
Sieht man sich etwa die Subventionsvergaben an
diverse Vereine an, die sich mit Integrationspolitik beschäftigen oder mit
Integrationsarbeit beschäftigt sind, dann ist ein ganz klassisches Beispiel
dafür der eine Antrag um Subvention, bei dem es um eine achtteilige
Vortragsserie für Zuwanderer geht: Man beginnt nicht damit, dass man den
Menschen nahe bringt, wie denn hier gelebt wird und wie man sich eingliedert.
Nein! Die erste Lektion betrifft vielmehr das österreichische Sozialsystem. Die
Integration in die österreichische Gesellschaft kommt aber erst, wenn
vielleicht eh nicht mehr alle diesen Kurs besuchen, an achter und letzter
Stelle dieser Vortragsreihe.
In der vergangenen Sitzung wurde etwa ganz
ausdrücklich dargestellt, dass eine Überanpassung der Betreuten vermieden
werden soll. – Sehr geehrte Damen und Herren! Können Sie mir erklären, was
“Überanpassung“ in diesem Zusammenhang heißen soll? (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Man wird so wie Sie und wie die FPÖ! Das ist Überanpassung!) Etwa
die Tatsache, dass die Leute vielleicht ausreichend Deutsch sprechen können?
Eine Überanpassung gibt es doch überhaupt nicht! Das
ist ja Blödsinn! Wir sind schon von einer Anpassung weit entfernt, das heißt,
von einer Überanpassung können wir doch überhaupt nicht sprechen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Das zeigt sich ja in Wien auch daran, dass immer
dann, wenn es um nützliche Hinweise geht, wie man etwa Rechte artikulieren
kann, die Schriften oder Informationstafeln in mehrsprachiger Ausführung
abgefasst sind. Wenn man sich dann aber genau anschaut, in welcher Sprache
andererseits Hausordnungen, Vorschriften, diverse Regeln, Anordnungen für ein
gedeihliches Zusammenleben, für Sauberkeit, Ruhe und Ordnung verfasst sind,
dann findet man diese interessanterweise immer nur in deutscher Sprache!
Und wenn wir schon bei der
Sprache, dem wichtigsten und zentralen Punkt dieses ganzen Bereiches Bildung
und Integration sind, dann höre ich auch, dass wir die etwa 40 Sprachen
der zugewanderten Kindergartenkinder nützen, verwenden und auch leben
sollen. – Das erinnert mich sehr an das alte Babylon, wo es dann nur
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